Mögen Sie Museen? Schön. Dann haben Sie reichlich Auswahl in unserem Land. Rund 12 000 Museen stehen hier. Vom klapprigen Saurierskelett bis zur Kinderzeichnung des jungen Wilhelm Busch, wirklich alles wird ausgestellt. Es gibt heute für alles ein Museum. Ein Kartoffelmuseum, ein Bierdeckelmuseum, ein Angelmuseum. Und ein Heer von Vitrinen-Verrückten schaut sich das auch noch alles an.

Schon zu Schulzeiten gängelten uns die Lehrer, verschleppten uns ins Heimatmuseum, wo wir spätestens vor dem fünften Exponat gähnend zu Boden sackten. Bis auf die zwei, drei Streber, die damals schon den Unterschied zwischen Van Gogh und Van Halen kannten. Gut, es gab auch Highlights: Ich stand vor dem Mann mit dem Goldhelm, hab' der Mona Lisa zugezwinkert und Rembrandts Nachtwache vor Säure-Attentätern beschützt. Aber das war's dann auch.

Nun ist meine Museumsphobie gerade wieder aufgebrochen. Und das ausgerechnet in Essen, der kommenden Kultur-Hauptstadt. Mit einer ausgewählten, handsortierten Gruppe Kunstinteressierter durfte ich schon mal vorab ins neue Museum Folkwang. Obwohl das Kulturjahr erst 2010 beginnt. Eine fachkundige Führung empfing uns. Ein Typus Mann, der in einem irischen Pub in Dublin einen grünen Tee bestellen würde. Sie wissen, was ich meine.

Bereits im ersten Raum präsentierte er uns zeitgenössische Malerei, die in ihrer konsequenten Reduziertheit ganz beachtlich war. Oder anders gesagt: Die Wände waren weiß, die zeitgenössischen Maler hatten Feierabend gemacht und wollten vermutlich morgen mit den Heizkörpern im Foyer weitermachen. Es hing kein einziges Bild, nirgendwo stand eine Skulptur, sieht man ein-mal von dem roten Feuerlöscher in einer Ecke ab. Das Museum Folkwang war ein fortgeschrittener Rohbau. Unbeirrt davon hielt der Mann seinen Vortag, als hätten sich in den Räumen gerade Dalí, Picasso und Andy Warhol gepaart. Zwanzig Teilnehmer starrten derweil auf die nächste kahle Wand, um sich anzuhören, was hier nächstes Jahr alles hängen wird.

Zwischenzeitlich kam mir ein Verdacht: Das ist Hape Kerkeling, und der dreht hier Folge zwei von "Hurz". Sie erinnern sich an das polnische Duo, das einem aufgeschlossenen Kulturkreis alle zwei Minuten das Nonsens-Wort "Hurz" entgegenruft. Und genauso werden wir eine Stunde durch das verwaiste Museum Folkwang "gehurzt". Hören etwas von spektakulärem Lichteinfall, und von der Kunst, auch hinausschauen zu können. Der Mann meinte, wenn wir aus dem Fenster gucken, sehen wir die Goethestraße. Ein Motiv vom Allerfeinsten.

Dann wartete der nächste kahle Raum auf uns. Das sind Momente, da werden Graffiti-Sprayer unruhig, greifen zitternd zu ihrer Dose, wie Kettenraucher, die es nach Nikotin verlangt. Freifläche gäbe es.

Zum Abschluss wurde uns noch Fotografiekunst gezeigt, die allerdings auch erst im Januar 2010 im Museum Folkwang hängt. Über ein paar alte Meister hätte ich mich schon gefreut. Ajax Amsterdam, Benfica Lissabon oder Borussia Mönchengladbach. Das hätte mir persönlich an dem Tag schon gereicht.