Mit den Stormarner Volleyballern steht erstmals seit acht Jahren wieder ein Drittligist im Achtelfinale. Nächster Gegner: Erstligist CV Mitteldeutschland

Oststeinbek. Selbst für einen bundesligaerfahrenen Volleyballer wie Christian Schulz ist der Einzug in das Pokal-Achtelfinale des Deutschen Volleyball-Verbands ein Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn. Bevor aber der 32 Jahre alte Kapitän des Oststeinbeker SV (Dritte Liga) sein Team am Mittwoch, 12. November, in eigener Halle in die „Alles-oder-Nichts-Begegnung “ gegen den Erstligisten CV Mitteldeutschland führt, lässt er seiner Begeisterung freien Lauf.

„So eine Partie ist eine sportliche Herausforderung, die einfach Spaß bringt und in der man als unterklassige Mannschaft nichts zu verlieren hat“, sagt Schulz. „Unsere Devise kann im übertragenen Sinne nur lauten: ,Sechsten Gang einlegen und Vollgas geben!’“

So richtig begriffen haben es die Ostbek Pirates erst Stunden später beim gemeinsamen Abendessen, was für ein Coup ihnen da zuvor in Kiel beim Regionalpokal Nord gelungen war. Zuerst setzte sich das Team von Coach Björn Domroese im Halbfinale gegen die zweite Mannschaft der KMTV Eagles (Regionalliga Nord) mit 3:1 (25:19, 25:19, 22:25, 25:15) durch, ehe die Stormarner im Endspiel Kiels „Erste“ – den haushohen Favoriten aus der Zweite Bundesliga Nord – mit 3:2 (25:22, 16:25, 26:24, 18:25, 15:10) in die Knie zwangen. Übrigens: Für die regionale Pokal-Endrunde hatten sich die Stormarner als Pokalsieger aus Hamburg neben denen aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern qualifiziert. Der KMTV durfte als Ausrichter zwei Teams melden.

Erstmals seit acht Jahren steht somit wieder eine Männermannschaft im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs, die nicht aus der Ersten oder Zweiten Bundesliga kommt. Ähnlich lange ist es her, dass am Meessen letztmalig in der höchsten Spielklasse aufgeschlagen wurde, denn im März 2006 stiegen die Oststeinbeker nach einer Niederlage gegen den VC Markranstädt aus der Ersten Liga ab. Zwei Akteure von damals sind heute immer noch dabei: Timo Timpe verteilt die Bälle, wie früher, weiterhin als Zuspieler, während Domroese mittlerweile in das Traineramt wechselte. „Ich freue mich, dass wir in knapp vier Wochen in der Walter-Ruckert-Halle endlich wieder großen Volleyballsport erleben können“, sagt das OSV-Urgestein. Er hoffe zudem auf ähnlich volle Zuschauerränge und gute Stimmung wie zu Erstligazeiten der Stormarner.

In seiner Endspiel-Analyse ist Oststeinbeks Coach allerdings eher vom Spielverlauf als vom Spielausgang überrascht. „Ein Team der Dritten Liga ist gegen einen Zweitligisten nicht zwangsläufig chancenlos“, sagt Domroese. „Im Volleyballsport ist es aber eher selten, dass eine unterklassige Mannschaft, die zweimal einen Satzausgleich hinnehmen muss, mental so stark ist, dass sie anschließend auch den Tie-Break gewinnt.“

Die energiegeladene Körpersprache, der unbedingte Siegeswille, aber auch die lautstarken Gefühlsausbrüche der Oststeinbeker machten den Unterschied aus. „Wenn wir über Kampf und Emotionen zu unserem Spiel finden, können wir fast jedem Gegner den Nerv rauben“, sagt Schulz. So geschehen in Kiel im letzten Durchgang, als die Gastgeber mit hängenden Köpfen der Niederlage machtlos entgegenrauschten.

Selbst gegen den Achtelfinalgegner aus Sachsen-Anhalt rechnet sich Oststeinbeks Mannschaftsführer Chancen aus. Er sagt: „Mitteldeutschland spielt zwar seit drei Jahren in der Ersten Liga, ist beileibe aber keine Übermannschaft. Wir werden unbelastet in die Partie gehen und sehen, was geht.“ Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Wer an dem Tag schlechte Laune hat oder aufgrund des großen Namens die Hosen voll hat, sollte lieber zu Hause bleiben.“

Mittelblocker Steffen Trommeshauser, Neuzugang vom VC Norderstedt, hat endlich das geschafft, was ihm in drei Anläufen zuvor verwehrt geblieben war. „Mit dem VCN haben wir in den vergangenen drei Jahren vergeblich versucht, den Regionalpokal zu gewinnen“, sagt der 33-Jährige. „Jedes Mal sind wir an den Eagles gescheitert.“

Mannschaftskollege Finn Schwarmann hat bereits einen Pokalsieg in der Tasche. „Mit meinem alten Verein TuS Jork habe ich vor einigen Jahren den Landespokal gewonnen“, sagt der 20 Jahre alte Außenangreifer. Wie nah die Oststeinbeker dem Erfolg waren, habe er erst kurz vor Ende des Tie-Breaks realisiert. „Da ich nicht auf den Spielstand geachtet hatte, wurde mir erst beim Stand von 13:9 bewusst, dass eine dicke Überraschung möglich ist.“

Dem Pokal-Triumph folgt nun der Liga-Alltag. Am kommenden Sonnabend, 18. Oktober (19.30 Uhr, Meessen), treten die Stormarner mit breiter Brust gegen den Dauerrivalen VC Norderstedt an. „Der Erfolg im Pokal darf uns gern ein paar Tage mitziehen, dann allerdings müssen wir zum Alltagsgeschehen zurückkehren“, sagt Domroese. „Die positive Wirkung verpufft schnell, wenn wir in der Liga nicht nachlegen.“