Vier Fahrer des Motor-Sport-Clubs fahren zu den Deutschen Meisterschaften. Wieder erfolgreiche Saison für den Verein

Trittau. Was machen Kartfahrer eigentlich im Winter, wenn die Pisten vereist sind? Tristan Kartheuser, elf Jahre alt, hat da seine ganz eigene Ersatzbeschäftigung gefunden. Er steigt dann von sechs PS auf eine Pferdestärke um. Statt mit anderen um die Wette zu fahren, reitet er. Aber so weit ist es noch nicht. Am Ende einer für ihn und seine Teamkollegen überaus erfolgreichen Saison startet Tristan als einer von vier Fahrern des MSC Trittau bei der Deutschen Meisterschaft.

In vier von fünf Altersklassen ist der Motorsport-Verein aus Stormarn bei den Deutschen Meisterschaften der dsmj (deutsche motor sport jugend) in Suhl (Thüringen) vom 17. bis 19. Oktober vertreten. Neben Tristan sind Tim Schmidt, Phil Cericius und Lukas Fieberg als Landesmeister qualifiziert. Will man bei den Wettkämpfen der besten Fahrer des Bundeslandes vorn dabei sein, muss man sein bis zu 40 km/h schnelles Kart nicht nur möglichst schnell, sondern auch fehlerfrei durch den Parcours lenken. Wer ein Lübecker Hütchen – in der Fachsprache ein Pylon – umfährt, kassiert zwei Strafsekunden und hat schon keine Chance mehr aufs Treppchen. „Ich traue jedem unserer vier Fahrer eine Spitzenposition zu“, sagt Spartenleiterin Uta Piotrowski. „Viel hängt aber auch von der Tagesform ab – und vom Glück.“

Unabhängig vom Abschneiden des Quartetts in Thüringen sind sie in Trittau hochzufrieden mit der sich dem Ende neigenden Saison – wie so oft in den letzten Jahren. In der ADAC-Kart-Slalom-Rennserie gewann der MSC zum vierten Mal in Folge die Mannschaftswertung. Beim letzten Lauf der Serie, den die Trittauer auf dem Heinrichshof in Witzhave selbst ausrichteten, qualifizierten sich acht Fahrer des Vereins für die Norddeutschen Meisterschaften (21. September in Wittenburg) und den ADAC-Bundesendlauf im saarländischen Völklingen (12. Oktober). Außer den vier „DM-Fahrern“ sind Kilian Kartheuser, Collin Krien, Philipp Schmidt und Melvin Höfges dabei.

Mike Piotrowski, der 18-jährige Sohn der Spartenleiterin, verpasste im spannendsten Saisonfinale seit Jahren knapp die Qualifikation – und hat sich vom Kart-Sport nun verabschiedet. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit haben Kartfahrer die letzte Altersklasse erreicht. So musste die Abteilung Mike ebenso verabschieden wie Sascha Benthack, 18, und Melvin Höfges, bald 18. „Tschüss Mike, tschüss Sascha, tschüss Melvin“, stand auf den Bannern, die das liebevoll „Kart-Rentner“ genannte Trio nach ihrem letzten Einsatz auf dem Heinrichshof überreicht bekam. Uta Piotrowski hielt eine Abschiedsrede. „Die drei mussten schon schlucken“, sagt sie. Mike wird der Sparte als Trainer erhalten bleiben und zudem ebenso wie Sascha im Autoslalom starten. Melvin macht derzeit den speziellen Führerschein, der für die Teilnahme an den Rennen berechtigt.

Wenn die acht jungen „Schumis“ und Vettels – auch Deutschlands erfolgreichste Formel-1-Rennfahrer starteten ihre Karrieren auf der Kartbahn – in neun Tagen bei den Norddeutschen Meisterschaften an den Start gehen, werden Erinnerungen wach an den größten Erfolg des Vereins. 2012 gewann Tristan bei den NDM in Gifhorn die Goldmedaille und er hat laut Piotrowski „wieder das Zeug“. Tristan selbst gibt sich eher zurückhaltend. „Ein Platz unter den besten 15 wäre gut“, sagt er. Vielleicht stellt er sein Licht damit unter den Scheffel, vielleicht erinnert er sich aber auch nur an den Bundesendlauf ein Jahr zuvor, wo er den 51. und letzten Platz belegte. Ob sie wollen oder nicht: Im Kartsport lernen die Kinder und Jugendlichen, mit Niederlagen umzugehen. Anders als in Mannschaftssportarten sind sie ganz allein verantwortlich für das Endergebnis.

Tristan spielt auch Fußball, läuft für die SG Großensee/Brunsbek als Stürmer und Mittelfeldspieler auf. Ungewöhnlich für einen Elfjährigen ist, wie er seine Kart-Begeisterung begründet: „Ich mag daran, dass man allein und für sich selbst ist.“ Aufgeregt sei er vor den Rennen übrigens nie.