Hamburg. Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit, Angst und Depression: typische Nebenwirkungen vieler Malaria-Präparate. In der Fernreisezeit greifen Urlauber häufig zur Chemo-Keule. Selbst viele Mückenlotionen, Elektroverdampfer und Mückenspiralen haben Nebenwirkungen, verursachen Atembeschwerden, Ausschläge und Allergien. Dabei kann man sich mit ein paar einfachen Tricks, die über das Tragen langer, heller Kleidung hinausgehen, relativ gut vor Mücken schützen. Welche Hausmittel wirken, welche nicht? Das Abendblatt befragte Tropenmediziner Dr. Johannes Wantzen.

Abendblatt: Wie kann ich mich alternativ zu Medikamenten wie Lariam oder Malarone gegen Malaria schützen?

Johannes Wantzen: Mittel auf pflanzlicher Basis und homöopathische Präparate, wie sie von einigen Ärzten empfohlen werden, sind als Alternative zu Chemo-Präparaten meist ungeeignet, da sie zu unsicher oder völlig unwirksam sind. Am besten ist es, man schützt sich gegen die Mückenstiche selbst.

Abendblatt: Viele Mückensprays, Elektroverdampfer und Mückenspiralen sind aber ebenfalls giftig. Was ist mit alten Hausrezepten wie Apfelessig, Knoblauch, Gin, Vitamin B und Parfüm?

Wantzen: Apfelessig hat nur eine sehr geringe Schutzwirkung, roher Knoblauch vertreibt bestenfalls den Reisebegleiter. Auch Gin mit dem Inhaltsstoff Chinin ist völlig wirkungslos. Letzterer trägt aber zumindest dazu bei, dass man den Stich nicht mehr spürt. Leider konnte auch beim viel beschworenen Vitamin B in Laborversuchen eine entsprechende Wirkung nicht nachgewiesen werden. Gleiches gilt für Parfüm. Dieses lockt vor allem Wespen eher an. Das Auftragen in sommerlicher Hitze kann außerdem zum sogenannten Bergamotte-Effekt führen: Hautpigmentierungen, die über Jahre anhalten können.

Abendblatt: Was hilft dann?

Wantzen: Einige pflanzliche Mittel sind gute Alternativen zum Schutz vor Stichen, allerdings ist die Wirkungsdauer um ein Vielfaches geringer als bei chemischen Substanzen. So hilft zum Beispiel Zitronengrasöl, das in einigen pflanzlichen Mückenlotionen enthalten ist. Eine ähnliche Wirkung wird Lavendelöl und Sandelholz zugeschrieben. Während chemische Präparate im Idealfall bis zu mehrere Stunden wirken, müssen natürliche Repellents aber schon nach kurzer Zeit erneut auf die Haut aufgetragen werden.

Abendblatt: Wie halten Sie selbst die Mücken fern?

Wantzen: Moskitos fliegen am liebsten in Bodennähe. Ich suche mir deshalb oft ein höher gelegenes Zimmer. Hilfreich ist auch eine gute und natürliche Durchlüftung, denn Insekten können Wind nicht leiden. Gleiches gilt für Klimaanlagen. Am effektivsten ist aber der Einsatz eines "Moskitodoms", ein freistehendes Moskitozelt ohne Deckenhaken, das auf das Bett gestellt wird. Wer länger im Land ist, kann auch gelbe Glühbirnen statt weißen verwenden. Manche Insekten nehmen gelbes Licht nicht wahr und fühlen sich davon nicht angezogen.

Abendblatt: Was ist, wenn ich beides nicht habe?

Wantzen: Als letztes Mittel hilft oft eine selbst gebaute Moskitofalle, bei der man selbst als Köder dient. Über eine Wasserschüssel auf dem Nachttisch hängt man in etwa zehn Zentimeter Höhe eine Taschenlampe. In das Wasser gibt man etwas Spülmittel. Durch den Schweißgeruch, die Feuchtigkeit und das Licht angezogen, landen die Mücken auf dem Wasser. Weil das Spülmittel die Oberflächenspannung zerstört, sinken sie ein und ertrinken. Dabei sollte man zusehen, dass man gut zugedeckt ist, sonst sitzt die Mücke schon vorher auf dem Körper und sticht zu.

Dr. Johannes Wantzen ist Leiter des Zentrums für Reise- und Betriebsmedizin in Mainz.