Engländer und Amerikaner sprechen von "armchair travellers". Sie meinen damit Genießer, die ihr Fernweh in aller Ruhe zu Hause befriedigen, mit anspruchsvoller Reiseliteratur, wie sie auch bei uns zunehmend populär wird. Es sind eben keine Reiseführer, sondern Reise-Verführer im besten Sinne. Sie schauen hinter die Kulissen, sie geben überraschende Ein- und Ausblicke, sie erzählen von der Vielfalt der Städte, Regionen und Länder. Wen es nach der Lektüre der größtenteils fein edierten Bücher dann doch aus dem Sessel drängt, wird wohl präpariert auf die Reise gehen. Wir stellen vier Reihen und ihre jeweils recht unterschiedlichen Konzepte vor:

"Ein Reiselesebuch" heißt die noch neue Reihe aus dem Hamburger Verlag Ellert & Richter, der sich einst mit brillanten Bildbänden einen Namen gemacht hat. Diese Bücher aber enthalten gar keine Fotos, dafür Texte von hoher Qualität und Originalität, die die Bilder im Kopf entstehen lassen. Die jeweilige Mischung aus historischen und aktuellen Reiseberichten, aus Reportagen und literarischen Texten erhellen und lassen zugleich genug Spielraum für Träume und Neugier. Besonders gelungenes Beispiel: "Australien", herausgegeben von Freddy Langer (die Bände kosten jeweils 9,90 Euro).

"Gebrauchsanweisung" nennt der Piper-Verlag seine schon lange erfolgreiche Serie mit Stadt- und Land-Porträts. Ihre Autoren aus der jeweiligen Region, jeweils einer für jeden Band, bringen mehr oder weniger amüsant, immer aber mit einem gewissen Augenzwinkern ihre Zielgebiete "rüber", ganz aktuell zum Beispiel das Ruhrgebiet von Peter Erik Hillenbach (die "Gebrauchsanweisungen" kosten jeweils 14,95 Euro).

"Geschichten fürs Handgepäck" oder auch "Kulturkompass" heißen die Bände aus dem Unionsverlag, die auch in diese Kategorie gehören Ein Herausgeber stellt jeweils literarische Texte einheimischer Schriftsteller und Journalisten zusammen. Daraus entsteht in den besten Fällen (der Ägypten-Band ist einer davon) ein eindrucksvolles und kontrastreiches Mosaik voller Spannung (die Bände kosten jeweils 9,90 Euro).

"Lesereise" - so schlicht nennt neuerdings der Wiener picus-Verlag seine inzwischen sehr umfangreiche und beinahe schon klassische Reihe. Sie lebt von der Kenntnis und der Schreibe des jeweiligen Autors. Es sind zumeist renommierte Reisejournalisten oder Korrespondenten angesehener Zeitungen, so wie beim neuen Paris-Band. Rudolph Chimelli, der langjährige Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung", schildert darin die Facetten der "schönsten Stadt der Welt", wie er sie nennt - und tritt für diese Behauptung auf 132 Seiten liebevoll und amüsant den Beweis an (die picus-Bände kosten jeweils 14,90 Euro).