Die erste Maori-Frau, der ich in Neuseeland begegne, ist groß, schwer und ziemlich hart. "No mercy", sagt sie und weicht meinem Blick aus. Ich hatte sie, die ein Schildchen mit der Aufschrift "Inspector" an der Uniformbluse trägt und eine amtliche Person im Dienst der Hygieneaufsicht ist, lächelnd um Gnade gebeten. Sie nahm eine Haltung an wie Maori-Krieger bei folkloristischen Darbietungen, die erst die Zunge herausstrecken, dann brüllen und mit dem Stock zuschlagen.

Im Ankunftsbereich des Flughafens Auckland erlebt jeder einen Double Check. Erst Passkontrolle, dann Sicherheitsschleuse. In meinem Rucksack werden zwei Äpfel gefunden. Sie stammen aus einem deutschen Bioladen, ich wollte sie auf dem fast 30 Stunden langen Flug unterwegs im Transit essen. Aber der Umstieg in Los Angeles war stressig, sodass ich nicht mehr an meine Äpfel dachte. "Ich habe sie einfach vergessen", sage ich zur Maori-Frau. Sie nickt, ihr Gesicht bleibt starr. 200 Dollar (etwa 120 Euro) Strafe für unerlaubte Einfuhr agrarischer Produkte. Was für ein Empfang in einem Land, das zu besuchen ich fast 20 000 Kilometer geflogen bin.

"Ein Unverschämtheit", sagt tags darauf Katie Medlock vom Tourism Board New Zealand. Abzocke, bei der täglich Tausende Passagiere geschröpft werden. Alles, was essbar ist, und sei es ein fest verschlossenes Marmeladendöschen, wird mit Strafe belegt.

Zwei Fluggäste erzählten, dass sie ihre Wanderschuhe aus dem Gepäck holen mussten. Weil Reste europäischer Erde an den Sohlen klebten, wurden sie zur Kasse gebeten. Es gibt erregte Diskussionen. Was ist los mit den Kiwis? Behandelt man so Gäste? Neuseeland gibt es nur mit Eintrittsgeld. Alle zahlen, niemand will nach so langem Flug sofort die Rückreise antreten. Diesen Effekt nutzen die Zöllner aus, der Imageschaden ist egal. Man habe das Einreiseformular unterschrieben, heißt es.

Offiziell haben die Kiwis Angst vor Salmonellen und Seuchen. Für sie ist offenkundig die ganze Welt vergiftet, nur ihr isoliert gelegenes Land ist clean. Doch auch bei Landsleuten greifen die Zöllner ab. Sie handeln sich damit so viel Ärger ein, dass sie darüber versteinert sind. Wie die Maori-Frau, die eine schöne junge Dame sein könnte, versähe sie nicht ihren Dienst.