Mit den “Gärten der Welt“ entstand am östlichen Rand Berlins zwischen Marzahn und Hellersdorf ein unerwartet schöner Erholungspark.

Kein Radau. Kein Müll. Keine Schmierereien. Kein Alkohol. Keine Hunde und damit auch keine Tretminengefahr. Das gibt es nicht im - sagen wir mal vorsichtig - extrem liberalen Berlin, wo jeder jederzeit und überall tun und lassen kann, was er will?

Gibt es doch! Nur 20 Autominuten vom Alexanderplatz und ausgerechnet zwischen den zu Unrecht übel beleumundeten Ostberliner Plattenbaubezirken Marzahn und Hellersdorf existiert solch ein wundervoller Ort, an dem diese unerwartet erfreulichen Begleitumstände sozusagen gesetzlich verankert sind. Und dem geneigten Besucher damit ermöglichen, sich ungestört ins Eigentliche zu vertiefen: die "Gärten der Welt" im Erholungspark Marzahn.

Eine beispiellose Kollektion von acht Gärten verschiedener Völker und Kulturen, die seit 1995 auf einer riesigen Brache peu à peu entstanden. Im Oktober 2000 wurde der erste eröffnet und sofort schlagartig zu einer Attraktion: Denn der "Garten des wiedergewonnenen Mondes" ist mit 2,7 Hektar nicht nur Europas größte chinesische Anlage dieser Art, er ist auch authentisch bis zum letzten Nagel. Inklusive der professionellen Zubereitung von über 30 Sorten Tee im Pavillon am See, die den Namen Zeremonie wahrlich verdient.

Angelegt, aufgebaut und ausgestattet wurde er von Fachleuten aus Peking, die sämtliches Material - vom sperrigsten Felsen bis zum fragilsten Möbel - in 100 Seecontainern aus China antransportierten. Verschlüsselt steckt, wie in China üblich, im Namen des Gartens auch eine Botschaft: Der wiedergewonnene Mond steht für die Wiedervereinigung der früher geteilten Stadt.

Auch der 2003 folgende japanische "Garten des zusammenfließenden Wassers" ist nicht einfach nur eine schlichte Gartenanlage. Hier hat jedes Steinchen und jeder Wassertropfen gewissermaßen eine philosophisch-religiöse Bedeutung. So war denn auch, wie in Japan üblich, ein Zen-Priester an der Gestaltung maßgeblich beteiligt: Denn japanische Gärten sind in bester Tradition zum einen Freilichtkirchen, zum anderen Orte des Schweigens und Betrachtens, in der die künstlich geschaffene Natur die reale an Schönheit und Ausstrahlung übertreffen soll.

Ein großzügiges Geschenk der Stadt Seoul ist der Koreanische Garten mit naturnaher Landschaft, Pavillon und grinsenden Totempfählen, die nicht nur bei Kindern ausgesprochen populär sind. Der orientalische "Garten der vier Ströme" wiederum gleicht einem Hof im Stil der Alhambra mit Wasserspielen und Palmen hinter blau-weiß gekachelten Mauern. Er entspricht in seiner Gestaltung als umschlossener, durch vier Ströme gegliederter Gartenraum symbolisch der Idee des Paradieses, wie sie sich im Alten Testament oder im Koran findet.

Ein tropisch-exotischer Balinesischer Garten im Gewächshaus, ein Italienischer Renaissancegarten, ein Staudengarten und ein Irrgarten aus übermannshohen Eibenhecken komplettieren die einzigartige Marzahner Gartenwelt.

Auf der riesigen Anlage lässt sich mühelos ein Tag verbringen; neben den acht Gärten schätzen mehr als ein halbe Million Besucher pro Jahr aber auch die reizvolle Gestaltung der Wege: Bäume, Sträuchergruppen, Blumenrabatten, Weiher, Wasserspiele, Märchenfiguren. Am schönsten - das hat der Selbstversuch gezeigt - ist es bei wenig Betrieb unter der Woche. Mit Decke, Picknickkorb und Buch auf einer Liege an einem versteckten Plätzchen in der Sonne faulenzen - auch dafür ist dieses Fleckchen Erde einfach zauberhaft!

Anfahrt: Mit dem Auto bis zur Eisenacher Straße, Parkplätze vorhanden. S7 bis Marzahn/Bus 195. U5 Hellersdorf/Bus 195. Wochenende zusätzlich: S7 Mehrower Allee/Bus X69

Öffnungszeiten: April bis September täglich 9 bis 20 Uhr, Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro

Führung im Park: Di-Fr 11 und 14 Uhr (5 Euro)

Führung in einzelne Gärten: Nur für Gruppen nach Voranmeldung, Infos unter Tel. 030/700 906 699 und im Internet auf: www.gruen-berlin.de