Fußballtrainer Michael Schmal spricht über Ziele beim SSC Hagen Ahrensburg, die Jugendarbeit – und verrät, warum er Bier Champagner vorzieht

Ahrensburg. Als Michael Schmal im Oktober 2013 Nachfolger von Jan Jakobsen wurde und den SSC Hagen Ahrensburg übernahm, steckte das Team im Tabellenkeller der Schleswig-Holstein-Liga. Den Abstieg in die Verbandsliga konnte der 47-Jährige nicht mehr abwenden. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt verrät er, wie er die Fußballer wieder fünftklassig machen will.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schmal, nach dem Abstieg in der vergangenen Saison und den Abgängen zahlreicher Leistungsträger haben Sie einen Umbruch eingeleitet. Jetzt hat die Mannschaft seit neun Spielen nicht verloren, belegt Platz fünf, mit Tuchfühlung auf Rang drei. Positiv überrascht?

Michael Schmal:

Dass es so schnell so gut funktioniert war sicher nicht zu erwarten. Wir haben ja auch unsere Schwächephase gehabt.

Im Laufe der Hinrunde blieb das Team sieben Spiele in Folge ohne Sieg. Haben Sie sich Sorgen gemacht?

Schmal:

Nein. Es war klar, dass wir Geduld brauchen. Die jungen Spieler dürfen und sollen Fehler machen. Außerdem mussten wir damals auch auf viele Stammkräfte verzichten. Es war schon eine schwierige Phase, aber wir sind dadurch enger zusammengerückt. Man hat dann auch gesehen, dass wir im Sommer kluge Entscheidungen getroffen haben.

Inwiefern?

Schmal:

Bei der Zusammenstellung des Kaders haben wir in erster Linie auf den Charakter der Spieler geachtet und erst dann auf das Talent. Alle haben Spaß. Wir haben das Training in einigen Bereichen umgestellt, es wird intensiv und konzentriert gearbeitet.

Was muss die Mannschaft noch lernen?

Schmal:

Mich stört immer noch, dass wir in Drucksituationen oft leichtsinnige Fehler begehen. Das Passspiel muss sicherer werden und wir müssen noch intensiver umschalten.

Wird die Mannschaft in diesem Sommer zusammen bleiben? Haben schon viele Spieler ihre Zusage für kommende Saison gegeben?

Schmal:

Wir sind noch in Gesprächen, bis jetzt verläuft alles positiv. Aber da geben wir keine Wasserstandsmeldungen ab.

Ist Dren Hoti ein Spieler, um den man eine Mannschaft mit Perspektive aufbauen kann und möchte?

Schmal:

Er ist sehr wichtig geworden. Seine Meinung wird gehört, auch bei den Verantwortlichen. Wir wollen mit ihm etwas entwickeln. Aber der SSC Hagen ist auch ein Ausbildungsverein. Wenn ein Spieler die Chance bei einem höherklassigen Verein bekommt, so wie Bojan Stäcker im letzten Jahr, dann freuen wir uns darüber und geben ihm die Möglichkeit.

Wo will der Verein in Zukunft hin – und wann?

Schmal:

Wir wollen hoch in die Schleswig-Holstein-Liga, das ist ganz klar das Ziel. Wenn wir das schon in einem Jahr schaffen, ist es umso schöner, wenn wir es in zwei oder drei Jahren schaffen, auch wunderbar.

Es gibt keinen konkreten Zeitplan?

Schmal:

Um eine Entwicklung zu fördern, ist es wichtig zu wissen, dass man den Weg nur Stück für Stück gehen kann. Einen konkreten Zeitpunkt zu setzen, wäre kontraproduktiv.

Wurden die Rahmenbedingungen hinsichtlich eines Aufstiegs schon verbessert?

Schmal:

Was die Betreuung und Ausrüstung der Mannschaft betrifft, ja. Der Kunstrasenplatz soll 2016 erneuert werden.

Ist das nicht ein bisschen spät? Immerhin hat der Verein schon Alarm geschlagen. Durch die Löcher im Kunstrasen könne es passieren, dass ein Schiedsrichter den Platz als unbespielbar ansieht und ein Spiel nicht anpfeift.

Schmal:

Besser spät als nie. Das sind Entscheidungen, die von der Politik gefällt werden, da braucht man Geduld. Wer keine Geduld hat, ist falsch am Hagen.

Was ist mit dem Soccerplatz, der seit Jahren angekündigt wird?

Schmal:

Das wird demnächst passieren. Die Fläche ist gefunden, zwischen dem Kunstrasenplatz und dem zweiten Eingang, wo sich derzeit die Kugelstoßfläche befindet.

In der fünften Liga zahlen immer mehr Vereine ihren Spielern immer mehr Geld. Wird es beim SSC Hagen auch im Falle eines Aufstiegs dabei bleiben, dass die Spieler keine Aufwandsentschädigung bekommen?

Schmal:

Dabei wird es bleiben. Wir zahlen Fahrgeld und etwas für die Ausrüstung.

Kann man so denn überhaupt noch in der SH-Liga bestehen?

Schmal:

Man sollte diese Entwicklung der immer höheren Aufwandsentschädigungen sehr kritisch hinterfragen. Wenn so viel Geld in einer Mannschaft steckt, platzt die Blase irgendwann. Das ist bei Vereinen in Hamburg und Schleswig-Holstein passiert und wird auch weiterhin passieren. Einen guten Spieler zu holen, ihn als Platzwart anzustellen und ihm Tausende Euro zu zahlen, das ist irrsinnig. So, wie Vereine sich im Moment immer weiter übertrumpfen, in dem sie ihre Etats öffentlich nennen, glaube ich, dass wir bald nicht mehr nur den Spieler des Jahres, sondern auch den Etat des Jahres wählen. Dann können die Mäzene sich bei Champagner und Schnittchen zuprosten. Aber da mache ich nicht mit. Da esse ich lieber Erbsensuppe und bezahle mein Bier selbst. (lacht)

Die turbulente Mitgliederversammlung, bei der der Vorstand hauptsächlich durch die Fußballabteilung besetzt wurde, ist nun knapp ein Jahr her. Hat sich seither etwas für die Abteilung verbessert?

Schmal:

Ja. Ole Junker und sein Team machen einen richtig guten Job. Endlich herrscht im Verein ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

Das gilt aus Ihrer Sicht nicht nur für die Fußballsparte, sondern auch für den Gesamtverein?

Schmal:

Ole ist es gelungen, alle zu überzeugen und zusammenzuführen. Jede Abteilung genießt die Wertschätzung, die notwendig ist.

Würden Sie sagen, dass die erste Fußballmannschaft das Aushängeschild des Gesamtvereins ist?

Schmal:

Auf jeden Fall. Und man muss sich immer wieder bewusst machen, dass die erste Herrenmannschaft die Speerspitze ist.

Wenn das so ist – warum kommen dann weiterhin so wenig Zuschauer, nämlich selten mehr als 100, zu den Heimspielen?

Schmal:

Das frage ich mich auch manchmal. Es kommt mir so vor, dass viele noch nicht kapiert haben, dass hier richtig guter Fußball gespielt wird.

Die Fußballabteilung wird immer wieder für ihre Jugendarbeit gelobt. Sind Sie zufrieden, wie es derzeit läuft?

Schmal:

Zufrieden darf man nicht sein. Ich bin nie zufrieden. Ich glaube, ich bin der unzufriedenste Mensch am Hagen. (lacht)

Derzeit spielen aber weder die A-, noch die B-, noch die C-Junioren in der höchsten Klasse des Landes. Wäre das nicht unbedingt erforderlich?

Schmal:

Klar, das wäre ideal. Aber Spieler wie Dren Hoti, Tom Gottlob und Lucas Schaare haben auch überwiegend Verbandsliga gespielt und sind jetzt schon ein fester Bestandteil des Herrenteams. Wirklich entscheidend ist die Weiterentwicklung im Training.

Ihre Mannschaft wird in dieser Saison weder auf-, noch absteigen. Was ist das Saisonziel?

Schmal:

Das war von Anfang an ein Platz unter den Top fünf. Außerdem betrachten wir jedes Spiel als Fortentwicklung für die kommende Saison.

Beim Spiel am Sonntag beim Tabellen-14. TSV Schlutup kommt nur ein Sieg infrage?

Schmal:

Wir wollen gewinnen, aber ein Muss ist das nicht.