Klassifizierung: Einheitliche Hotelkategorien fehlen in der EU. Auf der Skala von eins bis fünf variieren die Leistungen in den verschiedenen Ländern erheblich.

Die Zahl der Sterne ist für viele Urlauber ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Ferienhotels. Doch was ihn letztlich am Urlaubsort erwartet, erfährt der Gast oft erst bei der Ankunft. Denn an Europas Sternenhimmel herrscht Chaos, einheitliche Hotelkategorien sind auch in Zeiten der Europäischen Union noch in weiter Ferne. Zwar reicht die Skala in den meisten Ländern von eins bis fünf, doch die Leistungen variieren beträchtlich: So soll beispielsweise in Großbritannien jedes Einsternehaus in einer Lounge oder Bar Alkohol servieren, während in Italien selbst ein Luxushotel kein Restaurant vorweisen muss.

In Österreich vergibt die Wirtschaftskammer die Hotelsterne. Nur bei neuen Betrieben ist ein eigenes Bad/WC in allen Kategorien Vorschrift. Die Zimmer dürfen klein sein, bei Altbauten reichen 15 Quadratmeter noch für vier Sterne. Ab dann müssen alle Zimmer ein Bad haben, ebenso ein Frühstücksbüfett. Dafür wird Service groß geschrieben: In Dreisternehotels ist ein Mitarbeiter höchstens für sechs Zimmer zuständig, in Viersternehäusern betreut er maximal drei Zimmer. In Garnihotels (nur Frühstück) darf es die doppelte Anzahl sein. Ab drei Sternen hat der Gast Anspruch auf Gepäcktransport und acht Qualitätsweine auf der Karte, schon ab zwei Sternen auf eine frische Serviette zu jeder Mahlzeit. Seit Januar 2006 gibt es in Österreich den Zusatz "Superior", der für gehobene Häuser der Viersternekategorie vergeben wird.

In der Schweiz gibt Hotellerie Suisse, der Dachverband der Schweizer Hotelwirtschaft, die Sterneregeln vor und passt sie alle vier bis fünf Jahre den gestiegenen Erwartungen an. Derzeit darf der Gast davon ausgehen, bei einem Stern einfach ausgestattete Zimmer mit wenigstens einer Waschgelegenheit vorzufinden. Zweisternehäuser müssen 60 Prozent ihrer Zimmer mit Bad und WC ausstatten sowie einen Fernsehraum anbieten. Mit drei Sternen darf sich ein Mittelklassehaus schmücken, das in allen Zimmern Bad/WC und TV sowie ein Frühstücksbüfett anbietet. Komfortable Zimmer und eine mehrsprachige Rezeption zeichnen Viersternehotels aus, während ein Fünfsternehotel neben eleganten Zimmern in makellosem Zustand auch einen 24-Stunden-Service sowie ein Luxusrestaurant anbieten muss.

In Italien legt jede der 20 Regionen ihre eigene Messlatte an, es gibt kein landesweites Klassifizierungssystem. Die Bewertung gilt jeweils fünf Jahre, in denen der Hotelier mit unangemeldeten Kontrollen rechnen muss. Weitgehend einheitlich wird beispielsweise verlangt, dass schon Einsternehäuser über ein Bad auf allen Zimmern verfügen, ein Frühstücksangebot ist hingegen in der niedrigsten Kategorie nicht zwingend erforderlich. Zweimal Wäschewechsel pro Woche ist ein Kriterium für die Vergabe von zwei Sternen, während die Rezeption mindestens 16 Stunden am Tag besetzt sein muss, wenn der Hotelier mit drei Sternen werben will. Noch einen Stern mehr gibt es, wenn das Haus über eine Cafe-Bar verfügt und einen Gepäckservice für mindestens 16 Stunden am Tag anbietet. Ein rund um die Uhr besetzter Empfang mit Mitarbeitern, die mindestens zwei Sprachen sprechen, ist wichtige Voraussetzung für den Erhalt von fünf Sternen. Eine Besonderheit in Italien ist die Bezeichnung \ \ \ \ \*L, die für "Luxuskategorie" steht.

Auch in Spanien legt jede autonome Region die Kriterien für die Hotelbewertungen selbst fest. Deshalb kann es, etwa bei Dreisternehäusern, zu spürbaren Unterschieden beispielsweise zwischen Madrid und Andalusien kommen. Zwei Sterne garantieren 14 Quadratmeter im Doppelzimmer, vier Sterne nur ganze zwei Quadratmeter mehr. Ab drei Sternen sind eigenes Bad und WC Vorschrift, ab vier Sternen eine Klimaanlage. Für reine Strandhotels gelten zahlreiche Ausnahmen. Viele verzichten sogar auf eine offizielle Klassifizierung, weil die Reiseveranstalter in ihren Katalogen eigene Hotelbewertungen vornehmen. Seit einiger Zeit können sich Hotels um das Gütesiegel "Q" bemühen: Dieses wird vom gesamtspanischen Institut für touristische Qualität vergeben und zeigt dem Gast, dass sich ein Haus regelmäßig überprüfen lässt.

In Frankreich ist Platz kostbar: Selbst ein Viersternezimmer muss gemäß staatlichem Classement von 1986 nur zwölf Quadratmeter messen, zuzüglich einem mindestens 1,75 Quadratmeter großen Bad, das schon bei Zweisternehäusern vorgeschrieben ist. Ab drei Sternen müssen mindestens 80 Prozent der Zimmer außerdem über ein eigenes WC verfügen. Bei vier Sternen kann der Gast sicher sein, im hoteleigenen Restaurant speisen zu können. Fünf Sterne sucht man in Frankreich übrigens vergeblich.

In Großbritannien müssen schon Zweisternehäuser für jedes Zimmer ein eigenes Bad oder TV vorweisen, ebenso ein Essensangebot. Ab drei Sternen darf der Gast ein "gutes Frühstücksangebot" erwarten. Hochwertiges Inventar sowie Radio und Föhn auf den Zimmern sind Pflicht für ein Viersternehotel, während fünf Sterne für Luxus in Service und Ausstattung stehen.