17 Jahre alter Reinbeker ist norddeutscher Meister über 1500 Meter - und engagiert sich als Landesschulsprecher auch politisch

Reinbek. In spätestens eineinhalb Wochen wird Robin Römer eine Entscheidung treffen müssen. Zwar hat der 17 Jahre alte Leichtathlet von der LG Reinbek-Ohe sich sowohl für das Rennen über 800 Meter als auch über 1500 Meter qualifiziert, dennoch muss er von einem Doppelstart bei den deutschen U-20-Jugendmeisterschaften in der Halle (14./15. Februar) Abstand nehmen.

Der Grund: Die Organisatoren der Titelkämpfe in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) haben den Beginn der Vorläufe beider Wettbewerbe zeitlich so knapp angesetzt, dass den Athleten lediglich eineinhalb Stunden zum Verschnaufen bleibt.

Römer bleibt gelassen. „Bis 90 Minuten vor Beginn des ersten Vorlaufs habe ich Zeit, mich für eine Distanz zu entscheiden“, sagt er, „was ich nach Absprache mit meinen Trainern Jan Gutzeit und Gunnar Weitschat auch ausnutzen werde.“ Sein Ziel – egal wie seine Wahl ausfällt – hat der Reinbeker klar abgesteckt. „Ob über 800 oder 1500 Meter, auf jeden Fall will ich den Finallauf erreichen“, sagt Robin. Dies misslang im vergangenen Jahr, als das Mittelstrecken-Talent in 4:08,07 Minuten als Zehnter seines Vorlaufs das Finale um etwas mehr als drei Sekunden verpasste.

Dass Robin zurzeit in hervorragender Verfassung ist, bewies er eindrucksvoll bei den in Berlin ausgetragenen norddeutschen Hallen-Meisterschaften. Sowohl über 1500 als auch über 800 Meter knackte er die Norm für die deutsche Meisterschaft. Über die längere Distanz konnte er nach ungefährdetem Start-Ziel-Sieg zudem seinen Titel verteidigen – und stellte in 4:07,18 Minuten dabei eine persönliche Bestzeit auf.

„Typisch Robin, für eine Überraschung ist er immer gut“, sagt Coach Weitschat, „gerade dann, wenn man nicht viel von ihm erwartet, kommt er um die Ecke und überzeugt einen vom Gegenteil.“ Aber auch Robin zeigt sich überrascht von seiner Leistungsexplosion. Er sagt: „Ich hatte vor allem nicht damit gerechnet, dass ich auf den letzten Metern noch einmal alle Kräfte mobilisieren und das Tempo anziehen kann.“

Auch über 800 Meter blieb er deutlich unter der vom Deutschen Leichtathletik-Verband geforderten Zeit (1:59,20 Min.). In 1:57,69 Minuten lief er die viertschnellste Zeit, verpasste dabei um eine gute halbe Sekunde eine Podiumsplatzierung. „Was mir einfach noch fehlt, sind diverse Tempoläufe im Training“, sagt Römer. „Deshalb ging mir zum Ende des Laufes hin auch die Puste aus.“

Die Vorbereitung auf die Hallensaison lief für den jungen Reinbeker alles andere als gut. Erst setzte ihn Anfang Dezember eine Grippe für zwei Wochen ausser Gefecht, dann, kaum genesen, knickte er unglücklich mit dem Fuß um. „Insgesamt fehlen mir sechs Wochen, in denen ich kaum trainiert habe“, sagt Robin.

Weitschat wundert sich aus noch einem anderen Grund. „Robins derzeitiges Leistungsvermögen ist für mich umso erstaunlicher, wenn ich bedenke, dass die Leichtathletik bei ihm nicht unbedingt oberste Priorität genießt.“

Der Reinbeker engagiert sich als stellvertretender Landesschulsprecher. Der 17-Jährige vertritt die Interessen des Landesschülerparlaments gegenüber politischen Parteien und dem Bildungsministerium. Einen Tag in der Woche verbringt er in der Landeshauptstadt Kiel, um vor Ort mit Politikern aller Parteien Gespräche zu führen.

„Als weitere wichtige Aufgabe sehe ich für mich die Möglichkeit, an Schulen politische Bildungsarbeit zu leisten“, sagt Robin. Deshalb habe er sich fest vorgenommen, bundesweit die Wissenschaft der systematischen Verarbeitung von Informationen an den Schulen voran zu treiben. „Noch wird das Fach Informatik an deutschen Schulen selten angeboten“, sagt der 17-Jährige. „dabei sollte jeder Nutzer die Vorgänge, mit denen er täglich zu tun hat, besser versteht.“

Das Versenden einer E-Mail, die zu schnell zu warm gewordene Hülle eines Smartphones oder einfach nur der „unsichtbare“ WLAN-Anschluss im Wohnzimmer seien einige der Dinge, die eine hoch technologisierte Gesellschaft mit sich bringt. „Deshalb sollte jeder Schüler in Deutschland in Zukunft die Möglichkeit bekommen, sich in der Mittel- oder Oberstufe für Informatik als Wahlfach zu entscheiden“, sagt der Mittelstreckenläufer.

Römer selbst wird in diesem Jahr an der Reinbeker Sachsenwaldschule sein Abitur ablegen. Aller Voraussicht nach wird er sich anschließend für den Studiengang Maschinenbau entscheiden.