Das Bad Bergzaberner Land begeistert im Frühling mit der Mandelblüte und überrascht mit einem einzigartigen Kakteenland.

Im März, wenn alles nach Sonne und Wärme giert, treibt es der Frühling im Bad Bergzaberner Land besonders bunt. Genauer: Rosarot, Rosé, Rosenrot, Pink, Purpur, Pastellfarben. Für Urlauber ist das Bergzaberner Land in der Südpfalz dort, wo es an Baden-Württemberg und das Elsass grenzt, dann tatsächlich das, womit es für sich wirbt: "Deutschlands Toskana".

Wir wissen nicht, ob Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) zur Mandelblüte in Bad Bergzabern war. Er soll bereut haben, dass er seine Heillehre der Wasserkur bereits im badischen Wörishofen begründet hatte. Bergzabern habe sich noch mehr geeignet, verkündete er. Die fünf Säulen der Kneipp-Therapie - Wasseranwendungen, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzentherapie und gesunde Lebensweise - werden hier bis heute hochgehalten und modern interpretiert. Das Thermal- und Kneipp-Heilbad besitzt verschiedene Kliniken und bietet seinen Besuchern eine mittelalterliche Altstadt mit kleinen Gassen, dem wunderschönen Renaissancebau des Gasthauses "Zum Engel" und das etwas zu groß geratene Schloss von 1527. Der Jakobsweg nach Santiago de Compostela führt direkt durch den Kurpark, vorbei am Kneipp-Becken und der Südpfalztherme, dessen Wasser pausenlos aus 450 Meter Tiefe sprudelt.

Kein Ereignis in der Südpfalz wird aber so herbeigesehnt wie die Mandelblüte - wird die Region doch zum Saisonauftakt in ein zauberhaftes Blütenkleid gehüllt. Schon wenn im Februar die Knospen kurz vor dem Treiben sind, kommt eine andere Stimmung auf - die warme Jahreszeit beginnt. "Bei uns zuerst", prahlen die Einheimischen, die einen eigenwilligen, silbenverschluckenden Dialekt sprechen.

Im Ort Gimmeldingen feiert man das Mandelblütenfest als erstes Weinfest des Jahres. Auch in Bad Dürkheim, Maikammer, Wachenheim, Birkweiler, Gleiszellen, Leinsweiler und Edenkoben werden Tische auf Marktplätze und Gassen geschoben und Weine daraufgestellt. Ein Pfälzer ohne Wein ist kein Pfälzer, soll Ministerpräsident Kurt Beck bei Visiten mehrfach betont haben. Er kommt gern zur Krönung der Gimmeldinger Mandelblütenkönigin, um die Landestochter kräftig zu herzen.

Auf alle Fälle sollte man sich aber auf den Pfälzer Mandelpfad begeben, am besten mit Sonnenbrille, denn die rosa Pracht blendet. Die Gegend profitiert von der geografischen Lage. Sie liegt im Windschatten des Pfälzerwaldes, die Temperaturen in Tälern und Weinbergen können deshalb verlässlich schnell ansteigen. Die leuchtenden Mandelblüten betören entlang der 37,5 Kilometer langen Route, die zwischen Bad Dürkheim im Norden und Schweigen im Süden mäandert und in fünf Rundwegen begangen werden kann. Konditionsstarke Wanderer bewältigen die Strecke in ein bis zwei Tagen, die Anstiege sind sanft, der Weg führt durch Dörfer und an Weingütern vorbei, die mit Verkostungen locken. Gegessen wird in der Südpfalz herzhaft. "Wir mögen hier keine halb leeren Teller", sagt Tobias Kelter, Geschäftsführer des Tourismusvereins. Und schwärmt von Saumagen, Riesling und Spätburgunder.

Einige Kilometer südlich von Bad Bergzabern liegt das Kakteenland Steinfeld, das Deutsche Aloe Vera Zentrum. Dort erklärt Kim Beisel, promovierte Biologin, warum die aus dem Mittelmeergebiet, Indien und Südamerika eingeführte Aloe Vera "die Apotheke in einer einzigen Pflanze" ist. Ihr mittlerweile 81 Jahre alter Vater, der als Endsechziger durchgeht, hat vor 40 Jahren die "Lilie der Wüste" von den Kanaren in die Südpfalz verpflanzt, auf einer komplett überglasten Fläche von 7000 Quadratmetern - in Deutschland einzigartig. Schon Kleopatra nutzte die kosmetische Wirkung der Aloe Vera, Alexander der Große eroberte nur deshalb die Insel Sokotra vor Jemen, damit seine strapazierten Krieger mit einer Wundbehandlung versorgt wurden. Da hilft die Pflanze, die ohne viel Wasser auskommt und deren Mengen an Gel in fleischigen Blättern entgiften, entschlacken und Vitamine liefern. Aloe Vera ist zuerst begehrt als "Arzt im Topf", wie Kolumbus sagte, der sie gleich vom ersten Amerikatrip mitbrachte, weil sie sich bei Sonnenbrand, Juckreiz, Zahnfleischentzündungen oder Augenleiden als probates Gegenmittel erwies. "Die Pflanze hat mehr als 200 bioaktive Stoffe, darunter auch Elemente wie Aspirin", erklärt Beisel. "Sie senkt den Cholesterinspiegel, wirkt gegen den Alterungsprozess, stärkt Abwehrkräfte und hält Feuchtigkeit länger in der Haut als alle chemisch hergestellten Cremes. Die Zellerneuerung funktioniert fünfmal schneller."

Ganze Busladungen an Neugierigen kommen ins Kakteenland (mit Kakteenverkauf startete einst die Plantage). Mit Erstaunen vernehmen sie, dass Aloe Vera nicht nur als Zierpflanze in Wohnungen, Großraumbüros oder Hotels eine gute Figur abgibt, sondern auch zu Kosmetika und Nahrung verarbeitet wird. Ein Kilo Gemüse kostet zehn Euro. Nur als Gesundheitsmittel darf sie nicht eingesetzt werden - die Pharmalobby ist dagegen.