Schleppt einer eindeutig mehr Uhren mit sich herum, als zum bloßen Zeitablesen zweckmäßig sind, und wuchtet er das viele Blech mit Blink-Anzeige ausgerechnet über den Sand, ist Vorsicht geboten: Der geländegängige Herr ist Strandhändler und fällt mit Leidenschaft lästig. Nicht nur, dass er in seinem eng umrissenen Revier spätestens alle 50 Minuten wieder auftaucht, sondern schlimmer noch: Die Produktqualität wird bei keinem der neuen Auftritte besser, die Marken werden nicht echter, das klobige Scheingold und das hochglanzpolierte Möchtegernsilber wollen einfach nicht eleganter werden.

Macht nichts. Abends ist er den Krempel trotzdem los - weil aus Mitgefühl, Ahnungslosigkeit, Urlaubsfreude oder spätestens während der Rabattrunde um kurz vor Feierabend genügend Sonnenanbeter zuschlagen. Sinnbildlich gesprochen natürlich, denn handgreiflich wird aus Sorge vor dem Polizisten und mehr noch dem durchaus muskulösen Zunftgenossen des Strandhändlers nicht einmal der Entnervteste. Immerhin den Ausruf "Hau ab!" traut sich der ein oder andere, anstatt "den letzten Schrei der Saison" aus der umgehängten Auswahlbox des Händlers zu erwerben.

Sehr viel mehr schätzt der Badegast den Strandhändler jedoch, wenn er nicht Uhren oder Armreifen, sondern Dinge von praktischem Nutzen an heißen Tagen verkauft. Der Kollege mit der Box voller Eis am Stiel, mit kühlen Getränken und Sandwiches vor dem Bauch wird nämlich durchaus mit Freude begrüßt, von Tag zu Tag mehr als Kumpel gefeiert - und am Ende sogar mit Trinkgeld belohnt.