Handballfrauen stehen im Landes-Pokalwettbewerb nach 27:22-Erfolg über Jörl-Doppeleiche Viöl im Halbfinale

Reinfeld. In der Halbzeitpause der Pokalpartie platzte Detfred Dörling endgültig der Kragen. „Mit den vielen Fehlern in der Bewegung nach vorn habt ihr das Maß des Erträglichen für mindestens zwei komplette Partien aufgebraucht“, sagte der Coach der Frauenmannschaft der HSG Reinfeld/Hamberge verärgert. „Geht raus und spielt endlich den Handball, den ich von euch sehen will.“

Dörlings Kabinenpredigt hinterließ die gewünschte Wirkung: Wie verwandelt präsentierten sich seine Spielerinnen zu Beginn des zweiten Durchgangs. Während die Abwehr souverän zu Werke ging, nutzten die Stormarnerinnen im Angriff fortan eiskalt ihre Möglichkeiten. Am Ende stand ein verdienter 27:22 (8:9)-Erfolg gegen das Oberligateam der HSG Jörl-Doppeleiche Viöl. Mit dem Einzug ins Final Four bereiteten sich die Reinfelderinnen selbst das schönste Weihnachtsgeschenk. „Als Team aus der Schleswig-Holstein-Liga stehen wir im Landes-Pokalwettbewerb zum zweiten Mal in Folge in der Runde der besten vier Mannschaften“, sagte Dörling stolz. Die weiteren Teilnehmer der am Wochenende, 8./9. März, in Altenholz (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ausgetragenen Endrunde stehen noch nicht fest.

Zuletzt häuften sich jedoch berechtigte Zweifel an der Oberligatauglichkeit der Stormarnerinnen. Wie vergangenes Wochenende, als der selbsternannte Aufstiegskandidat sich beim punktlosen Tabellenletzten HSG EiderHarde mit einer 23:24-Niederlage bis auf die Knochen blamierte. Verständlich, dass der Pokalerfolg über einen klassenhöheren Gegner für allgemeine Erleichterung sorgte.

„Diese Schmach konnten und wollten wir nicht auf uns sitzen lassen“, sagte Außenspielerin Laura Beth. Die 24-Jährige war im zweiten Durchgang in puncto Einsatz und Kampfeswillen Vorbild für das gesamte Team – und avancierte mit sechs Treffern (davon ein Siebenmeter) zur erfolgreichsten Torschützin. „Endlich haben wir im Angriff Mut und Entschlossenheit gezeigt und sind nicht kläglich, wie im ersten Durchgang, mehrfach an unseren Nerven gescheitert“, sagte Beth .

Auch wenn die Reinfelderin bei ihren Wurfversuchen von der Außenbahn weder Gegnerin noch sich selbst schont, Angst vor Schmerzen hat sie nicht. „Die spornen mich während des Spiels eher noch an“, sagte sie lachend, „vor allem, wenn das Erreichen des Final Fours auf dem Spiel steht.“ Unvergessen bleibt ihr letztjähriger Auftritt im Halbfinale des Pokalwettbewerbs: 30 Sekunden Spielzeit zeigte die Uhr in der Verlängerung noch an, als Beth am rechten Flügel zum Wurf ansetzte und gegen die HSG Kiel/Kronshagen den viel umjubelten 26:25-Siegtreffer erzielte. Im Endspiel unterlagen die Stormarnerinnen Drittligist SV Henstedt-Ulzburg mit 16:29.

Maike Waldeck, mit 46 Jahren erfahrenste Spielerin im Team der Stormarnerinnen, kann sich die immer wieder auftretenden Leistungsschwankungen nicht erklären. „Schon letztes Saison haben wir mit einer qualitativ sehr guten Mannschaft den Aufstieg nur knapp verpasst“, sagte sie. „Diese Spielzeit habe ich uns spielerisch zwar gleichwertig, dafür aber mental stärker eingeschätzt.“

Innerhalb der Mannschaft hapere es an machen Tagen an ausreichend Selbstbewusstsein, denn einen anderen Grund habe sie für unnötige Niederlagen wie gegen EiderHarde auch nicht parat. „Vielleicht sind wir als Team auch einfach nur zu lieb“, sagte sie nachdenklich. „Mit fairer Härte können wir uns zwar Respekt verschaffen und verfügen über entsprechende Nehmerqualitäten, vielleicht fehlt uns aber in einigen Aktionen das letzte Quäntchen Entschlossenheit.“ Ein Blick auf die Statistik der Pokal-Viertelfinalpartie belegt: Während den Reinfelderinnen elf Siebenmeter zugesprochen wurden, waren es für die Gäste lediglich deren fünf. Coach Dörling ist dies vorerst egal. Er sagte: „Ich bin froh, dass wir nun das Sportjahr auf unserer Weihnachtsfeier mit einem Sieg und nicht einer Niederlage ausklingen lassen können.“

Die weiteren Tore für die HSG Reinfeld/Hamberge erzielten: Lena Powierski (5/5), Lina Tonding, Sandra Bernert (je 4), Rika Tonding (4/1), Maike Waldeck, Sina Rostek (je 2).