Tradition und Bequemlichkeit wie zu Kaiserzeiten.

Eigentlich sollte es "Witthuis" heißen, das schöne, schneeweiße Gebäude mit seiner klassizistischen Fassade aus der Gründerzeit. Doch da es schon ein Hotel mit selbigem Namen gab, nannte es der heutige Besitzer Reemt Veit - bedingt durch die Lage - einfach "Landhuis am Denkmal".

Das Denkmal, welches sich nur wenige Meter vom Hotel entfernt befindet, ist allerdings nicht gerade eine Schönheit. Es besteht aus aufgeschichteten Steinen, die aus verschiedenen Städten kommen. Es stammt, wie vieles auf Norderney, aus der wilhelminischen Kaiserzeit.

Viel schöner ist dagegen dieses liebevoll restaurierte, kleine Hotel mit seinen elf Zimmern. Der Weg dorthin führt durch die ehemalige Veranda, wo sich heute das Restaurant befindet. Dann betritt man das eindrucksvolle Treppenhaus, und es macht hier einfach Freude, die Stufen mit dem alten Holzgeländer hinaufzusteigen. Alle Zimmer sind individuell eingerichtet - mit persönlicher Note. Der Gast spürt sofort den Glanz und Charme der alten Zeit, als Norderney ein kaiserlicher Badeort war. Das Bett wie auch der Schrank, Tisch und Nachttisch sind im dänischen Landhausstil gehalten und aus gelaugtem, biogeöltem Kiefernholz hergestellt. Ein korbstuhl lädt zum Ausruhen ein.

Die hell gestreiften Tapeten im unteren Bereich der Wände sind durch eine romantische Rosenbordüre von einer altrosa verspielten Tapete abgesetzt und geben dem Raum eine sehr gemütliche Atmosphäre. Farblich darauf abgestimmt sind die Bettwäsche und die Nachttischlampen. Die Kassettentüren passen genau zum Mobiliar. Die Deckenleuchte ist den ursprünglichen Lampen, die hier früher den Raum beleuchteten, nachempfunden. Die Wände schmücken einige Bilder aus eigenem Besitz. Die Gardinen mit ihren Kordeln sind oben mit gehäkelter Spitze verziert.

Auch das kleine Badezimmer wurde im Stil des späten 19. Jahrhunderts restauriert. Dabei fallen die handgemalten Kacheln besonders ins Auge, sie runden das stimmige Gesamtbild genauso ab wie die Wasserhähne und das zieselierte Milchglas der Lampen an der Decke und über dem Waschbecken. Das Wohn- und Logierhaus mit Verandavorbau im typischen Bäder-Stil der Kaiserzeit wurde 1896 erbaut. Altfischer Folkert Lührs war Bauherr, Reemt Meyer hat es entworfen.

Aus "Meyer's Logierhaus" wurde später die "Pension Irma". Zuletzt führte die Familie Visser es als Familienpension. Seit 1996 ist die lebenslustige und humorvolle Mercedes Westphal die Pächterin des Hauses. Die studierte und verhinderte Lehrerin mit Schwerpunkt Deutsch und Politik jobbte in den Semesterferien öfters in der Baufirma von Reemt Veit in Hamburg.

Als Reemt Veit ihr anbot, Pächterin seines erworbenen Hotels zu werden, griff sie zu. Ursprünglich wollte sie zwar gar nicht auf Norderney bleiben, aber als der Sohn plötzlich Asthma bekam, entschied sie sich dann doch für die Insel. Der Beruf als Hotelier macht ihr "riesigen Spaß". Dabei ist ihr wichtig, "die Tradition zu pflegen, ohne auf die Bequemlichkeiten der Moderne zu verzichten", wie sie betont.

Das Restaurant besteht aus zwei Räumen. Die Tische sind mit feinen Leinentischtüchern gedeckt. Der Raum vermittelt durch seine hell gestrichenen Wände eine luftige Atmosphäre, die unkomplizierte Art der Bedienung verstärkt die lockere Stimmung. Rechts vom Eingang befindet sich eine kleine Bar, an der man einen Aperitif oder Digestif zu sich nehmen kann. Darüber hängen die auffälligen Ballonlampen unterschiedlicher Größe. Farne und Efeu, die auf Säulen stehen, schmücken zusätzlich den Raum.

Die umfangreiche Karte ist italienisch ausgerichtet. Neben delikaten Suppen bietet sie einige ausgesuchte Vorspeisen wie Bruschetta oder Rindercarpaccio und vor allem eine große Auswahl an Salaten und Nudelgerichten. Fisch und Fleisch werden ebenfalls mediterran zubereitet, Tiramisu und Creme Catalan als Dessert runden die Karte ab. Die verwendeten Produkte sind frisch und auf den Tellern sehr schön angerichtet. Bei dezenter, jazziger Hintergrundmusik lässt es sich sehr angenehm speisen.