Auf Wiedersehen, Ansichtskarte. Deine Zeit ist leider abgelaufen. Schade eigentlich. Wie gerne habe ich mich aus dem Urlaub bei Freunden und Bekannten gemeldet. Mit einem kleinen Kartengruß aus der Karibik.

Auf der Vorderseite ein schneeweißer Palmenstrand und Wasser, das türkiser ist als Türkis. Auf der Rückseite nur ein Wort: "Ätsch!" Da hat sich jeder sofort mit mir gefreut. Oder ich fand in meinem Briefkasten eine bunte Karte von meinen Nachbarn: "Sind gut auf Sizilien angekommen. Bitte Blumengießen nicht vergessen." Das hielt die Kommunikation am Laufen. Dass die Nachbarn seit zehn Tagen schon wieder zurück waren, erhöhte zwar nicht gerade den Nachrichtenwert, aber egal: Die gute alte Ansichtskarte hatte Charme.

Die neue Ansichtskarte gibt es im Internet und heißt Facebook ( www.facebook.de ). Das ist so etwas wie das digitale Poesie-Album, gepaart mit "Mein schönstes Ferienerlebnis". In Facebook können Sie der Welt erzählen, was Sie gerade tun und wo auf diesem Globus Sie momentan stecken. Da tippen Sie dann beispielsweise in Ihren Laptop oder in Ihr iPhone: "Sitze gerade im Yachthafen Puerto Portals auf Mallorca und sortiere mein Schwarzgeld." Schon beginnt der digitale Dialog: "Wo genau? Würde Dich gerne kennenlernen. Liebe Grüße Franziska, Finanzamt Frankfurt". Mit einem einfachen Klick ist Franziska Ihre Freundin. Schneller kann eine Urlaubsbekanntschaft nicht sein. Und das, obwohl Franziska mehr als tausend Kilometer entfernt wohnt. Schon nach weiteren drei Minuten können Sie im Display eine neue Message von ihr lesen: "Ein Kollege von mir lässt fragen, welche Handschellengröße Du hast." Das können Sie auch in Ihrem Profil angeben, gleich unter Ihrem Foto. So bleiben Sie in den Ferien immer im Gespräch. Schneller und interaktiver als mit jeder Ansichtskarte.

Mein Freund Michael (bei Facebook sind wir alle befreundet) fährt gerade mit einem Kreuzfahrtschiff Richtung Norwegen. Er hat verdammt raue See. Das hat er geschrieben. Und als Beleg gleich ein Handy-Foto von den meterhohen Wellen veröffentlicht. Ist doch klar, dass ich ihn auf dieser Reise nicht hängen lasse. Als erfahrener Kreuzfahrer habe ich ihm gleich den Tipp an seine Pinnwand bei Facebook gehängt: "Lieber Michael, bei starkem Seegang musst Du Schokolade essen und Pfefferminztee trinken. Dann riecht es wenigstens nach After Eight, wenn Du über der Reling hängst."

Ein Typ aus Kingston auf Jamaika hat mich gefragt, wo denn die Shitland-Inseln lägen. Als ich ihm erklärte, dass sie "Shetland-Inseln" heißen, ebbte sein Interesse deutlich ab. Dafür konnte ich einem Amerikaner aus New York einen echten Hot Spot empfehlen: Wenn er mal auf Amrum ist, müsse er unbedingt in die "Blaue Maus".

Sie merken schon: Facebook, da holt man sich Freunde fürs Leben. Wenn Sie wissen wollen, warum ich nächste Woche ausgerechnet nach Verden an der Aller fahre, gucken Sie bei Facebook unter "Uwe Bahn" nach. Da schreibe ich Ihnen das. Aber nur, wenn Sie mein Freund sind. Sonst kriegen Sie bloß eine Ansichtskarte.