Nach flotter Fahrt lässt man den Tag dann bei frischem Fisch und Weißwein in einer Hafenkneipe stilvoll ausklingen.

Bei Tempo 60 fühlt sich die See an wie Beton. Eine frische Brise hat für Bewegung gesorgt, und darauf hüpft nun das Motorboot wild von Welle zu Welle wie ein neurotischer Delfin. Jedes Mal, wenn der Kunststoffrumpf erneut aufsetzt, gibt es einen heftigen Schlag. Und das im Sekundentakt: Rums-rums-rums geht es durch die Wellen, alle müssen sich festhalten. Aber das Geschüttel endet schon eine knappe Stunde später, als wir in den Windschatten der ersten Insel gelangen. Takis, der Skipper, verringert die Geschwindigkeit, und jetzt gleitet das sechs Meter lange Schlauchboot übers Wasser, als liefe es auf Schienen.

Urlaub für Atemlose: Inselhüpfen hat in Griechenland Tradition, die bisher an den Fährfahrplan gebunden war. Wer viel sehen wollte, benötigte auch viel Zeit. Mit den schnellen Schlauchbooten kann man an einem Wochenende die gesamte Inselkette im Saronischen Golf abklappern. Mittags sind wir in Athen gelandet, zwei Stunden später an Bord, und schon am Abend sitzen wir auf der idyllischen Insel Poros am Hafen bei Weißwein und frischem Fisch. Schneller geht es nicht. Stress und Hektik des Alltags hat unterwegs der Fahrtwind weggepustet und hinter uns im schaumigen Heckwasser versenkt.

Poros liegt in der Mitte der Inselkette, die sich von Nord nach Süd im Saronischen Golf unterhalb Athens hinzieht, und seine gleichnamige Inselhauptstadt ist malerisch schön. In der Hafenbucht ankern unzählige Yachten, auch das Festland gegenüber liegt in greifbarer Nähe. Den schönsten Blick auf Poros hat man vom Hotel "Image", das jenseits der Bucht direkt ans Wasser gebaut wurde. Das Panorama auf Poros-Stadt tröstet auch am nächsten Morgen zuverlässig über das etwas triste Hotelfrühstück hinweg.

Wenige Seemeilen südlich von Poros liegt Hydra, mondänstes Mitglied der Insel-Familie. Dass es dort keine Trinkwasserquellen gibt, scheint Hydras Attraktivität nur noch zu erhöhen: Der Hafen ist voll mit Yachten, aber für das sechs Meter lange Schlauchboot findet sich doch noch ein Plätzchen direkt an der Promenade. Autos sind auf Hydra verboten, als Transportmittel dienen noch heute vornehmlich die Esel. Mehr als 500 Grautiere soll es hier geben. Aus Hydras Popularität bei Künstlern und allgemein Athens oberen Zehntausend erklären sich auch die Preise der hiesigen Gastronomie - nach einem kurzen Spaziergang durch die steil ansteigende Altstadt fällt uns daher die Weiterfahrt leicht.

Auch Spetses, das eine weitere halbe Stunde rascher Bootsfahrt entfernt liegt, muss das Süßwasser täglich per Tankschiff importieren. Dennoch ist dort der Kaffee erheblich günstiger als auf Hydra. Die heißen Mittagsstunden verbringt die Bootscrew bei der Degustation griechischer Vorspeisen und kühlem Bier in einer schattigen Taverne am Hafen. Immer mehr Tellerchen mit leckeren Meeresfrüchte-Happen stellt der Kellner auf den Holztisch, da fällt die Wahl schwer.

Am Nachmittag das nächste Dilemma: Eine Bucht ist schöner als die nächste; wohin also zum Baden? Unser Transportmittel ist ein Festrumpfschlauchboot mit Anker - sein Tiefgang ist so gering, dass es fast bis ans Ufer fahren kann. Langsam treibt das kleine Motorboot in die Idylle hinein. Das Plätschern der Heckwelle wird leiser, dann ist gar nichts mehr zu hören. Kein Mensch, kein Haus weit und breit. Das türkisblaue Wasser ist so klar, dass man noch in einigen Metern Tiefe einzelne Steine erkennen kann. Nach Minuten vollkommener Stille fangen die Zikaden an zu singen. Sie sind die einzigen Nachbarn - wir haben die Bucht völlig für uns allein.

In der Abendkühle geht es zurück nach Poros. Diesmal empfängt uns das Städtchen pittoresk erleuchtet, darüber ein endlos blauer Abendhimmel. Noch schnell eine der behäbigen Fähren überholt, und der Skipper drosselt den 300 PS starken Motor - das Boot bummelt am Ufer entlang, wo die Gäste Dutzender Lokale zu uns hinüberschauen. Wo ist noch ein Tisch frei? Vom Wasser haben wir den totalen Überblick und steuern ein freies Plätzchen direkt an. Ein Prost auf die Seefahrt! Morgen in aller Frühe geht es zurück nach Piräus - aber das ist morgen ...