Hoisbütteler SV leistet im Integrationssport Pionierarbeit – und sucht Mitspieler ohne Behinderung

Ammersbek. Die wohl schwierigste Aufgabe, die Christian Schirrmacher in den nächsten Monaten und Jahren lösen möchte, könnte man so umschreiben: Inklusion andersherum. Schirrmacher ist Abteilungsleiter Integrationssport im Hoisbütteler SV, und nachdem die Ammersbeker Floorball-Mannschaft in den vergangenen Jahren internationale Erfolge feierte, gründen die Stormarner nun eine Bundesliga. Vereine, die teilnehmen wollen, müssen dabei eine ungewöhnliche Quote erfüllen: In jeder Mannschaft muss mindestens ein Spieler ohne Behinderung dabei sein.

Dass es bei Menschen ohne Handicap oft Berührungsängste gebe gegenüber geistig Behinderten sei nun mal Realität, sagt Schirrmacher. „Dabei ist es für Nichtbehinderte eine große Chance. Sie können mit ihrer sportlichen Leistung die Mannschaft deutlich voranbringen, dabei viel Spaß haben und die Gemeinschaft erleben.“ Eine Relation von drei Spielern ohne und fünf Spielern mit Handicap sei in einer achtköpfigen Mannschaft wünschenswert, findet der 62-Jährige. „Aber das bereitet uns im Moment noch etwas Probleme. Wir müssen es schaffen, inklusiver an die Sache zu gehen. Im Handball und Fußball funktioniert das in den Hamburger Vereinen schon ganz gut.“

Die recht unbekannte Sportart Floorball ist die Sommervariante des Eishockeys. Bei den Special Olympics, den Olympischen Spielen für geistig behinderte Sportler, gewann 2013 in Südkorea die Deutsche Nationalmannschaft die Bronzemedaille – verstärkt von sieben Spielern des Hoisbütteler SV und mit dem Headcoach Schirrmacher. Der Hamburger gründete 1987 die Integrationssportabteilung des „kleinen“ HSV. Und auch wenn noch viel Luft nach oben ist: „Der Integrationssport hat schon eine starke Entwicklung genommen.“ Vor einem Jahr verlieh Bundespräsident Joachim Gauck Schirrmacher sogar den Bundesverdienstorden.

Die sportlichen Erfolge in Südkorea haben Appetit auf mehr gemacht, immer nur Training ist auf Dauer eintönig. So haben die Hoisbütteler gemeinsam mit dem Integrativen Sportverein Norderstedt die Initiative ergriffen und werden nun eine bundesweite Spielklasse, die Special-Olympics-Unified-Liga, gründen.

Die Liga startet mit vier Mannschaften und soll schnell wachsen

Losgehen soll es noch in diesem Jahr mit dem ersten von sechs Spieltagen. Den Spielbetrieb müssen die Vereine selbst organisieren, sie werden aber unterstützt vom Floorballverband Schleswig-Holstein, der zum Beispiel die Schiedsrichter stellen wird. Den ersten Deutschen Floorballmeister werden je zwei Vertretungen der beiden Gründervereine in Hin- und Rückrunde unter sich ausmachen. „Vier Mannschaften sind ein bisschen wenig, aber irgendwann muss man anfangen“, sagt Schirrmacher. So soll die erste Saison vor allem genutzt werden, um Pionierarbeit zu leisten, Werbung zu machen für den Integrations- und den Floorballsport.

Einen Vorgeschmack auf das Kräftemessen mit anderen Teams lieferte das von den Ammersbekern ausgerichtete Turnier in der heimischen Dreifeldhalle. Neben den beiden Teams der Gastgeber von Spielertrainer Niklas Raatz und Trainerin Angelika Seifert sowie dem ISV Norderstedt reiste auch eine Mannschaft aus Rosenheim an – und nahm die Goldmedaille mit nach Bayern. Die Hoisbütteler belegten Platz zwei und drei. Die Medaillen überreichten Elke Scholz, Präsidentin des Deutschen Floorballverbands, und Hendrik Reimers, Vizepräsident des Deutschen Special-Olympics-Verbands.

Die Floorball-Teams suchen noch Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Handicap. Wer mitmachen möchte, kann eine E-Mail an integrationssport@hoisbuetteler-sv.de schicken oder sich telefonisch unter 040/6047721 bei Christian Schirrmacher melden.