Der Titel ist irreführend, denn wirklich verloren hat sich der britische Reisejournalist Tom Chesshyre in Paderborn nie gefühlt, höchstens in der Sauna unter lauter nackten Deutschen.

Seine Idee, die eher unbekannteren Ziele der Billigfluggesellschaften in Europa zu bereisen, hat ihn an Orte gebracht, die er aufregend fand wie Estlands Hauptstadt Tallinn, einladend wie das bulgarische Bourgas, heiß wie Sloweniens Hauptstadt Ljubljana. Allerdings begegnet er auch den Schattenseiten des Billigflugtourismus: grölenden Junggesellenabschieden etwa und der Invasion von Zweitwohnungsbesitzern. Und immer wieder fragt er sich, wie es die Billigflieger schaffen, bei den Preisen, die sie verlangen, überhaupt Gewinn zu machen. Kurz vor Ende seines Buches greift Chesshyre dann auch noch die Diskussion um Fliegen und Klimawandel auf. Dabei lässt er sich von Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou erklären, dass ein Flugverbot neue Kriege heraufbeschwören würde, und er spricht mit Tony Juniper, Direktor der Organisation "Friends of the Earth", über die Grenzen des Billigfliegerwachstums. Am Ende ist der Autor überzeugt davon, dass es "so" nicht weitergehen kann. Für die noch verbleibende Zeit rät er trotzdem allen, sein Rezept auszuprobieren: "Warum mit dem Strom schwimmen? Warum nicht mal etwas anderes ausprobieren?" Das unbeschwert geschriebene Büchlein "Lost in Paderborn" macht trotz aller Lockerheit nachdenklich. Es macht aber auch Lust, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und sich mit Neugier der europäischen Provinz zu nähern.

Tom Chesshyre, "Lost in Paderborn - wie man mit Billigfliegern durch ganz Europa kommt und was man dort erleben kann", Knaur-Taschenbuch, 8,95 Euro, ISBN 978-3-426-78158-6