Der Spitzenreiter der Kreisliga Stormarn/Lauenburg setzt sich nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gegen Grün-Weiß Siebenbäumen II durch

Reinfeld. Manchmal sind die knappen, hart erkämpften und etwas glücklichen Siege viel wertvoller für einen Fußballclub als ein fehlerloser Auftritt und viele schöne Tore. Das erste Mal in dieser Saison stand der SV Preußen Reinfeld am Rande einer Niederlage, zum ersten Mal gerieten die Stormarner in Rückstand. „Es war wichtig für mich zu sehen, dass wir auch mit so einer Situation umgehen können“, sagte Trainer Jochen Prieß nach dem 3:2 (0:2)-Sieg des Kreisliga-Spitzenreiters gegen GW Siebenbäumen II. „Und für die Mannschaft war es gut zu sehen, dass es nicht immer von selbst läuft.“

Der Verein, der sich seit seinem Abstieg 2010 beständig weiterentwickelte – in diesem Sommer fehlten nur vier Punkte zum Titel – zieht also weiter unbeschadet seine Kreise in der neu formierten Liga, in der auch Platz zwei zum Aufstieg reicht. Das V-Wort (wie „Verbandsliga“) und erst recht das M-Wort (wie „Meister“) vermeiden sie am Bischofsteicher Weg, auch wenn sie dafür von der Konkurrenz teilweise belächelt werden. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Bargfelder SV beträgt drei Punkte, der von den Reinfeldern und auch von sich selbst zum Topfavoriten erkorene WSV Tangstedt hechelt nach Punktabzug und Fehlstart gar acht Zähler hinterher.

Wie lange sie im Norden des Kreises ihr Understatement wohl aufrecht erhalten können? Schon in gut zwei Wochen könnte der Moment gekommen sein, sich aus der Deckung zu wagen – oder im negativen Falle sich darin bestätigt zu sehen, die Favoritenrolle Anderen zuzuschieben. Denn auf das Schützenfest, das die Preußen am kommenden Sonntag bei der SG Wentorf Sandesneben/Schönberg feiern werden, folgen die 13 Tage der Wahrheit: Kreispokal-Achtelfinale in Tangstedt, Gipfeltreffen mit Bargfeld und wieder Auswärtsspiel in Tangstedt, dann um Kreisliga-Punkte.

„In uns steckt viel Potenzial“, sagte Ronny Tetzlaff, der 36 Jahre alte Stürmer, der gegen Siebenbäumen nach seiner Einwechslung mit den Treffern zum 1:2 (70. Minute, per Kopf) und zum umjubelten 3:2 ins leere Tor (79., nach Pass von Thomas Aldermann) zum gefeierten Matchwinner avancierte. Den Ausgleich erzielte der ebenfalls eingewechselte Dennis Sauer 60 Sekunden vor dem Siegtor. Tetzlaff: „Wir haben mehrere Spieler mit höherklassiger Erfahrung. Man merkt, dass wir immer konstanter werden.“

Dass es im Nachholspiel auf dem Reinfelder Nebenplatz fast den ersten Fleck auf die blütenweiße Weste des Tabellenführers gegeben hätte, lag in erster Linie daran, dass die Gäste, die sich zwar sehr defensiv, aber wesentlich stärker präsentierten, als es der Tabellenplatz vermuten ließ, die Abspielfehler der Hausherren in der Manier eines Verbandsligisten bestraften. Jannik Gerlach, der eigentlich zum Kader der ersten Mannschaft der Lauenburger gehört, vollstreckte zweimal (20., 35.). „Diese Qualität haben nicht viele Mannschaften. Siebenbäumen war bislang mit Abstand unser stärkster Gegner“, sagte Prieß. In der 72. Minute verhinderte Keeper Bastian Sprave nach einem haarsträubenden Fehler von Christoph Böckelmann Gerlachs dritten Treffer.

„Es ist völlig verständlich, dass es zu diesen Konzentrationsmängeln kommt“, sagte Reinfelds Co-Trainer Christopher Naatz mit Blick auf die Englischen Wochen. Es war das achte Pflichtspiel innerhalb von vier Wochen für den SVP, „so ein Programm mutet man keiner Profimannschaft zu“, klagte Jochen Prieß.

SV Preußen Reinfeld: Sprave – Lorenz, Böckelmann, Zabel, von Domarus – Dankert (63. Köpke), Brügmann (46. Tetzlaff), Witten, Lie – Aldermann, Radde (63. Sauer).