Am 21. Juni war der Tag des Schlafes. Diesen Termin haben wir leider verschlafen, daher können Sie diesen Text erst jetzt lesen. Wenn Sie es überhaupt wollen und sich nicht so sehr dabei langweilen, dass Sie womöglich einnicken. Lektüre ist immer eine herrliche Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, daher verwundert es, dass in den meisten Hotels die Bibel im Nachtschrank liegt. Vor derlei abenteuerlichen Geschichten kann man wohl kaum die Augen verschließen. Stattdessen liegt man wach und überlegt irritiert, wie genau man ein Meer teilt und Wasser in Wein verwandelt.

Gott sei Dank lassen sich einige Hoteliers viel einfallen, um dem Gast eine geruhsame Nacht bieten zu können. Es gibt besonders hohe Betten und extra lange Decken, atmungsaktive Matratzen, verstellbare Lattenroste, Bezüge aus Damast oder Seide, Schlafmasken und Ohrenstöpsel auf dem Nachttisch. Am besten jedoch ist das Kissenmenü. Nein, damit sind nicht die Schokoladentafeln gemeint, die das Zimmermädchen ans Kopfende des Bettes legt. Bei diesem Menü darf der Reisende wählen, ob sein Kissen lieber aus Weichschaum oder aus federleichten Daunen gefertigt sein soll. Ob es mit Kirschkernen gefüllt oder mit Lavendel parfümiert wird. Ob es speziell für den Nacken geformt oder für Allergiker geeignet ist. Welche Größe es haben darf und wie viele die Liegestatt zieren dürfen.

Stundenlang kann man sich einen Kopf machen, wie man den seinigen betten möchte. Die Hotelkette Travel Charme bietet gar eine Kinderkollektion mit Knuddelkissen in unterschiedlichen Tiergestalten an. Und im soeben eröffneten Palacio Nazarenas in Cusco werden die Zimmer mit Sauerstoff angereichert. Das Luxushotel in Peru liegt auf über 3400 Meter Höhe; mit der extra Portion Luft soll verhindert werden, dass dort jemandem des Nachts der Atem stockt.

Derlei Aufwand ist durchaus angebracht. Immerhin verbringen Urlauber ein Drittel der Zeit im Bett. Und genau wie Hochzeiten dummerweise zuerst nach Quali- und Quantität des Essens beurteilt werden, lautet die obligatorische Ferien-Frage am Frühstücksbüfett zwischen Eierstation und Tee-Samowar stets: "Hast du gut geschlafen?" Wohl dem Reiseanbieter, dessen Gäste darauf nicht mit Schimpftiraden über durchgelegene Matratzen, brummende Klimaanlagen oder zu dünne Wände reagieren.

Eine andere in diesem Zusammenhang wichtige Frage lautet: Warum heißt es eigentlich "Tag des Schlafes"? Wir bevorzugen die Nacht dazu.