Tennisspieler Felipe Parada verstärkt die Herren 30. Der 33 Jahre alte Chilene kommt vom Club an der Alster und spielte früher auf der Profi-Tour

Ahrensburg. Bis zum 15. März müssen die Herren 30 des THC Ahrensburg beim Deutschen Tennisverband die verbindliche Mannschaftsmeldung für die kommende Bundesligasaison einreichen. Ganz oben auf der Liste der Ahrensburger soll ein Name stehen, der bislang nur Insidern ein Begriff ist: Felipe Parada wird neuer Spitzenspieler der Stormarner. Der 33-Jährige spielte bislang für den Club an der Alster – an Position eins der ersten Herrenmannschaft. Jetzt soll er dazu beitragen, dass die Ahrensburger auch in ihrem zweiten Bundesligajahr den Klassenerhalt schaffen.

„Wir haben vergangene Saison auf der Spitzenposition kein Match gewonnen. Mit Felipe sind wir dort auf jeden Fall konkurrenzfähig“, sagt Mannschaftsführer Lars Borgstede. Parada war mehrere Jahre lang auf der Profi-Tour unterwegs, allerdings hat er nie den großen Durchbruch geschafft. Er bezwang spätere Topspieler wie den schottischen Wimbledonsieger Andy Murray oder Juan Martin Del Potro (Argentinien), die damals gerade auf dem Sprung in die Weltspitze waren, kam in der Weltrangliste aber nicht über Platz 371 hinaus. Im Doppel schaffte er es auf Rang 149.

„Das Talent war wohl da“, sagt Parada: „Aber es ist schwierig, wenn man ganz allein von zu Turnier zu Turnier reisen muss und sich nicht einmal einen Trainer leisten kann.“ Auch Verletzungen trugen dazu bei, dass es nicht weiter nach oben ging. „Mit 18 hatte ich meine erste von drei Meniskus-Operationen“, sagt Parada. Außerdem habe ich mir einmal den Fuß gebrochen, musste danach sechs Monate pausieren.“

Dennoch habe er dem Tennis viel zu verdanken. „Ich bin happy, habe zwei Sprachen gelernt, viele nette Menschen getroffen und eine Familie gegründet – das alles würde ich nicht gegen einen Grand-Slam-Sieg eintauschen.“ Gut neun Jahre, nachdem Parada mit lediglich 100 Dollar in der Tasche in Hamburg ankam, lebt er mit seiner Frau Lisa, die für den Club an der Alster in der Ersten Bundesliga Hockey spielt und als Physiotherapeutin arbeitet, sowie ihrem gemeinsamen 14 Monate alten Sohn Diego in Hamburg-Eppendorf – nur knapp fünf Minuten von seiner bisherigen Wirkungsstätte an der Rothenbaumchaussee entfernt.

Felipe Parada gehört ab April auch zum Trainerteam des THC Ahrensburg

Der Weg nach Ahrensburg ist erheblich weiter – für Parada aber kein Problem. Er fährt leidenschaftlich gern Rennrad und Mountainbike. So kann er dass Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: „Je fitter ich bin, desto besser spiele ich“, sagt er lächelnd.

Möglich war der Wechsel des aus der Millionenmetropole Santiago stammenden Chilenen, weil er ab Mitte April beim THCA zugleich das Trainerteam verstärkt. Parada soll sich gemeinsam mit Mitspieler Michael Jeglinski um den Jugendleistungsbereich kümmern. Beide stehen schon jetzt in regem Kontakt.

Borgstede: „Wir wollen talentierte Kinder und Jugendliche künftig noch besser fördern, ohne dabei den Breitensport aus den Augen zu verlieren. Langfristiges Ziel ist es, aus der eigenen Jugend wieder eine starke Herrenmannschaft zu entwickeln. Und wir glauben, dass Felipe uns dabei helfen kann und dank seiner internationalen Erfahrung für neue Impulse sorgen wird.“

Parada musste nach dem Angebot der Stormarner nicht lange überlegen. „Es war Zeit für eine Veränderung“, sagt er. „Ich habe mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen können und gleich nach dem ersten Gespräch gewusst, dass der Wechsel nach Ahrensburg der richtige Schritt für mich ist. Die Verantwortlichen dort und ich sprechen dieselbe Tennissprache. Ich habe eine Menge guter Ideen im Kopf, und die kann ich in diesem Verein bestimmt gut umsetzen.“

Nach Chile fährt er nur noch in den Urlaub. Hat er denn gar kein Heimweh? „Nein, ich vermisse zwar gerade jetzt das gute Wetter. Aber mir gefällt, wie sauber es in Deutschland ist, wie gut der Verkehr geregelt ist und – für einen jungen Vater besonders wichtig – dass man sich wenig Gedanken hier um Kriminalität machen muss – das ist für mich Lebensqualität. Das bedeutet aber nicht, dass ich vielleicht nicht doch irgendwann einmal nach Chile zurückkehren werde.“