Die Organisation TESFA setzt auf nachhaltige Projekte. Dörfer im Hochland führen Urlauber in ihre Kultur ein.

Meket-Hochland. Die Orientierung ist einfach: immer den Eseln folgen. Das Gepäck auf den Rücken der Tiere schwankt mit jedem Schritt hin und her. Entlang den Steilhängen, über frisch gepflügte Felder, durch von Hütten gesäumte Alleen. Schließlich bietet sich ein Blick vom Meket-Plateau, dessen Weite und Schönheit den Wanderer sprachlos macht. Die Dorfbewohner von Mequat Mariam sehen lächelnd zu. Ein Imbiss zur Begrüßung steht bereit.

Die äthiopische Organisation TESFA (Tourismus in Äthiopien für nachhaltige Zukunftsalternativen) hat sich einem sanften Tourismus verschrieben. Sie hilft Dörfern im Meket-Hochland, etwa 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abeba, kleine, einfache Unterkünfte für Touristen aufzubauen und zu unterhalten. "Armutsbekämpfung durch Tourismus, das schien uns der naheliegende Weg zu sein", so der Engländer Mark Chapman, der TESFA 2003 ins Leben rief. Bislang sind Touren zu sechs Lagern möglich. Maximal sechs Besucher (mit Kindern acht) können in einem Lager in Rundhütten, sogenannten Tukuls, übernachten. "Wir wollten sicherstellen, dass sich die Touristen wirklich als Gäste fühlen", sagt Chapman. Kleine Gruppen kämen leichter mit den Gastgebern ins Gespräch und lernten so deren Kultur besser kennen. Zudem solle die Umwelt so unberührt wie möglich bleiben. Zurzeit buchen durchschnittlich etwa 50 Wanderer pro Monat für je drei Nächte eine Tour mit TESFA.

Das erste Lager gehört zum Dorf Mequat Mariam. Die Lager werden von den Dorfbewohnern selbst geführt. Sie kochen für ihre Gäste, stellen ihre Esel für den Transport von Gepäck zur Verfügung und begleiten die Wandergruppen. TESFA organisiert die Touren und die Vermarktung, hilft bei Notfällen und sorgt für die Ausbildung der Reiseführer und Köchinnen. "Ist das Lager einmal fertig, fließt kein Geld mehr von uns an die Dörfer. Von da an erwirtschaften und managen die Leute alles selbst", erläutert Chapman.

Mit Erfolg: Die Bewohner von Mequat Mariam etwa nutzen einen Teil des Profits aus dem Tourismus, um größere Mengen des Grundnahrungsmittels Mais billiger einzukaufen. Von den Gehältern, die die Dorfgemeinschaft für die Aufgaben im Camp zahlt, werden Familieneinkommen angereichert, sodass in Notzeiten kein Besitz mehr verkauft werden muss.

Der behutsame Tourismus bringt aber nicht nur Geld, sondern erlaubt auch einen Blick in eine andere Welt. "Allmählich öffnen sich die Leute den Kulturen ihrer Gäste", beobachtet Mark Chapman. "Sie werden selbstbewusster. Im Gespräch vermeiden sie den Blickkontakt nicht mehr. Und Frauen und Kinder werden zuerst bedient, ganz im Gegensatz zu ihren eigenen Sitten." Zwischen zwei und sechs Nächte können Besucher in Meket verbringen. Rund 30 Euro kosten die Touren pro Tag, Übernachtung, Verpflegung, Gepäcktransport und Reiseführer inklusive.

Infos: www.community-tourism-ethiopia.com