Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres 2014 vor. Heute: Rebecca Gerken vom RV Floggensee

Rümpel. Für einen kurzen Moment wirkt Rebecca Gerken in sich gekehrt. „2014, das war bisher wirklich ein tolles Jahr für mich“, sagt die 18 Jahre alte Vielseitigkeitsreiterin des RV Floggensee. Sie lächelt. „Und nebenbei sportlich auch mein erfolgreichstes.“ Unaufhörlich krault sie dabei Scipio die Nüstern. Der zwölf Jahre alte Wallach quittiert die willkommenen Streicheleinheiten mit einem genüsslichen Schnauben. Gerken: „Übrigens, die Nominierung für die Sportlerwahl ist eine echt coole Sache!“

Gern erinnert Gerken sich an die Junioren-Europameisterschaften der Vielseitigkeitsreiterei im August im englischen Bishop Burton. Als sie gemeinsam mit Scipio und der deutschen Equipe in der Mannschaftswertung hinter Irland die Silbermedaille gewann. Sogar der Titelgewinn war zum Greifen nah, da das Team von Bundestrainer Rüdiger Schwarz nach Rang drei in der Dressur dank eines souveränen Geländeritts von Gerken zwischenzeitlich die Führung übernommen hatte – in der abschließenden Springprüfung allerdings noch von den Iren überholt wurde. In der Einzelwertung belegte die in Rümpel lebende 18-Jährige den 15. Platz.

Zwei Monate später präsentierten Ross und Reiterin sich beim internationalen Nord-Ostsee-Championat der Vielseitigkeitsreiter im Ihlwald von Bad Segeberg ebenfalls in glänzender Verfassung. Bei der als Landesmeisterschaft gewerteten ersten Abteilung des CIC* ritten beide auf den zweiten Platz. Noch besser lief es bei den Jungen Reitern, wo sie den Titel abräumten.

Gerken und Scipio fanden erst im April dieses Jahres auf dem Gestüt Floggensee, wo der Wallach zum Verkauf angeboten wurde, zueinander. Die Eingewöhnungszeit war ausgesprochen kurz. „Bei Pferden bin ich schon wählerisch“, sagt Gerken, „doch Scipio hatte mein Herz im Handumdrehen erobert.“ Knapp drei Wochen später stand bei einer L-Vielseitigkeitsprüfung in Bad Segeberg für beide die erste Bewährungsprobe an. Und wurde mit einem dritten Rang erfolgreich gemeistert.

Die 18-Jährige, deren Mutter Beate Gerken stellvertretende Vorsitzende des Kreispferdesportverbands Stormarn ist, folgt in der Vielseitigkeitsreiterei einer eisernen Regel. Sie sagt: „Pferd und Reiter sollten nur dann über einen Start nachdenken, wenn sie mental und physisch fit sind. Ansonsten besser ganz darauf verzichten.“

Ein junges Pferd dürfe nicht zu frühzeitig mit den hohen Belastungen der Vielseitigkeit konfrontiert werden. So würden Hindernisse mit Reizüberflutung, bei denen die volle Aufmerksamkeit und Konzentration des Pferdes vonnöten ist, ein hohes Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier erfordern. Gerken fordert: „Mut bei Mensch und Tier muss einhergehen mit einem langsam gewachsenen, gegenseitigen Vertrauen.“

In den vergangenen Jahren hat die reitsportbegeisterte Rümpelerin bereits mehrere Pferde an den Vielseitigkeitssport herangeführt – und weiter ausgebildet. Kommendes Jahr wird sie neben Scipio auch mit ihrer 13-jährigen Elektra bei großen Turnieren an den Start gehen. „Meine Stute hatte sich Anfang des Jahre eine Verletzung zugezogen, die sie in den zurückliegenden Monaten in aller Ruhe auskurieren konnte“, sagt Gerken. Behutsam habe sie das Pferd wieder aufgebaut und langsam an die unterschiedlichen Aufgaben der Vielseitigkeitsreiterei herangeführt.

Nebenher bildet die 18-Jährige noch den sechs Jahre alten Wallach Curley Boy aus. „Wir sind gemeinsam bereits bei Landesmeisterschaften gestartet, allerdings nur um Erfahrungen zu sammeln“, sagt Gerken.

Zum Jahresende hin hat die junge Stormarnerin eine Pause eingelegt – was den Turniersport und das Training betrifft. „Pferde mögen gern beschäftigt werden“, sagt Gerken, „aber genauso schätzen sie die Momente, in denen sie einige Zeit lang einfach nur auf der Weide herumtollen können und in Ruhe gelassen werden.“

So ganz kann sich Gerken indes noch nicht zurücklehnen. Die 18-Jährige schreibt derzeit in den Fächern Deutsch, Mathematik, Wirtschaftskunde und Englisch die Klausuren für ihr Vorabitur. Kommendes Jahr im April wird es dann Ernst: Erst sind die schriftlichen, zwei Monate später die mündlichen Abiturprüfungen an der Reihe.