Die Expertin über den Reiz der Natur und die besten Wege dorthin.

Abendblatt: Wie finden Sie Ihren Weg in der wanderbaren Welt, Frau Dicks - mit GPS-Gerät, mit Kompass oder nach alter Sitte mithilfe einer guten Karte?

Ute Dicks: Nichts geht über eine gute Karte. GPS habe ich schon mal in der norwegischen "Wildnis" eingesetzt, doch die Abhängigkeit von der Batterie stört mich und lässt mich denn doch lieber zur Karte greifen. Für den Spaß am Wandern ist es aber letztlich völlig unwichtig, ob jemand Karte oder moderne Technik bevorzugt, ob kariertes Hemd und Kniebundhose oder Jeans und Goretex getragen wird. Da sind die alten Zöpfe längst gefallen.

Abendblatt: Was hat eigentlich dazu beigetragen, dass das Wandern plötzlich so populär, ja geradezu hip geworden ist?

Dicks: Immer mehr Menschen suchen in der Natur einen Ausgleich zur zunehmenden Arbeitsbelastung. Auch unsere Qualitätsoffensive Wanderbares Deutschland hat ein neues Bewusstsein für das Wandern geschaffen. Plötzlich entdeckt die ganze Branche das "Marktpotenzial Wandern". Es hat ja schon immer Millionen Wanderbegeisterte gegeben, aber nun hat zusätzlich eine bunte Gemeinschaft aus Reiseveranstaltern, Ausrüstern und sogar der Pharma-Industrie mit ihren vielen Angeboten zur "Gelenkpflege" dem Thema zu einem Trend verholfen, der noch vor wenigen Jahren kaum denkbar war. Wandern ist nicht nur in. Es steht auch für ein neues, naturnahes Lebensgefühl.

Abendblatt: Pilgern à la Kerkeling, spirituelles Wandern in Deutschland, Barfußwandern, Fastenwandern, Familienwandern und Trekkingtouren in aller Welt. Verwirren solche Angebote nicht die traditionelle Wandergemeinde?

Dicks: Ganz und gar nicht, es macht nur deutlich, dass es den typischen Wanderer nicht gibt. Wandern ist Vielfalt! Dafür steht der Deutsche Wanderverband.

Abendblatt: Ihr Verband zeichnet "Qualitätswege" aus - nach welchen Kriterien?

Dicks: In Zahlen ausgedrückt sind es neun Kern- und 23 Wahlkriterien, doch emotional kann man sagen, dass ein "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" den Grundstein für ein eindrucksvolles und abwechslungsreiches Wandererlebnis legt. Die Kernkriterien verlangen eine hundertprozentig nutzerfreundliche Markierung und einen hohen Anteil von naturnahen Wegen im Wechsel mit zahlreichen kulturellen und regionalen Besonderheiten am Wegesrand. Auch die wanderfreundliche Einkehr darf natürlich nicht fehlen.

Abendblatt: Wie sehen wanderfreundliche Unterkünfte aus?

Dicks: Die Wanderer müssen schon beim Eintreten das Gefühl erhalten - hier bin ich auch mit zunächst mal dreckigen Schuhen willkommen. Generell müssen Ausstattung, Service und Verpflegung stimmen. Insgesamt müssen 23 Kernkriterien und neun von 19 Wahlkriterien erfüllt sein, um unser Prädikat "Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland" zu erhalten. Dazu gehört auch die selbstverständliche Bereitschaft, das Zimmer nur für eine Nacht anzubieten. Auch für Gastronomiebetriebe halten wir einen Katalog von 19 verbindlichen Kriterien bereit. Wichtig ist zum Beispiel die durchgehend angebotene "kleine Bewirtung", denn es trübt einen Wandertag schon arg, wenn ich mir um 15 Uhr sagen lassen muss - die Küche ist leider geschlossen.

Infos : www.wanderverband.de