Fußballer verlieren auch bei Strand 08 mit 2:3. Trainer Oliver Zapel schimpft auf seine Spieler, Brandmail des Mannschaftsrates bleibt wirkungslos

Steinburg. Wenn der SV Eichede ein Spiel verloren hat, gibt sich Oliver Zapel in aller Regel einige Minuten Bedenkzeit, bevor er vor die Presse tritt. Nach der 2:3 (2:2)-Niederlage beim NTSV Strand 08 machte es der Trainer anders. Schnell fand er Worte für das, was ihm nicht erst seit dem ernüchternden Nachmittag in Timmendorf auf der Seele brennt. In einem bemerkenswerten Monolog stellte Zapel mal eben so ziemlich alles in Frage – und ging mit Teilen seiner Fußballmannschaft hart ins Gericht. Er sehe den Regionalligaabsteiger, der durch zwei Niederlagen zum Ende der Hinrunde eine bis dahin glänzende Ausgangsposition verspielt hat, „angekommen im Mittelmaß der Schleswig-Holstein-Liga“.

Zapels Kritik zielte allerdings „Nullkommanull“ in Richtung der Mannschaft, die gegen Strand 08 auf dem Platz stand und ähnlich wie bei der 2:3-Niederlage eine Woche zuvor gegen Holstein Kiel II zu viele Fehler in der Defensive beging. „Diese Fehler sind normal, wenn ein Team das erste Mal in dieser Konstellation zusammenspielt“, sagte Zapel, der auf die Ausfälle von Torge Maltzahn, Simon Koops, Flodyn Baloki, Petrik Krajinovic und Arnold Lechler mit einer Umstellung auf ein 4-2-3-1-System reagierte und Debütant Hamed Mokhlis überraschend im defensiven Mittelfeld aufbot. Nein, Spieler wie den 20-Jährigen Eudel Monteiro (patzte vorm ersten Gegentor) und Mokhlis (verschuldete den entscheidenden Treffer zum Endstand) oder Marco Schubring, 18, der im Übrigen in der ersten Halbzeit bester Eicheder auf dem Platz war, wollte und konnte Zapel nicht für den über weite Strecken schwachen Auftritt der Steinburger verantwortlich machen. „Wir haben dieses Spiel unter der Woche verloren und in den Wochen davor“, sagte der Coach.

Dass seine Mannschaft auf dem „komplett falschen Weg“ sei, mache er an der „desaströsen Trainingsbeteiligung“, der „absurden Matchvorbereitung einiger Spieler“ und der mangelnden Disziplin neben dem Platz, etwa der Unpünktlichkeit vieler Eicheder fest. Daran anschließend stellte der Coach fest: „Wer jetzt noch von der Regionalliga träumt, ist deplatziert. Wir sind weit davon entfernt, überhaupt ein Spiel zu gewinnen. Heute war ich eher überrascht, dass wir in der ersten Halbzeit teilweise ganz gut gespielt haben.“

Und schließlich ging Zapel noch weiter, wählte persönliche Worte, die eine Menge Interpretationsspielraum lassen: „Das raubt mir jeglichen Spaß an der Sache. Ich muss selbst reflektieren, ob ich die Ansprüche, die ich an mich stelle und die andere Leute an mich stellen, noch leisten kann.“

Nicht nur das Endergebnis war gegen Strand 08 dasselbe wie gegen die Kieler, schon die Anfangsphase ähnelte dem verschlafenen Auftritt vom vorangegangenen Sonntag. Die Mannschaft, deren Credo es einst war, den Gegner schon in den ersten 15 Minuten zu brechen, braucht inzwischen viel zu lange, um gedanklich und körperlich in die Partie zu kommen. Als hätte es für dieses Problem noch ein hässliches Symbol gebraucht, rasselte Kapitän Jan-Ole Rienhoff fünf Sekunden nach dem Anpfiff mit dem ehemaligen Oststeinbeker Michael Löw zusammen und musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden.

Dem Schock folgte der nächste, Patrick Piesker traf nach einer zu kurzen Abwehr Monteiros volley zur Führung für die Gastgeber (10. Minute). Erst nach einer knappen halben Stunde berappelten sich die Gäste, angetrieben von einem spielfreudigen Marco Schubring, der nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Kiel das Vertrauen Zapels rechtfertigte. In der 30. Minute köpfte der Youngster den Ausgleich. Sechs Minuten später zirkelte er einen Freistoß von der Strafraumlinie an die Latte, André Kossowski köpfte den Abpraller zur mittlerweile verdienten Gästeführung ins leere Tor.

Der Ausgleich durch Piesker kurz vor der Pause (42.) warf die Eicheder Rumpfelf wieder aus der Bahn. Im zweiten Durchgang erspielten sich die Steinburger nur noch einige Halbchancen. In der 78. Minute verlor Mokhlis den Ball im Mittelfeld und am Ende des Konters konnte der kurz zuvor eingewechselte Beytullah Bilgen den Ball zum umjubelten Endstand ins leere Tor schieben.

Spätestens in dieser zweiten Halbzeit wurde klar, dass der SVE nicht in der Lage ist, mehrere Ausfälle zu kompensieren. Wenn Toptorjäger Maltzahn nicht dabei ist, dazu Antreiber Baloki fehlt und der sonst torgefährliche Vincent Janelt unsichtbar bleibt, fehlen der Mannschaft Qualität und Führungsspieler. „Wir gehen auf dem Zahnfleisch“, sagte Malte Buchholz, der früh für Rienhoff gekommen war. „Wir fangen ganz blöde Tore, uns fehlt Konstanz und Sicherheit.“ Der Routinier zeigte sich zwar im Gegensatz zu Zapel „trotzdem sicher, dass wir oben dran bleiben“. Die Trainingsarbeit unter der Woche und die mangelnde Disziplin bemängelte aber auch er. Der Mannschaftsrat, zu dem auch Buchholz zählt, hatte in einer Brandmail das Team unter anderem zu Pünktlichkeit aufgerufen. Resultat: Am Treffpunkt vor dem Spiel gegen Strand erschienen sechs Spieler zu spät.

SV Eichede: Barkmann – Fischer, Marschner, Rienhoff (4. Buchholz), Monteiro – Heidenreich, Mokhlis (80. Kolodzick) – M. Schubring, Seiler, Kossowski – Janelt.