Volleyballspielerin Svenya Banse hilft bis Saisonende im Regionalligateam aus. Schweren Herzens verließ die 35-Jährige die zweite Mannschaft

Oststeinbek. Angespannt streckt Svenya Banse beide Arme in die Höhe. Sprungbereit, um den nächsten Angriff des Gegners jederzeit an der Netzkante abzuwehren. Gelingt dies, klatscht die Volleyballspielerin des Oststeinbeker SV in die Hände. Wenn nicht, schimpft sie leise vor sich hin. Die 35-Jährige ist mit dem Herzen bei der Sache. „So bin ich nun mal“, sagt Banse, „der Sport, aber auch mein Job bei der Polizei prägen mein Leben.“

Ihr ganz persönliches Motto „In der Bewegung liegt die Kraft“ trägt die Oberkommissarin als Tätowierung auf dem rechten Innenarm. Ein Song der deutschen Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier brachte sie auf die Idee. „Die Fanta4 haben den bekannten Spruch ‚In der Ruhe liegt die Kraft‘ umformuliert“, sagt Banse, „und damit bei mir den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Ihr Freundeskreis bescheinigt ihr eine gewisse Rastlosigkeit. „Kein Wunder, bei fünf Umzügen in sechs Jahren“, sagt Banse, „zumal der Weg mehrfach vom vierten Stock in den fünften und umgekehrt führte.“

Seit vier Jahren arbeitet die Volleyballerin im Streifendienst für das Polizeikommissariat 38 in Hamburg-Rahlstedt. Zuvor schob sie sechs Jahre Dienst auf der Davidwache im Stadtteil St. Pauli. Etwas wirklich Schlimmes ist ihr auf der „Partymeile Reeperbahn“ nicht widerfahren, obwohl der Dienst aufgrund der hohen Zahl an Einsätzen anstrengend und nicht ungefährlich gewesen war. „Menschen unter Alkoholeinfluss sind heutzutage einfach unberechenbarer geworden“, sagt Banse. „Gleichzeitig ist die Hemmschwelle vor Gewalt auch Polizisten gegenüber deutlich gesunken.“

Das Thema Eigensicherung spiele deshalb im Einsatz eine immer größer werdende Rolle. Banse: „Da wir niemals allein unterwegs sind, haben wir nicht nur die jeweilige Situation, sondern immer auch den Partner im Auge.“ Und: „Bei einer Reviergröße von nur 0,8 Quadratkilometern sind die Kollegen im Notfall in kürzester Zeit an Ort und Stelle“, sagt Banse. „Dagegen ist der Bezirk in Rahlstedt mehr als 50-mal so groß.“

Ihren sportlichen Höhepunkt erlebte die Polizistin im vergangenen Jahr in den USA. Mit vier weiblichen und zehn männlichen Kollegen der Polizei Hamburg startete Banse neben 200 weiteren Teams beim Baker-2-Vegas Challenge Cup und gewann bei der vom Los Angeles Police Department organisierten Veranstaltung Gold im Mixed-Wettbewerb.

Der Staffellauf begann mittags in der kleinen Ortschaft Baker/Kalifornien und endete rund 20 Stunden später im Spielerparadies Las Vegas/Nevada. „Bei Temperaturen tagsüber um die 35, nachts bei etwas über zehn Grad Celsius zog sich die knapp 200-Kilometer-Strecke quer durch eine wüstenähnliche Landschaft“, erzählt Banse, die ihren gut elf Kilometer langen Abschnitt in der Nacht absolvierte.

Im Laufen über lange Distanzen hat die 35-Jährige den nahezu perfekten Ausgleich zum Volleyballsport und Beruf gefunden. Im April nahm sie zum dritten Mal in Folge am Hamburger Marathon teil, scheut aber auch nicht Herausforderungen wie den am Nürburgring (Rheinland-Pfalz) ausgetragenen Strong-Man-Run. Beim selbst ernannten „härtesten Hindernislauf der Welt“ gingen in diesem Jahr knapp 12.000 Teilnehmer auf die Strecke.

Obwohl Banse den sportlichen Wettkampf liebt, die härteste Auseinandersetzung führte sie kürzlich mit sich selbst. Als Spielerin der zweiten Oststeinbeker Mannschaft, an deren Wiederaufbau sie vor fünf Jahren maßgeblich beteiligt war, half sie vor knapp drei Wochen dem OSV-Regionalligateam in der Partie gegen JSV Grimmen als Mittelblockerin aus. So weit, so gut. Ein zweiter Einsatz während der laufenden Spielzeit – das war ihr bekannt – würde sie gemäß Regelwerk fest an die erste Mannschaft binden.

Genau dieser Einsatz folgte eine Woche später gegen die SpVg Eidertal-Molfsee, nachdem Coach Ulrich Böttcher erneut bei Banse um Hilfe bat. Oststeinbeks Regionalligacoach waren aufgrund der langen Verletztenliste die Spielerinnen ausgegangen. Die gelernte Mittelblockerin wägte ab. „Natürlich hatte ich große Bedenken, meine eigene Mannschaft im Stich zu lassen“, so Banse. „Auf der anderen Seite bot sich die Möglichkeit zu helfen und in meinem Alter noch einmal in der vierthöchsten Spielklasse Volleyball zu spielen.“