Auf der Reisemesse ringen die krisengeplagten Länder um ihr Ansehen als Urlaubsziele. Reisende weichen bisher auf andere aus.

Berlin. Ein Jahr nach den politischen Umstürzen in Nordafrika machen Urlauber weiter einen Bogen um Ägypten und Tunesien. Die Zahl der ausländischen Besucher werde erst nächstes Jahr wieder das Vorkrisen-Niveau von sieben Millionen erreichen, sagte der tunesische Tourimusminister Elyes Fakhfakh in einem Reuters-Interview auf der Tourismusmesse ITB. Vergangenes Jahr seien es nur noch fünf Millionen Urlauber gewesen. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr von dem Rückgang wieder eine Million aufholen können, und den Rest dann 2013.“ Eigentlich könnte der Aufschwung der Tourismus-Wirtschaft – einer der wichtigsten Einnahmequellen des kleinen Landes – schneller vonstatten gehen. „Aber wir werden durch das Fehlen von Flugverbindungen nach Tunesien behindert.“ Jüngst sorgten zudem noch Streiks für Negativ-Schlagzeilen – das hielt noch mehr Sonnenhungrige von einer Reise nach Tunesien ab.

Fakhfakh zufolge arbeitet die Regierung nun an einer neuer Tourismus-Strategie. Das Problem: Viele Tunesien-Fans schreckt die undurchsichtige Sicherheitslage in dem Land von einer Reise ab – stattdessen fliegen sie auf die Kanaren, in die Karibik oder auf die Malediven. „Wir verstehen das absolut. Wir müssen ihnen versichern, dass Tunesien sicher ist“, sagte der Minister. Gleichzeitig müsse sich der Mittelmeeranrainer ein neues Image geben. Es gehe darum, Tunesien nicht nur als Ziel für einen Strandurlaub zu verkaufen, sondern Golfer und Kulturreisende anzulocken. Die Statistik ist deutlich: Die Zahl der internationalen Gäste brach nach Angaben der UN-Tourismusorganisation vergangenes Jahr in Nordafrika um zwölf Prozent auf 16,4 Millionen ein, im Nahen Osten betrug das Minus acht Prozent auf 55,4 Millionen.

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Kreuzfahrt auf dem Nil

Auch Ägypten setzt viel daran, um sein Bild im Ausland wieder aufzupolieren. Nicht nur die Unruhen des „Arabischen Frühlings“ sorgten dafür, dass an den Pyramiden oder im Tal der Könige gähnende Leere einkehrte. Mittlerweile meiden Erholungssuchende sogar die für ihre Tauchgebiete bekannte Sinai-Halbinsel, nachdem Beduinen dort wiederholt Ausländer entführten.

Dem setzt das Land neue Angebote entgegen, auf denen die Sicherheit der Gäste garantiert ist. Nach einer Pause werde der Nil bald wieder für Flusskreuzfahrten freigegeben, sagte Hisham Zaazou, Senioberater des ägyptischen Tourismusministers. „Wir werden sie ab Mai wieder aufnehmen und erwarteten das größte Interesse dafür aus Großbritannien, gefolgt von Deutschland und Frankreich.“

Nach Ansicht des Reisekonzerns TUI ist kaum absehbar, ob die Werbefeldzug der Länder auch von Erfolg gekrönt ist. Alles Marketing der Welt helfe nicht, wenn es wieder neue Vorfälle gebe, sagte TUI-Chef Michael Frenzel. Unentdeckt bleibe im Zeitalter des Internets nichts mehr. „In dieser vernetzen Welt verbreitet sich ein einziger Zwischenfall binnen Minuten über Facebook.“