Jonathan Marschner vom SV Eichede hat den Sprung in den Herrenbereich bravourös gemeistert. Sonntag empfangen die Fußballer TuS Hartenholm

Steinburg. Als Jonathan Marschner mit unschuldigen 17 Jahren von den A-Junioren ins Herrenteam des SV Eichede wechselte, wurde ihm gleich im ersten Training schmerzhaft klar, was sich geändert hat. „Beim ersten Zweikampf bin ich gut geflogen“, erinnert sich der heute 18-Jährige an seinen Einstand. Welcher seiner Mitspieler ihn damals – übrigens unabsichtlich – zu Fall brachte, weiß der junge Fußballer nicht mehr. Aber eines ist ihm heute klar: „Das war das berühmte kalte Wasser und es hat mir gut getan.“

Vielleicht ist es auch dieser beinharten Begrüßung zu verdanken, dass sich der Innenverteidiger so erstaunlich schnell in der Mannschaft etabliert hat. Scheinbar mühelos mauserte er sich vom Nachwuchskicker zum Stammspieler in der Regionalliga Nord und auch nach dem Abstieg im Sommer in die Schleswig-Holstein-Liga ist der Große eine feste Größe geblieben. Mit seinen 1,96 Metern überzeugt „Johnny“ dabei nicht nur durch Kopfballstärke. Er glänzt mit Spielintelligenz, Passsicherheit – und vor zwei Wochen in seinem 19. Einsatz endlich auch als Torschütze. Gegen den Heider SV schoss er das wichtige 3:2, nachdem er in einigen Spielen davor knapp gescheitert war. „Er müsste eigentlich häufiger treffen“, sagt Trainer Oliver Zapel, „manchmal fehlt ihm noch die Courage.“

Auch um seinem Schützling jenen Mut anzutrainieren, hat der Coach dem Rotschopf eine besondere und verantwortungsvolle Aufgabe im Spiel aufgetragen. Bei Abstößen des gegnerischen Torwarts rückt Marschner aus der Abwehrkette heraus ins Mittelfeld, soll mit seiner Größe den Ball gewinnen. Der Plan geht Spiel für Spiel auf. Fast jeder dieser Abschläge landet dort, wo sich Marschner postiert hat. Und fast jedes der folgenden Kopfballduelle gewinnt der SVE-Verteidiger. Das soll nun also auch häufiger nach Eckbällen im gegnerischen Strafraum klappen und Zapel ist da zuversichtlich: „Ich glaube, er hat jetzt Blut geleckt.“

Bis zum Frühling muss Marschner einer besonderen Doppelbelastung standhalten. Neben dem fast täglichen Training in Eichede und den Spielen am Wochenende büffelt der Oldesloer für sein Abitur – und hat sich hohe Ziele gesteckt. Ein Medizinstudium soll es nach der Schule werden. Schon mindestens seit der 10. Klasse, als er das Profilfach Gesundheit wählte, hegt er diesen Wunsch, „denn es gibt nicht viele Dinge, die interessanter sind als der menschliche Körper“.

Marschner weiß aber auch, was das für seine Note bedeutet. Vor dem Komma kommt nur eine Eins infrage. „Gemessen an dem, was er so von sich gibt, ist ihm das auch zuzutrauen“, sagt Jan-Ole Rienhoff, Kapitän des SV Eichede. Marschner ist nicht nur einer der jüngsten Spieler im Kader, sondern, da sind sich alle einig, auch einer der intelligentesten. Es sei sehr reizvoll, mit ihm über Fußball zu sprechen, sagt dann auch Trainer Oliver Zapel, man könne tief in die Argumentation einsteigen. Beim SVE kürzer treten will Marschner auch während der stressigsten Schul-Phasen übrigens nicht. „Wenn ich gut plane, sollte ich alles unter einen Hut kriegen“, sagt er.

„Wenn Jonathan sich so weiterentwickelt“, wagt Zapel eine Prognose, „wird er sicher später mal ein Abwehrchef.“ Die fünfte Liga muss dabei nicht das Ende sein. Und träumt Marschner wie so viele junge Amateurfußballer noch von einer Profikarriere? „Wenn die Chance noch käme, würde ich sie natürlich nutzen“, sagt Marschner, fügt aber einen entscheidenden Satz an: „Allerdings will ich mich nicht darauf versteifen – und bin auch keiner, der sich über einen Berater überall anbietet.“

An diesem Sonntag (14 Uhr, Matthias-Claudius-Straße) wollen die Eicheder ihren Derbysieg in Todesfelde vom vergangenen Wochenende „vergolden“, so drückt es Zapel aus. Vor dem Spiel gegen die Überraschungsmannschaft vom TuS Hartenholm (Tabellenplatz sechs) plagen den Trainer allerdings große Personalsorgen. Bis zu fünf Kräfte aus der Startelf der letzten Woche könnten ausfallen. Definitiv passen müssen Jakub Heidenreich, Simon Koops und der gesperrte Keeper Julian Barkmann, der wieder durch Fabian Lucassen ersetzt wird. Als Ersatztorwart ist Markus Venz eingeplant.

Nicht mehr zum Kader gehört nach einvernehmlicher Trennung René Gradert. Der 27-Jährige litt seit seinem Wechsel zum SVE zu Saisonbeginn immer wieder unter Verletzungen.