Fernreisen, sagen manche, wären schön - wenn man dabei am Ort bleiben könnte. Wenn dem Urlauber erspart bliebe, was Natur und Technik zwischen ihn und sein Ziel gesetzt haben: den Flug. Diese nicht enden wollende Zeit der Wadenkrämpfe, der Langeweile, der sinnlos verdämmerten Stunden.

Mit dieser Einstellung kann es nichts werden mit einer glücklichen Reise. Wer sich quält, wird gequält. Wer die Zeit fürchtet, wird von ihr gestraft. Psychologen nennen das eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Sieh die Zeit als deinen Freund, würden alte Indianer und neue Motivationstrainer dagegenhalten. Freu dich auf die Stunden im Flieger. Nimm sie als Auszeit, als Chance, als Geschenk, das du nicht ausschlagen kannst.

Das aber heißt: Fliege diszipliniert, Reisender! Mach dir einen Ablaufplan. Strukturiere die Stunden. Nutze das Zeitfenster, das dir aus dem Alltag geschnitten wurde, bestmöglich.

Nehmen wir etwa meinen eben beendeten Flug. Erst habe ich hoch konzentriert eine Schneise in "Wo wir einst gingen" gelesen, 700-Seiten-Geburtstagsgeschenk von vor zwei Jahren. Dann waren die letzten zwei CDs von den Kapverden dran, die schon seit vielen Monaten ungehört auf dem iPod liegen. Als Belohnung - wohldosiert - gab es einen der typischen Flieger-Filme, "Hangover 2" diesmal. Ein Gläschen Sekt am Nachmittag, auch das Chicken-Curry war gar nicht übel - na bitte: Fliegen kann ergiebig und zugleich schön sein. Okay - die letzten zwei Stunden zogen sich ein wenig. Alles in allem aber verging die Zeit sozusagen wie im Flug.

Das waren die letzten acht Stunden, von Nouméa nach Tokio. Jetzt stehen knappe drei Stunden Aufenthalt an, dann startet die Maschine nach Paris. Weitere 13 Stunden und 40 Minuten. Zugegeben: Manchmal stößt auch der bereitwilligste Ja-zum-Flug-Sager an seine Grenzen.