Lütjensee. Sein Ziel hatte Florian Michel vor einem Jahr klar abgesteckt. „Spätestens in zwölf Monaten wollen wir bei den Kindern und Jugendlichen 20 aktive Turnierteilnehmer stellen“, sagte der Vorsitzende des Fechtclubs Lütjensee damals in einem Gespräch mit dem Abendblatt. Heute darauf angesprochen sagt der 29 Jahre alte Vereinschef: „Die Vorgabe haben wir sogar übertroffen, darauf sind wir sehr stolz. 23 Jugendliche haben seitdem ihre Turnierreifeprüfung abgelegt. Hinzu kommen noch diejenigen, die die Qualifikation bereits in der Tasche haben.“
Die Turnierreifeprüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Einmal bestanden, gilt sie auf Lebenszeit. Durch sie will der Deutsche Fechterbund sicherstellen, dass Anfänger einen gewissen Standard an fechterischen Fähigkeiten besitzen und die Regeln kennen, bevor sie erstmals an einem Turnier teilnehmen.
Junge Mannschaft bei Landesmeisterschaften erfolgreich
Der „kleine wilde Haufen“, wie Michel seine junge Garde an Turnierfechtern liebevoll nennt, sorgte bei den vor Kurzem in Itzehoe ausgetragenen Landesmeisterschaften für eine Medaillenflut. Gold mit dem Damensäbel gewannen in ihren Altersklassen Clara Sauerland (U10), Neele Sophia Romann (U14) und Amelie Skendzic (U17). Neele Sophia holte zudem noch silbernes Edelmetall im U-17-Wettbewerb. Mit dem Herrensäbel standen Paul Schäfer (U10), Timo Weide (U11), Flynn Bleu (U12) und Nils Roos (U14) ganz oben auf dem Treppchen. Silbernes Edelmetall bei den Schülerinnen sicherten sich Finja Stormarns (U14), die in der nächst höheren Altersstufe (U17) auch noch die Bronzemedaille gewann.
Bei den Schülern holte Jan Olbrich zweimal Silber (U14/U17), Marco Stormans einmal (U11). Emil Willer (U14) und Tammo Matthies (U17) komplettierten die Medaillenausbeute mit jeweils einer Bronzemedaille.
Michel führt die gute Zusammenarbeit des Vorstands als maßgeblichen Grund an, dass es beim Fechtclub Lütjensee nach längerer Durststrecke wieder rund läuft. Das bestätigt auch Friederike Janshen, die an der Hamburger Straße seit mehreren Jahren das Training leitet. „In welcher Art und Weise sich Florian, Lars-Peter Beu, Daniel Schäfer und Thomas Haverkamp einbringen, ist schon außergewöhnlich“, sagt die mehrfache Welt- und Europameisterin bei den Seniorinnen. Lächelnd fügt sie hinzu: „Für mich sind die vier meine Superkerle.“
Verantwortliche sind international erfahren
Tatkräftig unterstützt wird Janshen während der Trainingseinheiten von den Assistenten Inga Brandt und Benjamin Kirchhoff. Die Trainerin hat einen weiteren Grund zur Freude: Neben Michel, dessen größter sportlicher Erfolg als Fechter die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in Koblenz (Rheinland-Pfalz) vor vier Jahre war, haben Beu, Schäfer und Haverkamp ebenfalls mit dem Fechtsport begonnen.
„Gewisse Dinge sieht man natürlich aus einer ganz anderen Perspektive, wenn man selbst aktiv den Sport betreibt“, sagt Janshen. Durch Teilnahme an internationalen Turnieren bleibt die Trainerin weiterhin auf der Höhe der sportlichen Entwicklung im Fechtsport. Darüber hinaus sorgte sie kürzlich selbst für Schlagzeilen: Bei den Weltmeisterschaften der Senioren in Livorno (Italien) wurde sie nach einer knappen 9:10-Niederlage im Finale der Altersklasse Ü-50-Vizeweltmeisterin. Nun stehen im Mai für Lütjensees Trainerin die Europameisterschaften in Cognac (Frankreich) auf dem Programm.
Verein setzt auf den Jugendbereich
Dafür, dass die Kasse stimmt, ist Michael Walther zuständig. „Durch sein Engagement kommt der Verein nachhaltig mit seinen finanziellen Mitteln zurecht“, sagt Michel. Die Lütjenseer konzentrieren sich zurzeit verstärkt auf den Jugendbereich. „Ein Schnupperkursus im vergangenen Jahr hat uns bei den Jüngsten einen regen Zulauf beschert“, sagt der Vereinschef. „Nach den Osterferien werden wir noch einmal einen Trainingstag für Zwölfjährige und älter anbieten, um die noch bestehende Lücke zu den Erwachsenen zu schließen.“
Wer Interesse hat, den Fechtsport einmal selbst auszuprobieren, kann auch jederzeit beim Training vorbeischauen oder Michel telefonisch unter der Nummer 0172/811 78 73 kontaktieren. Geübt wird in der Sporthalle der Grundschule Lütjensee (Trainingszeiten: siehe unten oder auf www.fc-luetjensee.de im Internet). Die komplette Ausrüstung stellt zunächst der Verein zur Verfügung.
Trainingszeiten
Training in der Sporthalle der Grundschule Lütjensee ist immer mittwochs und freitags von 17.30 bis 20 Uhr. Friederike Janshen leitet an der Hamburger Straße gemeinsam mit Inga Brandt und Benjamin Kirchhoff die Übungseinheiten. Ein Probetraining ist jederzeit möglich.
Eine Mitgliedschaft kostet für Kinder, Jugendliche und Auszubildende 22,50 Euro im Monat, Erwachsene zahlen 30 Euro. Der 2002 gegründete Verein bietet Familien zudem spezielle Tarife an. Ausrüstungsgegenstände wie Maske, Jacke, Handschuhe und Säbel stellt der FC Lütjensee zunächst zur Verfügung. Wer sich später eigenes Material anschaffen möchte, muss mindestens 500 Euro einplanen.
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