Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres 2014 vor. Heute: Karatekämpfer Kai Beck von der TSV Reinbek

Reinbek. Die größte Wertschätzung erhielt Karatekämpfer Kai Beck im vergangenen Jahr von Klaus Bitsch. Schon länger hatte der Jugend-Bundestrainer des Deutschen Karate Verbands ein Auge auf den 15 Jahre alten Kampfsportler der TSV Reinbek geworfen. Bei den deutschen U-16-Meisterschaften in Erfurt (Thüringen) war es dann soweit.

Nach Kais Finalsieg über Dany Nkelani Tandu (USV Duisburg) nahm Bitsch den jungen Reinbeker zur Seite und raunte ihm zu: „Du fährst im Februar mit in die Schweiz zur Europameisterschaft.“ Ein gutes halbes Jahr ist mittlerweile vergangen. Sechs Monate, in denen Kai sich hart und intensiv auf die große Herausforderung (6. bis 8. Februar in Zürich) vorbereitet hat. Drei Wochen davon verbrachte er in Japan – dem Heimatland des Karate. „Ich habe sogar an einem zweitägigen Lehrgang des japanischen Nationaltrainers Seiji Nishimura teilgenommen“, erzählt Kai stolz. „Für mich wird dies ein unvergessliches Erlebnis bleiben.“

In Nagasaki wohnte der 15-Jährige bei seinen Großeltern. Verständigungsprobleme gab es nicht. Kai wuchs zweisprachig auf. Mutter Kazuko, gebürtige Japanerin, kommunizierte mit ihm als Kind in ihrer Muttersprache. Auf Internationalen Schulen lernte Kai fließend Englisch.

Vater Peter, von Beruf Schiffsingenieur, verschlug es es kurz nach der Geburt seines Sohnes beruflich für acht Jahre nach Asien. Die deutsche Sprache lernte Kai als Kind nicht, was sich spätestens nach Rückkehr der Familie Beck in Reinbek bitter rächte.

„Ich hatte arge Verständigungsprobleme, als ich im Alter von acht Jahren in die zweite Klasse der Grundschule Mühlenredder eingeschult wurde“, erinnert sich Kai. Es sei schwer gewesen, Freunde zu finden und sich in der fremden Umgebung zurecht zu finden. Drei Monate später riet seine Mutter ihm, bei der TSV Reinbek mit Karate zu beginnen. Kai: „Ich sollte mein Selbstbewusstsein stärken und Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen.“ Sein Talent für Sprachen half ihm, später als Viertklässler dem Schulunterricht uneingeschränkt zu folgen. Und obwohl es bei der asiatischen Kampfsportart manchmal hart zur Sache geht, sind Streitereien oder Prügeleien generell nicht seine Sache.

„Hinter Karate verbirgt sich eine Ideologie, die zu einem freundlichen, disziplinierten und zurückhaltenden Auftreten gegenüber seinen Mitmenschen auffordert“, sagt Kai. Reinbeks Trainer Timo Stieger-Fleischer bestätigt: „Karate ist nichts für Menschen, die sich damit auf der Straße Gewicht verschaffen wollen.“

Die Nominierung für die Sportlerwahl kam für Kai überraschend. „Gerechnet habe ich damit nicht, da Karate nicht zu den populären Sportarten im Kreis gehört“, sagt der Reinbeker. „Umso mehr freue ich mich aber darüber.“ Was seinen beruflichen Werdegang betrifft, überlässt der 15-Jährige nichts dem Zufall.

Die Sicherheit, welcher Weg für ihn der richtige ist, hat er allerdings noch nicht. „Deshalb habe ich vergangenes Jahr zuerst ein handwerkliches Praktikum bei einem Bergedorfer Sanitär- , Heizungs- und Dachdecker-Handwerksbetrieb, später dann ein eher kreatives bei einem Raumgestalter in Reinbek absolviert“, sagt der Neuntklässler der Reinbeker Gemeinschaftsschule Wiesenfeld.

Bis zur Europameisterschaft trainiert er jedes Wochenende im Bundesleistungszentrum Karate Bushido Waltershausen (Thüringen). Kai: „Ich will mir nicht vorwerfen, im Vorwege nicht alles gegeben zu haben.“