Eine Bootstour auf dem Mekong oder im “Zarengold“ nach Peking: Der ehemalige Lehrer Hans Engberding hält seit 25 Jahren Sonderzüge und Flussdampfer in aller Welt in Bewegung

Ein Wessi, der durch Glasnost und Gorbi angeregt wird, Russischkurse auf der Transsibirischen Eisenbahn anzubieten. Ein Lehrer aus Leidenschaft, der den Beamtenhut an den Nagel hängt, nach Laos fliegt und dort Schiffe auf dem Mekong in Betrieb setzt. Ein Unternehmer, der so gut wie nie in seiner Berliner Firmenzentrale am Schreibtisch sitzt, sondern lieber zwischen dem Goldenen Dreieck und Kambodscha pendelt. Das alles in einer Person ist Hans Engberding, Chef des Spezialveranstalters "Lernidee Erlebnisreisen".

Wir sitzen neben dem Kommandostand auf der "Mekong Sun", dem einzigen Platz, wo geraucht werden darf auf diesem kleinen Teakholzschiff, das nur 14 Kabinen hat. Es ist früh am Morgen, irgendwo im Norden von Laos. Der Nebel über dem Fluss hat sich noch nicht gelichtet, also kann Kapitän Khampet nicht losfahren. Die "Mekong Sun" hat kein Radar, kein Echolot, überhaupt keine moderne Elektronik. So etwas lehnt der Kapitän strikt ab. Hans Engberding, der Eigner, wollte ihm diese und andere Technik schon oft einbauen lassen: "Aber dann droht Khampet jedes Mal mit seiner Kündigung."

Womit fing das Mekong-Engagement für den Mann aus Recklinghausen, der so gar nicht wie ein Abenteurer und auch nicht wie ein wagemutiger Entrepreneur aussieht, eigentlich an? Vielleicht war das 1970, als er, gerade mal 18 geworden, mit dem Rucksack in Asien unterwegs war und sich besonders von dem damals noch sehr geheimnisvollen Land Laos und dem Mekong angezogen fühlte. Oder doch erst 2005, als er auf die Idee kam, ein Schiff auf diesem Fluss zu betreiben, für Touristen aus dem Westen, die komfortabel, aber doch authentisch reisen wollen.

Inzwischen sind drei Mekong-Schiffe unter seiner Regie im Einsatz. Und bei allen dreien hat der einstige Studienrat für Erdkunde und Russisch reichlich Lehrgeld zahlen müssen: "Ohne meinen laotischen Partner Oth wäre es noch schlimmer gekommen. Er kennt natürlich die Mentalität seiner Landsleute, aber war auch lange genug in Deutschland, um unsere Wesensart einordnen zu können."

Längst hat die Sonne die Nebelschwaden vertrieben. Kapitän Khampet steuert das Boot konzentriert durch die vielen Felsen und Untiefen. Eine Flusskarte braucht er dazu nicht. Engberding zieht am Zigarillo, schaut in Gedanken über den Horizont hinaus und über die Berge nach Westen, wo er neue Pläne wachsen sieht: "In Myanmar tut sich so viel, da juckt es mich, mitzumachen."

Engberding ein bodenständiger Westfale, den es dennoch immer wieder in exotische Welten zieht. Jetzt aber begrüßt er erst einmal die Gäste an Deck und fragt, was er und seine Leute besser machen könnten. Auch Kleinigkeiten nimmt er ernst: Die Butterpäckchen, so hört er, kommen aus dem Kühlschrank direkt auf den Frühstückstisch - viel zu hart zum Schmieren. Am nächsten Morgen ist das Problem behoben, die Butter streichfähig.

Engberdings runder Geburtstag, im Mai wird er 60, und das Jubiläum von "Lernidee" fallen in diesem Frühjahr zusammen. Vor 25 Jahren hat er mit einem Studenten in seiner Küche die ersten Prospekte zusammengeklebt. Jetzt bietet er mit über 40 Mitarbeitern 33 Schiffe, neben den eigenen auch gecharterte, in 30 Ländern an - außerdem die schönsten Züge auf allen Kontinenten. Und seit zehn Jahren rollt sein berühmt gewordener Touristenzug "Zarengold" auf den Gleisen der Transsibirischen Eisenbahn. "Vokabeln muss niemand mehr während der Fahrt pauken. Mit Vorträgen, Musik und typischen Speisen wird es nicht langweilig zwischen Moskau und Peking."

Lernidee Erlebnisreisen, Eisenacher Straße 11, 10777 Berlin, Tel. 030/786 00 00, www.lernidee.de