In Hamburg läuft noch bis zum Sonntag die Reisemesse, Anfang März öffnet dann in Berlin die noch größere ITB. Solche Veranstaltungen zeigen die neuesten Reisetrends und machen dem Publikum Lust auf Urlaub. Vorausgesetzt, die Anbieter schießen bei der Vermarktung ihrer angeblichen Vorzüge kein sattes Eigentor.

Ein toller Slogan kann neugierig machen, soll Urlauber in Scharen in fremde Länder, an ferne Traumstrände, in neue Hotels locken - ein schlechter leistet genau das Gegenteil. Eilig dichten Werbeleute aus aller Welt im Winter an den neuesten Sinnsprüchen, versuchen sie für die großen Reisemessen in den ersten Monaten des neuen Jahres zuzuspitzen und zurechtzufeilen. Die Aussteller warten wenig später auf den großen Boom. Oft völlig vergeblich - weil die Merk-Zeilen schlecht übersetzt oder einfach nur doof sind.

Völlig missraten ist zum Beispiel die mehrdeutige Botschaft Kolumbiens - sicherheitshalber in der Werbung gar nicht erst ins Deutsche übertragen: "The only risk is wanting to stay" - ungefähr "Das einzige Risiko ist, bleiben zu wollen". Dann hätten die Einheimischen die Urlauber dauerhaft am Hals. Die Botschaft klingt nicht nur wenig gastfreundlich, sondern spielt auch noch auf die diversen Risiken an, für die das Land lange bekannt war - zum Beispiel länger bleiben zu müssen, weil man kurzerhand von Bewaffneten in den Dschungel entführt und erst gegen saftiges Lösegeld wieder frei gelassen würde ...

Auch diese Botschaft lockt niemanden nach Übersee: "Paraguay - Man muss es wahrnehmen". Was und warum, wird lieber verschwiegen. Und mit "müssen" hat Urlaub rein gar nichts zu tun, eher mit Freiwilligkeit, mit Lust haben, mit tun oder lassen können, wonach einem der Sinn steht.

Warum gerade die Slogans der Südamerikaner so schlecht sind, obwohl sie mit so viel Attraktionen und obendrein mit ihrer Lebensfreude punkten könnten? Wahrscheinlich ein Zufall.

Der deutsche Slogan der brasilianischen Region Santa Catarina klingt dann auch seltsam hölzern: "Wo sich die Natur entschieden hat zu wohnen". Hoffentlich im Freien und mit möglichst wenigen Möbeln, möchte man da einwenden.

Den Vogel aber schießt diesmal die ebenfalls brasilianische Hotelkette Othon ab, die für ihre Vier-Sterne-Hotels in Anzeigen auf Deutsch rechtzeitig zu den großen Reisemessen mit einem abschreckenden Text wirbt: "Warum sollten wir unsere Installationen erneuern, wenn alles gut läuft?" Was die Dichter in diesem Fall wohl gemeint haben: "Warum sollen wir an unserem Erfolgsrezept etwas ändern?"

Leider haben sie es nicht gesagt. Schade eigentlich.