Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres 2014 vor. Heute: Ann-Kathrin Krohn vom VSG Stapelfeld

Brunsbek. In Fleisch und Blut ist Ann-Kathrin Krohn dieser Bewegungsablauf mittlerweile übergegangen: Pfeil und Bogen bis auf Schulterhöhe anheben. Die Sehne mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger spannen und das Ziel anvisieren. Dann die Schulterblätter zusammenziehen, ehe die Sehne aus den Fingern gleitet.

Dass die 17 Jahre alte Brunsbekerin diesen Rhythmus nicht nur wie im Schlaf, sondern auch noch noch besonders gut beherrscht, stellte sie in diesem Jahr mit ihrem – nach 2012 – zweiten nationalen Titelgewinn in der Altersklasse U17 unter Beweis. Dieser gelang Krohn bei den in Hamburg ausgetragenen nationalen Jugendmeisterschaften des Deutschen Bogensport-Verbands. Mit dem Recurvebogen war sie an diesem Tag nicht nur unschlagbar, sie verbesserte nebenbei sogar den von ihr gehaltenen deutschen Rekord um zwei Ringe. In Stormarn brachte es ihr zudem die Nominierung zur Sportlerin des Jahres ein. „Ich war total überrascht, als ich davon erfuhr“, sagt die junge Bogensportlerin. „Und ein wenig stolz , dass der Bogensport dadurch etwas mehr an Popularität gewinnt.“

Hans-Christof Köhne, Abteilungsleiter der Bogensportsparte des VSG Stapelfeld, spannte sie zuvor auf die Folter, indem er „mir fadenscheinige Fragen stellte und mir erst dann erzählte, dass der Verein ein Schreiben des Kreissportverbands erhalten hatte“, sagt die mehrfache Landesmeisterin Krohn.

Seit Oktober, dem Beginn der Hallensaison, tritt die 17-Jährige in der nächst höheren Altersklasse U20 an. Und gibt sich weiterhin selbstbewusst: „Die Bogenschützinnen, die mit mir aufgestiegen sind, kenne ich sehr gut“ , sagt sie, „und mich gegen die Älteren durchzusetzen sehe ich auch nicht als Problem an.“

Es sind ihr Durchhaltevermögen und unermüdlicher Fleiß, die sie innerhalb von nur vier Jahren im Bogensport weit gebracht haben. Seit vergangenem Jahr besucht sie in Hamburg-Wilhelmsburg die staatliche Gewerbeschule. Dort absolviert sie eine Ausbildung zur technischen Produktdesignerin sowie zur Bauzeichnerin. Kommendes Jahr strebt die 17-Jährige eine duale Ausbildung bei einem großen Anbieter von Gabelstaplern und Intralogistiksystemen an – ebenfalls mit Abschluss Produktdesignerin. Die Bewerbung ist seit langer Zeit verschickt. Eine Antwort hat sie bisher noch nicht erhalten.

„Ein wenig ärgert mich das schon, denn allmählich möchte ich wissen, woran ich bin“, sagt Krohn, die feste Vorstellungen bezüglich ihres späteren Berufslebens hat. Sie sagt: „Ich möchte als Produktdesignerin bei Volkswagen arbeiten, deshalb versuche ich alles, schon jetzt dafür die entsprechende Grundlage zu schaffen.“

Ihre Vorliebe für Automobile aus Wolfsburg ist schon beim Betreten des elterlichen Grundstücks in Brunsbek zu erkennen. Seit einigen Tagen steht ein dunkler VW-Polo auf dem Hof. Rund 20 Jahre alt ist der ganze Stolz der Bogensportlerin, mit dem sie nun wochentags frühmorgens zur Arbeit fährt, denn um 4.45 Uhr reißt der Wecker die 17-Jährige aus dem Tiefschlaf. Es folgt ein langer Arbeitstag, der seinen Abschluss – wie sollte es anders sein – meist auf dem Bogenplatz am Drehbarg findet.

„Hetz mich nicht“, steht in großen Buchstaben – angebracht vom Vorbesitzer – auf der Heckscheibe des Polos. Ob Krohn das Relikt aus alten Zeiten beibehält oder entfernt, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass jene drei Worte nicht nur auf den Verkehr, sondern auch auf den Bogensport bezogen passen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

„Eile und Hetzte haben in unserer Sportart nichts zu suchen“, sagt Krohn, die auch 2015 eine Podiumsplatzierung bei den deutschen Meisterschaften anstrebt.