Revolution für Langstreckenflüge: Air New Zealand stellt auf der Messe “Aircraft Interiors Expo“ in Hamburg neues Kabinen-Konzept vor

Hamburg. Das Versteck ist gut gewählt. Von außen wirkt die Halle wie das Warenlager eines Großhändlers - doch ein Namensschild fehlt. Perfekt wird die Tarnung durch Plakate, die für Virgin Blue und Jetstar werben - Billigflieger, die nicht dafür bekannt sind, Passagieren viel Komfort zu bieten. Im Inneren des Schuppens aber, mitten in Neuseelands Hauptstadt Auckland, tüfteln Ingenieure und Designer von Air New Zealand seit drei Jahren an einem Konzept, um das Langstreckenfliegen zu revolutionieren. Nächste Woche wird auf der Hamburger Messe "Aircraft Interiors Expo" der Schleier gelüftet: Fachleute dürfen "Skycouch" und "Spaceseat" Probe sitzen.

Schon die Prototypen, die in Aucklands Entwicklungszentrum stehen, haben es in sich. Drei scheinbar normale Sitze der Economy-Klasse verwandeln sich in eine Couch als Spielplatz für Kinder oder zum Entspannen für ein Pärchen - das "Fliegen im Liegen" gibt es künftig nicht mehr ausschließlich für viel Geld in der Business Class.

Wie ein Kokon wirken die "Spaceseats" der Premium Economy: Jeder Passagier hat hier das Recht auf Privatsphäre, weil einem der Vordermann seine Lehne nicht mehr ins Gesicht knallen kann. Ein Gerangel um gemeinsame Armlehnen, beliebte Freizeitbeschäftigung zwischen unbekannten Sitznachbarn, gibt es auch nicht mehr.

Wer zu zweit reist, kann sich aber wie in einer Weinbar ein kleines Tischchen teilen. Auf die Stewardessen mit ihren Trolleys muss man künftig auch nicht mehr warten, ganz gleich, in welcher Klasse man fliegt. Per Monitor lassen sich Getränke und Essen bestellen - eben genau dann, wenn man Hunger hat oder Durst, und nicht zu einer von der Crew bestimmten Zeit. "Ob man über Amerika nach Neuseeland fliegt oder über Asien: Es dauert. Wir haben also mehr als andere Airlines ein Interesse, das Langstreckenfliegen so angenehm wie möglich zu machen", sagt Kerry Reeves. Der 52-Jährige ist bei Air New Zealand für die Neuentwicklungen verantwortlich, die in Lizenz auch bei anderen Fluggesellschaften zum Einsatz kommen sollen. Im Dezember hebt die erste Maschine vom Typ Boeing 777-300 mit den neuen Sitzen ab, im April 2011 ist dann die für deutsche Reisende wichtige Route London-Los Angeles-Auckland dran - wie das Ganze aussieht, kann man sich bereits unter www.futuretakingflight.com anschauen. Auch die Preise stehen fest: Die Premium Economy kostet etwa ein Drittel mehr als die "Holzklasse".

Bei der "Skycouch" gilt ein anderes Prinzip: Reisen zwei Erwachsene, bezahlen sie für ihren Sitzplatz den regulären Preis. Der frei bleibende dritte Platz wird dann zu etwa der Hälfte des Tarifs berechnet.

"Aus unserer anderen Idee, Stockbetten einzubauen, ist leider nichts geworden", schmunzelt Kerry Reeves. "Wir experimentieren aber, wie wir Weinproben und Seminare anbieten können."

Das Fliegen soll wieder so reizvoll und romantisch werden wie früher - ihre Kleider müssen die Passagiere allerdings anlassen. Apropos Romantik: In Neuseeland haben die "Skycouch"-Sitze inzwischen einen Spitznamen: "Cuddle Class" - Kuschelklasse.