Die neue Staffel der Ahrensburger Reihe „Literatur live“ bietet mit Martin Sonneborn & Co feinste Satire

Ahrensburg. Die Mischung macht’s. Sie schmeckt dem Publikum so gut, dass es scharenweise in den Marstall strömt. Rund 150 Zuhörer kommen regelmäßig, manchmal sogar 300 und noch mehr. Nur um einen Autoren vorn am Tisch zu sehen, ihm zuzuhören – und „Literatur live“ zu erleben. „150, das ist viel. Und ungewöhnlich“, sagt Marstall-Manager Armin Diedrichsen. „Ich habe Lesungen in großen Buchhandlungen in Hamburg erlebt, in denen zehn Leute saßen. Und die fanden das ganz normal.“ In Ahrensburg sieht normal anders aus.

Die Veranstaltungsreihe von Marstall, Buchhandlung Stojan und dem Weinhandel 20Wines geht im September in die vierte Runde. Viele Lesungen waren in den Vorjahren ausverkauft. Und auch jetzt ist der Kartenverkauf bereits in vollem Gang: „Literatur live“ zieht. Besonders wenn satirische Untergangsstimmung herrscht und Martin Sonneborn, Thomas Gsella und Oliver Maria Schmitt einen Hauch von Titanic verbreiten.

Es liegt daran, dass diese Boygroup mit drei Herren um die 50 zur Elite in der deutschen Humor-Szene zählt und selbst ihre bitterbösen Beschimpfungen und dreisten Tatsachenverdrehungen noch Vergnügen bereiten. Am 17.Oktober kommen die Drei, die als ehemalige Chefredakteure der Satire-Zeitung Titanic eine gemeinsame, bewegte Vergangenheit haben, ins Kulturzentrum an der Lübecker Straße. Wer die Boys sehen möchte, sollte sich bald um Tickets kümmern.

„Verlage wollen zuerst immer weniger namhafte Autoren platzieren“, sagt Joachim Becker von der Buchhandlung Stojan. Hinter Promis müsse man dagegen schon mal herlaufen. Bei den ebenso frechen, wie bekannten Satire-Jungs lief es anders herum. Die Agentur wollte sie gern auf die Marstall-Bühne schicken – so kann es auch gehen.

Der Fernsehmann, Agitator, Journalist und Autor Sonneborn ist immer gut für Überraschungen. Er hatte einen Aufsehen erregenden Versuch unternommen, den Weltfußballverband FIFA zu bestechen und war als Spitzenkandidat der parodistischen Partei mit dem erhellenden Namen „Die Partei“ tatsächlich ins Europäische Parlament eingezogen. Nun wird er mit den beiden anderen Satire-Altstars für Wirbel im Marstall sorgen. Das Publikum muss sich auf eine mehr als dreistündige Mediashow wagnerschen Außenmaßes gefasst machen, mit Beamer, lustigen Filmchen und allem Drum und Dran.

Die Titanic-Boys sind im besten Alter und dennoch – oder vielleicht deswegen? – auf Abschiedstournee. Zum letzten Mal also bringen sie mit einem Live-Programm Satire pur und Polemik unters Volk. Um 20 Uhr geht der fantastische Irrsinn los. Aber was hat das mit Literatur zu tun, könnten kritische Geister fragen. Eine Menge, könnten Fans antworten. Eine klassische Lesung ist es sicher nicht – Teil eines erfolgreichen Konzeptes aber bestimmt.

„Wir engagieren bekannte und unbekannte Autoren. Und wir bieten anspruchsvolle Literatur, genauso wie Massenkompatibles“, sagt Marstall-Manager Diedrichsen. Das ergibt offenbar den richtigen Mix. Ein guter Tropfen kommt noch dazu – vom Weinhandel 20Wines. Diedrichsen: „Ein Glas ist im Preis drin. Auch das ist sicher ein Argument.“ So lässt sich auch bitterböse Satire, bei der das Lachen im Hals stecken bleibt, gleich runterspülen.

Hilfreich dürfte das auch sein, wenn das Grauen kommt. Und das kommt gleich zu Beginn der vierten Auflage von „Literatur live“. Bettina Bormann bringt am 5. September „Das Flüstern der Mördermuscheln“ mit. Und mit „Morden im Norden“ geht es bei der Kriminacht am 25. September munter weiter. Doris Gercke, Gunter Gerlach, Christian Kraus und Andreas Behm erscheinen ab 20 Uhr im Marstall. Zum Signieren erscheint der Ahrensburger Kabarettist Horst Schroth am 8. November schon um 11Uhr in der Buchhandlung Stojan. Er hat das Best-of seines Programms zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Der Eintritt ist frei. Und ein Gläschen gibt es trotz früher Stunde auch hier dazu. Diedrichsen: „Wir machen mit der Veranstaltungsreihe einen Gewinn. Wir sind froh, dass wir ein schwarze Null schreiben.“

Es ist noch mehr drin in der Wundertüte „Literatur live“. So erfahren die Zuhörer, was sich am 20. November „Vor dem Fest“ im uckermärkischen Dorf Fürstenfeld für eigenartige Dinge abspielen. Der Roman von dem aus Bosnien stammenden Sasa Stanisic steht auf der Longlist für den Deutschen Bücherpreis. Joachim Becker schwärmt. „Es ist das beste deutschsprachige Buch, das ich seit langem gelesen habe.“

Sieben Mal gibt es „Literatur live“ in der neuen Staffel. Das ganze Programm ist unter www.marstall-ahrensburg.de im Internet nachzulesen.