Als Jugendlicher träumte Phillip Lang von einer Tennis-Karriere. Heute begleitet er seine Freundin zu Turnieren – und spielt Fußball bei Voran Ohe

Reinbek. Irgendwann musste Phillip Lang sich entscheiden. Volles Risiko? Für den Traum von der großen Tenniswelt die eigene Zukunft aufs Spiel setzen? Der damals 18-Jährige wählte lieber die sichere Variante: Ausbildung zum Elektriker, Tennisspielen nur noch als reines Hobby. Und er trat dem FC Voran Ohe bei – als Fußballer.

Heute ist Lang 23 Jahre alt, wohnt in Reinbek und arbeitet als Kalkulator in der Elektrofirma seines Vaters. Tennis spielt er regelmäßig, auf Preisgeldturnieren und beim TTK Sachsenwald in der Nordliga. In Ohe hat er die Vorzüge des Mannschaftssports kennengelernt und in dieser Saison den Sprung von der Reserve in die erste Mannschaft geschafft. Er geht in der Landesliga Hansa auf Torejagd. Ein Niveau, dass man normalerweise nicht erreichen kann, wenn man wie Lang erst in der B-Jugend mit dem Fußball beginnt.

Bei vielen Sportlern leidet die Leistung, wenn sie mehrere Disziplinen ernsthaft betreiben. Bei Lang scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Sein Oher Trainer, Sven Schneppel, beschreibt den Stürmer Lang, der auch schon mal in der Abwehr aushilft, so: „Er transportiert aus dem Tennis neben seiner tollen Physis auch eine gewisse Raffinesse, Schlitzohrigkeit – wie bei seinem Tor gegen Barsbüttel.“ Zwei Wochen ist die Szene her, die Schneppel meint und die zum entscheidenden Tor zum 4:2 führte: Antrittsschnell schüttelte Lang in der Schlussphase des Kreisderbys seinen Gegenspieler ab und hob den Ball über den herausstürmenden Torwart hinweg – ein klassischer Lob. Nur eben mit dem Fuß statt mit dem Schläger.

Auch als Tennisspieler profitiert er von seiner Vielseitigkeit und davon, dass er auch nach dem Ende seiner Zeit im Tennisinternat Bad Segeberg fast täglich Sport treibt, ob Fußball, Tennis oder an seinem „vereinsfreien“ Tag Eishockey. „Besonders konditionell. Dreisatzmatches in der Hitze sind kein Problem mehr“, sagt der Helene-Fischer-Fan Lang. Auf Sportentzug muss er nun, da die Fußball-Winterpause begonnen hat, übrigens nicht gehen. „Ich ersetze einfach Fußball durch Tennis und spiele deutlich mehr Turniere.“

Den Traum von einer Profikarriere musste Lang als Jugendlicher zwar begraben. Über einen Umweg nimmt er trotzdem an den Grand Slams und anderen großen Turnieren in aller Welt teil – als Freund und Konditionstrainer von Hamburgs größtem Tennistalent Carina Witthöft. Zu allen Grand Slams hat er die 19-Jährige schon begleitet, vor Ort mit ihr trainiert und bei den Matches auf der Tribüne mitgezittert. „Die Anspannung ist dann viel größer, als wenn man selbst spielt“, sagt er.

Aus Wimbledon brachte er einen Ball mit, und aus Melbourne, wo Witthöft den Sprung ins Hauptfeld schaffte, ein Foto mit Weltklassespieler Roger Federer. „Anfangs war es schon faszinierend, in der Players Lounge alle Profis rumlaufen zu sehen“, sagt Lang, der aber nicht nur zum Spaß mit seiner Freundin durch die Welt reist. Witthöft sagt: „Er ist zwar mein Freund, kennt als mein Konditionstrainer aber trotzdem kein Mitleid.“ Seit gut zwei Jahren sind die beiden ein Paar. Kennengelernt haben sie sich am Hamburger Rothenbaum. Na klar, bei einem Tennisturnier.

„Sie macht, was ich immer wollte“, sagt Lang über seine Carina, und wer dabei Wehmut oder gar Neid in seiner Stimme sucht, wird nicht fündig. „Es ist schön, das alles zu verfolgen und deswegen unterstütze ich sie, wo ich kann.“

Im Januar fliegen die beiden wieder nach Melbourne. Australian Open, große Tenniswelt.