57 Jahre alte Lütjenseerin hört als Tennis-Bezirksjugendwartin auf. Jugendvollversammlung präsentiert heute den Nachfolgekandidaten

Lütjensee. Maren Hilger vom TV Schleushörn spricht von einem Lebensabschnitt. Einen, den sie nicht missen möchte, aber auch froh ist, wenn er in Kürze abgeschlossen ist. „Als Bezirksjugendwartin des Tennis-Verbands Schleswig-Holstein blieb mir in den vergangenen 13 Jahren einfach zu wenig Zeit für andere Dinge“, sagt die 57 Jahre alte Lütjenseerin. Nun will sie sich mehr dem Golfsport widmen, dem sie in den vergangenen fünf Jahren – soweit es die Zeit zuließ – leidenschaftlich nachging.

Heute Abend wird auf der Jugendvollversammlung des Bezirks Süd in Schleushörn ein Nachfolgekandidat vorgestellt. Die offizielle Verabschiedung folgt in zehn Tagen, wenn der Bezirk Süd am Donnerstag, 26. Februar, beim THC Ahrensburg seine Ordentliche Mitgliederversammlung ausrichtet. Auf der Tagesordnung steht auch die formelle Bestätigung des Nachfolgers. „Seit drei Jahren trage ich mich mit dem Gedanken aufzuhören“, sagt Hilger, „doch erst jetzt scheint sich ein geeigneter Kandidat gefunden zu haben.“

Die 57-Jährige kommt ursprünglich aus dem Reitsport. Ihren Eltern gehört in Lütjensee die Anlage Bollmoor, die Hilgers Schwägerin Martina Hannöver-Sternberg – eine der erfolgreichsten Reitsportlerinnen in Stormarn – betreibt. Hilger ritt früher Dressurprüfungen bis zur Klasse S. Dem Reitsport ist sie in gewisser Weise treu geblieben, nur beschränkt sich ihre Rolle auf das Führen eines Ponys, in dessen Sattel eines ihrer drei Enkelkinder sitzt.

„Früher bin ich mit den Zügeln in der Hand neben meinen eignen Kindern hergerannt und war sicher, dass diese Zeiten bald vorbei sind“, sagt Hilger, deren Schwägerin Brigitte Hilger die Ponyreitschule in Lütjensee betreibt. „Meist kommt es aber doch anders als man denkt.“ Als Liebhaber deutschsprachiger Musik gefallen Hilger die Lieder der deutschen Schlagersängerin Helene Fischer und des kürzlich verstorbenen Österreichers Udo Jürgens. Während die Lütjenseerin im vergangenen Sommer in der Berliner Waldbühne ein Konzert von Fischer hautnah erlebte, bleibt ihr ein Ereignis vor acht Jahren mit Jürgens unvergessen.

„Ich war bis an den Bodensee gereist, um Udo am Klavier – nur begleitet von einem Bongospieler – bei einem seiner Freiluftkonzerte zu sehen“, erzählt Hilger. Am Abend des Konzerts machte sie sich mit dem Hotelfahrstuhl auf den Weg zum Veranstaltungsort. „Zwei Stockwerke tiefer öffnete sich die Fahrstuhltür und Udo stieg in Begleitung seines Managers ein.“ Hilger fiel nach eigenen Angaben in eine Art Schockstarre – demzufolge herrschte bis zum Erreichen des Erdgeschosses Schweigen. „Später fielen mir tausend Dinge ein, die ich Udo hätte fragen können“, sagt sie schmunzelnd.

Vor rund 20 Jahren zählte Hilger den Boxer Dariusz Michalczewski zu ihren Bekannten. Mehrmals verwandelten der spätere Weltmeister, sein Coach Fritz Sdunek sowie der frühere deutsche Amateur-Boxmeister Markus Bott die idyllisch gelegene Hotelanlage Schleushörn in ein mehrtägiges Trainingslager. „In den nahegelegenen Wäldern haben die Drei den ganzen Tag Kondition gebolzt“, erinnert sich Hilger.

Die Lütjenseerin hat auch den Aufstieg der Oldesloer Profispielerin Julia Görges (zurzeit Weltranglistenplatz 69) miterlebt: „Als ich das Amt vor 13 Jahren übernahm, gehörte sie noch dem Bezirkskader an.“ Hoffnung auf ähnlich erfolgreiche Zeiten hat Hilger nicht. „Der Tennisboom, den einst Boris Becker und Steffi Graf Ende der 1980er-Jahre ausgelöst hatten, wird in der Form nicht zurückkehren“, sagt sie. „Zeit ist zu einem kostbaren Gut geworden und nur wenige Eltern sind noch bereit, den Aufwand ihrer Kinder mitzutragen.“

Dem Damen-40-Team des TV Schleushörn bleibt die 57-Jährige weiter erhalten. Auch wenn es sportlich nicht rund läuft: Die Wintersaison haben sie mit dem Abstieg von der Regional- in die Nordliga beendet. „Und im Sommer haben wir uns nach dem Scheitern in der Nordliga freiwillig in die Verbandsliga zurückstufen lassen, da wir für kommende Spielzeit voraussichtlich keine sechs Spielerinnen zusammenbekommen“, sagt Hilger.