15 Jahre alter Motorradsportler aus Bargfeld-Stegen gewinnt vorzeitig den Deutschen Trial-Cup. 2015 will er bei der Jugend-WM starten

Bargfeld-Stegen. Lässig spielt Jarmo Robrahn mit dem Gashahn seiner Beta Evo 250. Der Motor seines Trial-Motorrades heult mehrfach kurz auf. Benzingeruch wabert durch die Luft. Behutsam lässt der 15-Jährige die Kupplung kommen, ehe ein gewaltiger Schub aus dem Hinterrad ihn und seine Maschine hinauf auf einen der mächtigen Steinbrocken katapultiert. Wie zufällig hingestreut liegen diese verteilt auf dem Übungsplatz nahe dem Familiengrundstück.

In seiner rot-schwarzen Kluft steht der Bargfelder auf den Pedalen, balanciert das knapp 65 Kilogramm schwere Geländezweirad auf dem Hinterrad – ohne dabei einen Fuß auf die Erde zu setzen. „Bei einem Wettkampf wird jede Bodenberührung mit dem Fuß mit Fehlerpunkten bestraft“, erklärt Jarmo. Dass er seine Maschine perfekt beherrscht, bewies Jarmo vor Kurzem mit dem vorzeitigen Gewinn des Deutschen Trial-Cups – die zweithöchste Klasse des Trialsports. Nach sechs von acht Wertungsläufen führt der 15-Jährige die Wertung uneinholbar an. Die letzten beiden Wertungsläufe, die an diesem Wochenende im niedersächsischen Osnabrück ausgetragen werden, wird Jarmo nicht mehr bestreiten.

Stattdessen wird er an gleicher Ort und Stelle – allerdings außer der Wertung – die beiden abschließenden Durchgänge der Deutschen Trial-Meisterschaft fahren. Jarmo will wertvolle Erfahrungen sammeln, denn kommendes Jahr steigt der 15-Jährige in eben diese höchste Wettkampfklasse auf, um sich mit den besten Fahrern des Landes zu messen. Die Regeln im Trialsport sind übrigens einfach. Ein Lauf besteht aus bis zu zwölf Sektionen. Jede einzelne muss fahrend absolviert werden. Innerhalb einer Sektion erhält der Fahrer für jede Bodenberührung mit dem Fuß Fehlerpunkte. „Feiern werde ich meinen Titelgewinn aber auf jeden Fall in Osnabrück“, sagt Jarmo. Und das sicherlich nicht zu knapp, da Vater Gerhard Götzmann, der seinen Filius bei jedem Wettkampf als Betreuer zur Seite steht, an diesem Sonnabend seinen 58. Geburtstag feiert. Kurios: Was Jarmo im Wettbewerb der Erwachsenen mühelos gelang, blieb ihm in seiner eigenen Altersklasse verwehrt. Zum Abschluss der deutschen Jugend-Trial-Meisterschaft reichte es für Bargfelds Motorsportler nur zur Vizemeisterschaft.

„Zum Glück muss man im Sport nicht alles erklären können“, sagt der 15-Jährige, der in Sülfeld (Kreis Segeberg) die zehnte Klasse der Schule im Alsterland besucht. Sich selbst bezeichnet Jarmo als mittelmäßigen Schüler, dem es keine Probleme bereitet, Schule und Sport zu vereinbaren. „Wenn wir zu den Wettkämpfen unterwegs sind, nutze ich die Zeit im Auto, um zu lernen“, sagt der 15-Jährige. Vater Götzmann allerdings gibt sofort kontra: „Es ist schon auffällig, wie oft mein Sohn – scheinbar nicht ganz unabsichtlich – die eine oder andere wichtige Schulunterlage vergisst.“

Allein mit dem Trialsport später seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, dürfte für Jarmo schwierig werden. „Nur Fahrer, die sich in der Weltspitze etabliert haben, können finanziell davon leben“, sagt Götzmann. Schon im kommenden Jahr könnte sein Filius erstmals bei einer Weltmeisterschaft dabei sein. „Mein Sohn träumt von einem Start beim ersten Lauf der Jugend-WM im japanischen Montegi“, sagt Götzmann. „Diese finanzielle Herausforderung wäre für uns aber nur mit zusätzlichem Engagement seitens der Sponsoren zu bewältigen.“

Für die nationalen Wettbewerbe ist Jarmo derzeit gut aufgestellt. Ein italienischer Hersteller stellt ihm pro Saison zwei Motorräder, ein deutscher Anbieter von Schmierstoffen und Ölen rund 80 bis 100 Liter Flüssigkeiten zur Verfügung. Drei Anzüge sowie zwei Paar Stiefel erhält Jarmo von einem deutschen Hersteller von Motorradkleidung. Ein Wechsel zu einer finanziell lukrativeren Motorsportart kommt für den 15-Jährigen nicht in Frage. „Der Trialsport ist und bleibt meine große Leidenschaft“, sagt er. Vorstellen könne er sich aber einen Start beim jährlich in Österreich ausgetragenen Erzberg-Rodeo, bei dem unter anderem einige der weltbesten Motocross-Fahrer halsbrecherische Sprünge zeigen – und hohe Siegprämien abräumen. „Die wenigen Starter, die das Ziel erreichen, sind meist hervorragende Trial-Motorradfahrer“, sagt Götzmann.

Der 58-Jährige hofft auf wachsendes Interesse seitens der Industrie. Und: Götzmann: „Trialsport ist mit unseren Europameistern Ina Wilde und Franz Kadlec bei den Männern eindeutig auf dem Vormarsch.“