Bargteheide. Sie kamen aus ganz Stormarn und Teilen Hamburgs nach Bargteheide und sie waren verdammt laut: Hunderte Basketball-Fans haben mit Trommeln, Tröten und Stimmgewalt aus dem letzten Heimspiel der TSV Bargteheide Bees eine große Party gemacht. „Dieses Fest kann uns keiner mehr nehmen. Darüber wird noch die ganze Woche gesprochen“, jubelte Sportdirektor Said Ghalamkarizadeh nach dem spektakulären 86:81 (37:46) über die Aschersleben Tigers.
In einer ohnehin schon überragenden Premierensaison in der 1. Regionalliga Nord gelang den Stormarnern ein weiterer Meilenstein. Gegen die Gäste aus Sachsen-Anhalt ging es im direkten Duell um die letzte Chance, sogar Platz vier und damit die Play-offs zu erreichen. Obwohl sie lange Zeit zurücklagen, hielten die Bargteheider dem Druck stand und bezwangen mit purem Willen die finanziell wesentlich besser aufgestellten Tigers, die über weite Strecken eine beeindruckende Leistung in der Defensive und von der Dreierlinie zeigten.
Trainerin: Beide Teams waren ebenbürtig. Die Entscheidung ist im Kopf gefallen.
„Spielerisch sind beide Teams ebenbürtig, die Entscheidung ist im Kopf gefallen“, sagte Trainerin Şükran Gencay. „Obwohl wir mit elf Punkten zurücklagen, sind wir cool geblieben. Ich glaube, am Ende war Aschersleben von unserer Leistung und der Atmosphäre beeindruckt.“
Zunächst waren es die Gäste, die die Anfangsphase bestimmten. Beim Stand von 6:16 nahm Gencay bereits die erste Auszeit. Die Anpassungen zeigten Wirkung, mit vier Dreiern brachten sich die Gastgeber wieder in Schlagdistanz (18:19, 9. Minute). Das zweite Viertel war dann zunächst von intensiver Verteidigung auf beiden Seiten sowie vielen Fouls geprägt. Phasenweise wurde fast ausschließlich von der Freiwurflinie gepunktet, wobei die Bees einige Schwächen zeigten.
Die Energie des Publikums erfasste auch die Mannschaft
Der Spielstand war lange ausgeglichen (30:30, 17.). Dann aber folgte ein starker Run der Gäste, die Offensiv explodierten. Bees-Kapitän Tobias Schümann, der seine ansteigende Leistung einmal mehr untermauerte, sorgte immerhin mit einem Tip-In Sekunden vor der Viertelpause dafür, dass sein Team zur Pause nicht zweistellig in Rückstand lag (37:46, 20.).
Das dritte Viertel begann furios, plötzlich ging es temporeich auf und ab. Regionalliga-Topscorer Marcel Hoppe und der überragende US-Profi Jeremy Ingram eröffneten mit Dreiern, die Ascherslebens Distanzspezialist Yannick von Hain zwar kontern konnte (43:49), aber die Halle kochte nun und die Energie des Publikums erfasste auch die Mannschaft. Abdulai Abaker führte sein Team Punkt um Punkt, Assist um Assist heran. In der 25. Minute gingen die Hausherren unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Fans erstmals seit der ersten Minute wieder in Führung (54:53). Tigers-Topscorer Julius Stahl konterte noch einmal, doch Ingram antwortete direkt wieder aus der Distanz. In der letzten Minute des dritten Viertels war es dann wieder Schümann, der per Dreier für großen Jubel sorgte (65:61, 30.).
Packendes Duell bis zum Schluss
Intensiv und packend ging es auch im Schlussviertel weiter. Jacob Gäde, neben Schümann der Ur-Bargteheider mit der meisten Spielzeit, sorgte per Dreier für die zwischenzeitlich höchste Führung der Bees (70:63, 31.). Die Tigers ließen sich jedoch nicht abschütteln, Einige Minuten später setzten sich die Gastgeber erneut leicht ab (76:69, 36.), Aschersleben antwortete mit einem 10:1-Run und holte sich die Führung zurück. Allerdings nur kurz: Der nervenstarke Hoppe erzielte den Ausgleich, dann folgte die Ingram-Show. Erst fing der Spielmacher einen schlechten Pass ab und punktete per Layup (81:79, 39.), dann sorgte er aus gut acht Metern per Dreier für die Vorentscheidung (84:81, 40.). Der ebenfalls starke Vladimir Migunov (10 Punkte, 11 Rebounds) behielt danach an der Freiwurflinie die Nerven und stellte den Endstand her. Die besten Werfer waren am Ende Ingram (28 Punkte), Hoppe (18), Abaker (14), Schümann und Migunov (beide 10).
Mitkonkurrent Braunschweig gewinnt überraschend gegen Aufstiegsaspirant Neustadt
„Ich bin stolz auf die Mannschaft, wir haben die Erwartungen schon jetzt übererfüllt“, sagte Gencay. Der Traum, sich nach der regulären Saison noch in den Play-offs den drei besten Teams der halbprofessionellen Liga zu stellen, ist wenige Stunden nach dem 13. Sieg im 21. Spiel dann trotzdem so gut wie geplatzt. Der dritte Anwärter auf den vierten Rang, die SG Braunschweig, gewann überraschend und ganz knapp gegen Aufstiegsaspirant Neustadt (96:94). Damit brauchen die Bees am letzten Spieltag eine dicke Überraschung, für die sie selbst nicht sorgen können. Nur wenn der Tabellenvorletzte Oldenburger TB am kommenden Wochenende gegen Braunschweig gewinnt, würde dem TSV ein Auswärtssieg in Rendsburg noch helfen. Sportdirektor Ghalamkarizadeh ließ sich die Laune davon nicht verderben: „Dieser Abend hat wieder gezeigt, wie großartig Amateursport sein kann.“
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