Beinahe unglaublich, was sich die verschiedenen Häuser an Kuriositäten ausdenken, um ihre Konkurrenz auszustechen. Aber: Es wirkt.

Die Abkürzung auf dem Weg zum Hotel ist nur etwas für Mutige. Ein paar Schritte Anlauf müssen sie nehmen, in knapp 300 Meter Höhe den Absprung über den Felsrand ins Tal wagen - und am Schirm sanft zwischen den schroffen Bergen hindurch Richtung Indischer Ozean gleiten, um vorm Hotelportal zu landen: Als bislang einziges Hotel bietet das "Six Senses Hideaway Zighy Bay" auf der omanischen Musandam-Halbinsel die Anreise per Paraglider an. Wer sich zu dem Tandemsprung mit erfahrenem "Piloten" durchringen kann, spart sich eine zehnminütige Serpentinen-Fahrt im Geländewagen bis hinunter zu dem abgelegenen Luxushotel - und ist im Schnitt in der Hälfte der Zeit da.

So etwas hat Weitererzählwert, löst Kopfschütteln aus - und lockt Gäste an: Und genau deshalb lassen sich immer mehr Hotels solcherlei Verrücktheiten einfallen. Die Planungen gehen häufig noch über das hinaus, was später tatsächlich Wirklichkeit wird. So war im neuen "Soneva Kiri Resort" auf der thailändischen Insel Kood ein Baumhaus-Restaurant vorgesehen, wo die Kellner an Gummiseilen hängen und fliegend servieren sollten - Zielgenauigkeit und gewisses Geschick beim Balancieren vorausgesetzt. Der Plan eines ganzen Restaurants mit derlei Service verschwand wieder in der Schublade - aber realisiert wird die Idee dennoch: mit nur einem Tisch für vier Personen in fünf Meter Höhe in einem Raum, der wie eine Riesenradgondel aus Palmgeflecht aussieht, am Boden bestiegen und mitsamt der Essensgäste gehisst wird. Den Getränke-Service übernimmt dann tatsächlich ein fliegender Kellner, der beim Auftragen an Bungee-Seilen hängt. Losgehen soll es damit Mitte 2010.

Längst Wirklichkeit wurde ein Wintersporthotel in der Wüste. An das "Kempinski Mall of the Emirates" in Dubai ist die größte künstliche Skihalle des Mittleren Osten angeschlossen. Die teuersten Zimmer haben durch Panoramafenster statt ins Freie besten Blick auf die Zieleinfahrt der Piste, heißen "Ski-Chalets" und sind im Alpen-Look eingerichtet.

Im Schwesterhotel "Emirates Palace" im 120 Kilometer entfernten Abu Dhabi können Bewohner der edelsten Suiten derweil über eine Rampe bis zum fünften Stock des Hotels hinauf und anschließend auf einem roten Teppich direkt ins Gebäude hineinfahren. Von dort führt ein Fahrstuhl mit vergoldeter Innenausstattung direkt in die darüber liegende Suiten - keine kleiner als 500 Quadratmeter. Seltenheit sind Selbstfahrer hingegen im "Peninsula" in Hongkong, denn ihnen entginge der Hoteltransfer der besonderen Art. Die Flotte des Hauses besteht aus 15 Rolls-Royce Phantom, der älteste Baujahr 1934.

Das "Conrad Hotel" auf den Malediven sorgt derweil mit einem echten Unterwasser-Restaurant für Furore, das "Atlantis The Palm" in Dubai mit einem lediglich auf Unterwasser-Ambiente getrimmten und dennoch spektakulären Restaurant. In Wirklichkeit befindet es sich im Erdgeschoss des Hotel-Kolosses, doch die Tische stehen diesseits der über 70 Zentimeter dicken Scheibe aus Panzerglas eines Elf-Millionen-Liter-Aquariums, das über mehrere Stockwerke reicht. Beim Abendessen schauen von dort aus Manta-Rochen und Papageienfische zu. Was denen unangenehm sein dürfte: Das Restaurant ist spezialisiert auf Fischgerichte.

Das "Fairmont Royal York" in Toronto versucht unterdessen mit Personalstärke zu punkten und hat vor Kurzem auf Initiative des Küchenchefs 10 000 zusätzliche Hilfskräfte verpflichtet. So viele Bienen hat David Garcelon auf dem Kräuter-Dachgarten des Traditionshotels angesiedelt - und serviert den Gästen fortan hauseigenen Hotel-Honig.

Originell geht auch das Ayurveda-Hotel "Kalari Kovilakom" vor, das seinen Gästen das Kofferpacken vor der Anreise in den ehemaligen Königspalast im südindischen Hochland ersparen will. Dort wird den Gästen gleich nach Ankunft ihre persönliche Urlaubsgarderobe aufs Zimmer geliefert. Die Kleidung ist im Preis der stets mindestens 14-tägigen Ayurveda-Aufenthalte eingeschlossen.

Immer für Schlagzeilen gut sind auch kuriose Hochzeits-Arrangements, die manches Luxushotel anbietet. Den Vogel schießt derzeit das "Marigot Bay Hotel" auf der Karibikinsel St. Lucia ab, das Paaren die Hochzeit auf dem bekanntesten Piratenschiff der Welt anbietet. Das Hotel nutzt dafür die Brigg "Unicorn", mit der Johnny Depp bei den Dreharbeiten zum Kinoerfolg "Fluch der Karibik" unterwegs gewesen ist. Bis zu 60 Personen finden an Bord Platz, umgerechnet 4000 Euro kosten vier Stunden auf dem Zweimaster - Blumenbouqet für die Braut und Gebühren für den Trauschein inklusive.

Manchmal unterdessen sind es die "kleinen" Dinge hinter den Kulissen, die für Staunen sorgen, so man überhaupt davon erfährt: Der Wäscheschacht im "Grand Hyatt Shanghai" gehört dazu. Er soll den Zimmermädchen unnötige Fahrstuhlfahrten ersparen. Bis in den 88. Stock hinauf können sie Schmutzwäsche auf jeder Etage einfach in eine Öffnung in der Wand stopfen - die landet fast 400 Meter tiefer direkt in der Wäscherei des Hotels.

Six Senses Hideaway Zighy Bay, Soneva Kiri: www.sixsenses.com
Kempinski Mall of the Emirates: www.kempinski.com
Emirates Palace: www.emiratespalace.com
Conrad Maldives: www.conradhotels.com
Atlantis: www.atlantisthepalm.com
Fairmont Royal York Toronto: www.fairmont.com
Kalari Kovilakom: www.kalarikovilakom.com
Marigot Bay Hotel: www.marigotbay.com