Fußball

SV Eichede trifft in der Nachspielzeit zum 2:1

| Lesedauer: 6 Minuten
Arne Bachmann
Eichedes Niko Fischer (l.), hier mit vollem Einsatz gegen den Lübecker Julian Quistorff, holte den Eckball vor dem 2:1 in der Nachspielzeit heraus.

Eichedes Niko Fischer (l.), hier mit vollem Einsatz gegen den Lübecker Julian Quistorff, holte den Eckball vor dem 2:1 in der Nachspielzeit heraus.

Foto: Henrik Bagdassarian

Fußballer stehen nach verdientem Sieg über VfB Lübeck II an der Oberligaspitze. Preußen Reinfeld steht nur einen Punkt dahinter.

Steinburg/Reinfeld.  So nervenaufreibend das Spiel für den Trainer auch war: Siege wie diese sind doch die schönsten. Selten sah man Paul Kujawski so befreit strahlen, wie nach dem 2:1 (0:0) des SV Eichede gegen den VfB Lübeck II. Die Oberligafußballer aus Stormarn überboten sich fast die gesamte Partie gegenseitig im Vergeben von größten Torchancen, um sich erst in den allerletzten Minuten für die vielleicht beste Saisonleistung und einen beeindruckenden Kraftakt zu belohnen.

„Solche Spiele braucht man“, sagte Kujawski. „Überragend ist, dass die Jungs einfach weitermachen, daran glauben, sich das 1:1 verdienen und auch das 2:1, das war ein absolut verdienter Sieg. Vor allem die Einstellung hat heute gepasst.“ Der Spieler, an dem sich die mitreißenden 90 und mit Nachspielzeit fast 100 Minuten bei knallender Sonne am besten erzählen lassen, war Morten Wahl. Der Offensivmann war an fast jeder Angriffsaktion beteiligt, doch lange Zeit fehlte immer wieder irgendetwas zum Erfolg: hier ein Zentimeter, dort ein wenig Glück, manchmal auch Ruhe und Übersicht.

SV Eichede verpasste in der ersten Halbzeit etliche Chancen

Das Festival der verpassten Chancen begann nach einer Viertelstunde: Wahl auf Yago Heider, der Stürmer vergibt in Bedrängnis (16. Minute). Wahl mit einem Heber aus der Distanz, drüber (18.). Wahl mit einer Balleroberung, während Lübecks im Aufbau mitspielender Keeper Domenik Krause nicht mehr eingreifen kann – Schuss neben das leere Tor (19.). In der 38. Minute eine wunderbare Kombination über Leon Tonder, Heider und Wahl, der Kay-Fabian Adam freispielt – Adam schließt zu unplatziert ab.

Zwei Minuten darauf ein Lattenkracher von Wahl, der Ball springt von der Unterkante zurück ins Feld (40.). Und kurz vor der Pause wieder Wahl, dessen etwas missglückter Schuss knapp über das Tor segelt (45.). „Wir hatten Pech in der ersten Halbzeit, vor allem ich. Ich hatte was weiß ich wie viele Chancen“, sagte Wahl später. Den Glauben an den Sieg habe er aber nie verloren. „Dafür waren wir zu gut drauf. Wir hatten uns nichts vorzuwerfen und haben immer weitergemacht.“

Im zweiten Durchgang kam es zu einer absurden Szene

Ein ähnliches Bild bot sich im zweiten Durchgang. Heider mit einem zu hoch angesetzten Schuss aus der Drehung (54.) und Wahl nach schönem Pass von Nico Fischer (56.) gaben direkt wieder die Richtung vor – bis der Spielverlauf auf den Kopf gestellt wurde. In der 71. Minute zog Lübecks Flavio Krück aus großer Distanz einfach mal ab, sein Aufsetzer zappelte im Netz – es war der erste Schuss überhaupt auf das Eicheder Tor. „Wir haben Lübeck immer weiter nach hinten gedrängt und fangen dann ein Gegentor – keiner weiß, warum“, beschrieb Kujawski den absurden Moment.

Doch Eichede meldete sich noch kämpferischer zurück, schmiss sich in die Zweikämpfe und brachte Ball um Ball in den gegnerischen Strafraum. In der 84. Minute kam Wahl vor Alkin Tümer an die Kugel und wurde vom Verteidiger am Fuß getroffen – Elfmeter. Der Strafstoßexperte verwandelte selbst zum Ausgleich und holte den Ball direkt aus dem Netz. Das Signal war klar, heute zählt nur ein Sieg.

Unsportlicher Lübecker Stürmer sieht Gelb-Rote Karte

Nach der Gelb-Roten Karte gegen Lübecks eingewechselten Stürmer Kubilay Büyükdemir (86./Unsportlichkeit) stürmten die Steinburger sogar mit Innenverteidiger Fischer, der noch einmal eine Ecke herausholte. Silas Meyer schlug den Ball vor den Kasten, und aus dem Getümmel heraus traf Wahl irgendwie zum wild umjubelten 2:1 (90.+3). In der Livetabelle rangierte der SVE bis in die Nachspielzeit hinein auf Rang fünf. Dank Wahls Siegtor und weil sich die Titelkandidaten PSV Neumünster und TSB Flensburg im direkten Duell (1:1) gegenseitig Punkte klauten, grüßen die Stormarner plötzlich von ganz oben.

Allerdings ist die Strafe für den Schiedsrichtermangel im Verein noch nicht in der offiziellen Tabelle eingepflegt. „Wir haben im Hinterkopf, dass wir noch drei Punkte abgezogen kriegen, also müssen wir noch mehr machen als die anderen“, sagte Wahl zu der aktuellen Lage – und ließ zwischen den Zeilen durchblicken, dass die Mannschaft durchaus angreifen will: „Wir spielen unser Ding, am Ende will man jedes Spiel gewinnen. Und wenn man jedes Spiel gewinnt, steht man oben.“

SV Preußen Reinfeld sammelt Punkte gegen den Abstieg

Zu den 221 Zuschauern im Ernst-Wagener-Stadion gehörten auch Pascal Lorenz und Jan-Christian Hack. Das Trainerduo des SV Preußen Reinfeld hatte einen Tag nach dem eigenen Heimspiel gegen Dornbreite Lübeck wieder einmal allen Grund, gut gelaunt zu sein. Das 3:1 (1:0) war schon der fünfte Saisonsieg, damit zählt der Aufsteiger überraschend zur Spitzengruppe.

„Wir surfen auf einer Erfolgswelle, mit so einem Start war natürlich nicht zu rechnen“, sagte Lorenz. „Aber wir sammeln die Punkte gegen den Abstieg. Man muss sehen, dass wir bisher gegen Teams gespielt haben, die eher unten in der Tabelle stehen.“ Bemerkenswert ist Reinfelds Lauf allemal. Gegen Dornbreite brachten Luca Brügmann (18.) und Florian Wurst (61.) die Karpfenstädter auf die Siegerstraße. Den Anschlusstreffer durch Lubecco-Gennaio Behrens (90.+1) konterte Ivan Taritas mit seinem Debüttor (90.+4).

SV Eichede: Barkmann – Arndt (90.+5 Gelzer), Fischer, Reimers, Pichelmann – Tonder (86. Witt), Meyer – Bieche (80. Fritzen), Wahl, Adam (90.+1 Arnold) – Heider (70. Hasselbusch)SV Preußen Reinfeld: Zimmermann – Taritas, Grimm, Cloppat, Czeschel (63. M. Möller) – Brügmann (74. Kilic), Vogel (61. Bojarinow) – D. Möller, Schlatow (60. Wurst), Lie (74. Bäßler) – Miljic

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