Roman-Tour: Mit Sherlock Holmes und Miss Marple auf Gangsterjagd

Vor einem hübschen Haus in der Londoner Baker Street ist der erste Halt der kriminalistischen Reise. Hausnummer 221: Hier hat der berühmteste Detektiv der Welt, Sherlock Holmes, von 1881 bis 1904 gelebt - angeblich. Und das gemeinsam mit seinem Freund Dr. John Watson.

Vom Eingang sind es 17 Stufen bis ins Heiligtum der Sherlock-Holmes-Gemeinde: Hier haben der Detektiv und Dr. Watson vor dem Kamin gesessen und über ungelöste Fälle gerätselt. Hier hat Holmes seine berühmten kriminaltechnischen Experimente durchgeführt und sich mit dem Spielen der Violine entspannt.

Mit ausgesprochenem Spürsinn haben auch die Betreiber des Museums die Ausstellungsräume hergerichtet. Akribisch durchforsteten sie die Romane und Erzählungen Doyles nach Hinweisen auf die Einrichtung. Beim Betrachten der detailgetreuen Räume vermag man fast die mürrische Vermieterin Miss Hudson zu hören, die über die ungewöhnlichen Gäste, den Gestank von Chemikalien und die mitternächtlichen Geigenklänge schimpft. Wer weiter auf den Spuren des Meisterdetektivs wandeln möchte, reist in die Schweiz. Sherlock Holmes bei den Eidgenossen? Die Fan-Gemeinde der Romanfigur weiß, was gemeint ist: Am Reichenbach-Wasserfall bei Meiringen im Berner Oberland stürzte Holmes einst beim Zweikampf mit seinem Widersacher Professor Moriarty in den Tod. Vermeintlich zumindest, denn Sir Arthur Conan Doyle sah sich nach dem Ableben seines Meisterdetektivs wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Also schrieb Doyle eine neue Erzählung und erklärte, wie Holmes sich in letzter Sekunde doch noch gerettet hat.

Auf den Spuren von Agatha Christie und ihrer schrulligen Miss Jane Marple geht es nach South Devon. In Torquay an der Südküste Englands wurde die Schriftstellerin 1890 geboren, hier verbrachte sie einen Großteil ihres Lebens. Kein Wunder, daß man der Autorin noch heute auf Schritt und Tritt begegnet. Interessant ist vor allem das Torquay Museum, das in einer ständigen Ausstellung die bekannteste Bürgerin der Stadt würdigt.

Das als besonders gerühmte Klima Torquays genießen Christie-Freunde am besten bei einem Spaziergang. Dieser könnte von den Princess Gardens, in denen ein Teil von "Die ABC-Mörder" gedreht wurde, über das Imperial Hotel, in dem die "Queen of Crime" oft zu Gast war, bis zum hübschen georgianischen Greenway House, in dem Christie lange Jahre lebte, führen.

Nicht im heimischen Texas, sondern im Tessiner Exil lebte die Schriftstellerin Patricia Highsmith, die durch ihre subtil-gruseligen Krimis bekannt wurde. Spätestens der Roman "Der talentierte Mr. Ripley" ließ sie zu einer der wichtigsten Thriller-Autorinnen weltweit werden. Die Schweizerische Landesbibliothek widmet im Museum in Bern der Autorin Highsmith eine Ausstellung. Bis zum 10. September zeichnen Briefe, Tagebücher und andere Dokumente ein facettenreiches Bild der Amerikanerin, die den Mörder Tom Ripley als ihre Lieblingsfigur bezeichnete.

Informationen: The Sherlock Holmes Museum, 221B Baker Street, London, www.sherlock-holmes.co.uk, geöffnet täglich bis 18 Uhr, Eintritt sechs Euro. Sherlock Holmes Museum, Conan Doyle Place, Meiringen, Schweiz, geöffnet Mai bis September täglich bis 18 Uhr. Torquay Museum, 529 Babbacombe Road, Torquay, Devon, England, www.torquaymuseum.org, geöffnet täglich bis 17 Uhr, Familienticket 7,50 Euro.