Günter Vogt und Frederike Sandberg vom MSC Bad Oldesloe gewinnen mit einem Fiat Punto den DMSB-Rallye-Pokal

Bad Oldesloe. Mit Höchstgeschwindigkeit schießt der dunkelblaue Fiat Punto HGT auf die nächste Kurve zu. Schnarrend ertönt die Stimme von Beifahrerin Frederike Sandberg über die im Helm integrierte Gegensprechanlage: „300 links fünf verdeckt – zur rechts drei plus“,so die knappe Anweisung. Mit beiden Händen am Steuer übersetzt Rallyesportler Günter Vogt simultan: „Nach 300 Metern eine nicht einsehbare leichte Linkskurve, danach sofort scharf nach rechts.“

Der 55-Jährige vom MSC Bad Oldesloe tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Dann, ausgangs der ersten Straßenbiegung, steigt er mit voller Wucht in die Bremsen, reißt das Lenkrad herum und steuert mit verminderter Geschwindigkeit die nachfolgende Rechtskurve an. Die Fahrt gestaltet sich weiterhin laut. Es kracht, es klappert, ein Höllenlärm. Der italienische Kleinwagen ist leergeräumt von allem, was Geräusche dämpfen könnte.

Seit knapp drei Jahren bilden Vogt und Sandmann ein Team, das mit sportlichen Erfolgen für Schlagzeilen sorgt. Erst kürzlich gewannen beide den Rallye-Pokal des Deutschen Motor Sport Bundes – mit einem serienmäßigen Fiat Punto. Unter mehr als 1000 Teilnehmern setzten sich beide bundesweit in mehreren Wertungsläufen durch. Angst auf dem Beifahrersitz verspürt die in Hammoor lebende 18 Jahre alte Sandberg auch bei Tempo 190 nicht. Sie sagt: „Wenn dem so wäre, bräuchte ich gar nicht erst einsteigen.“ Rallyepilot Vogt bringt sein Erfolgsrezept schmunzelnd auf den Punkt: „Wer später bremst, ist länger schnell“, sagt er.

Sandberg bekam den Motorsport förmlich in die Wiege gelegt, denn Vater Erich sitzt seit vielen Jahren selbst als Rallyefahrer hinter dem Steuer. Zurzeit sitzt er jedoch wie Tochter Frederike auf dem Beifahrersitz – neben Pilotin und Vogts Lebensgefährtin Conny Summa. „Der Kontakt zu Günter kam durch meinen Vater zustande, beide sind seit vielen Jahren eng befreundet“, sagt die Zwölftklässlerin des beruflichen Gymnasiums Bad Oldesloe. Nach dem Abitur möchte sie Psychologie studieren. „Warum sind wir so, wie wir sind und warum sind manche anders? Die Antworten auf solche oder ähnliche Fragen interessieren mich schon länger“, sagt Sandberg.

Übrigens: Anekdoten oder Witze über Frauen am Steuer kann die 18-Jährige längst nicht mehr hören. „Männer, die mir ständig irgendwelche Einpark-Witze erzählen wollen, haben doch irgendwo ein tiefes schwarzes Loch im Gehirn“, sagt Sandberg und lächelt verschmitzt.

Als Ausgleich zum harten Motorsport hat Sandberg vor gut einem Monat mit dem Lauftraining begonnen. „Natürlich auch deshalb, damit ich wieder problemlos in meinen Rennanzug passe“, sagt sie. Vogt hört es und verdreht die Augen. Er löst plötzlich auftretende Passprobleme auf eine andere Art. „Ich besorge mir lieber einen neuen Anzug – einfach eine Nummer größer.“ Der könnte schon sehr bald an der Reihe sein, wenn der 55-Jährige nicht von seinem Laster – Stracciatella-Eis – ablässt. „Bis zu neun Kugeln in einem Becher müssen es schon sein“, sagt der 2,02 Meter große Vogt, „aber bitte mit Sahne.“

In Kisdorf (Kreis Segeberg) betreibt Vogt eine Autowerkstatt. Nach einem Fiat Punto HGT hat er lange Zeit gesucht. „In Bayern bin ich endlich fündig geworden", sagt Vogt. „Dieser Wagen ist einer der wenigen Punto-Modelle, die einen 1,8 Liter Motor mit 130 Pferdestärken unter der Haube haben.“

Und in der Fahrzeugklasse G19, in der Vogt und Sandberg an den Start gehen, ist die PS-Leistung entscheidend. „Unser Fahrzeug ist neben dem stärkeren Motor mit viel zusätzlicher Technik ausgestattet, die regulär über den Hersteller zu beziehen ist“, erklärt Vogt. Auch die Sicherheit zählt: Im Fahrzeug sind Fahrer und Beifahrerin gut geschützt durch eine mit der Karosserie verschweißten Sicherheitszelle.

„Bei allem technischen Schnickschnack ist für mich als Fahrer mein ‚Popometer‘ immer noch der wichtigste Gradmesser“, sagt Vogt scherzend. „Das Gespür eines Fahrers, wie sein Auto bei extremer Belastung reagiert, kann kein Hilfsmittel der Welt ersetzten.“