Länderspiel-Premiere für Celina Meißner. Bei einem Lehrgang des deutschen Handball-Bundes trifft sie auf Polen, Schweiz und Rumänien

Bargteheide. Verärgert greift Celina Meißner hinter sich. Die in Bargteheide lebende Handball-Torfrau des VfL Bad Schwartau hat nun schon zum zweiten Mal in Folge einen nicht haltbaren Treffer kassiert. Was die blonde Stormarnerin als Ausrede nicht gelten lässt. Sie ist hochgradig genervt. Das erkennt auch VfL-Coach Olaf Schimpf. Und handelt. Er holt seine Torfrau vom Spielfeld, redet an der Seitenlinie lange auf sie ein. Bis sie wieder zur Ruhe kommt.

„Celinas fast schon brutaler Ehrgeiz ist einerseits ihre große Stärke, andrerseits aber auch ihre Schwäche“, sagt der 45-Jährige, „Er hat ihr aber immerhin eine Einladung für die Jugend-Nationalmannschaft eingebracht.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Am liebsten würde Celina alle Begegnungen zu Null gewinnen, wobei für ihre eigenen Paraden der Gegner noch Minuspunkte bekommen sollte. Aber so funktioniert das im Handballsport nun leider nicht.“

Der besagte Ehrgeiz gepaart mit ihrem Talent zwischen den Pfosten ließen auch Frank Hamann aufhorchen. Es war in der Woche vor den Sommerferien, als der U-18-Nationalcoach nach einem Stützpunkttraining des Deutschen Handballbundes (DHB) in Henstedt-Ulzburg die blonde Bargteheiderin mit den Worten „hast du mal eine Minute“ zur Seite nahm.

„Ich hatte absolut keine Ahnung, was Frank von mir wollte“, erinnert sich Celina. Die Aufklärung ließ nicht lange auf sich warten. „Ich habe dich für den kommenden DHB-Lehrgang als Torwartin eingeplant“, sagte der Jugendcoach. Vom 21. bis 24. August reist Celina nun ins knapp 700 Kilometer entfernte Schmelz (Saarland). Die Lehrgangsteilnehmerinnen der Jahrgänge 1998/99 werden zudem beim Aygo-Lamberg-Girls-Cup ihr Können unter Beweis stellen. Dort treffen sie auf die Jugendnationalmannschaften der Schweiz, von Rumänien und Polen, sowie auf die Handballmädchen des Thüringer HC und eine Auswahl des Handball-Verbands Saar.

Celina begann im Alter von vier Jahren beim TSV Bargteheide mit dem Handballsport. Als Siebenjährige stand sie das erste Mal zwischen den Pfosten. „Ich war als Kind die einzige, die im Tor keine Angst vor dem Ball hatte“, sagt Celina. „Torwartin ist ein richtig cooler Job.“

Vor rund drei Jahren wechselte sie zur GHG Hahnheide. Zeitgleich trainierte sie einmal wöchentlich in Bad Schwartau. Coach Schimpf bot ihr diese Chance mit dem Argument an „du musst mehr aus dir machen“.

Nach einem Jahr bei der GHG folgte zwangsläufig der Wechsel zum VfL Bad Schwartau. Derzeit hütet Celina das Bad Schwartauer Gehäuse sowohl in der weiblichen B-Jugend Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein wie auch in der weiblichen Jugendbundesliga. Mit einem Doppelspielrecht wird die Bargteheiderin zudem kommende Saison die Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg in der Dritten Liga verstärken.

Eine zu starke Belastung ihrer Tochter befürchten die Eltern Tina und Klaus Meißner nicht. „Olaf Schimpf achtet bei Celinas Einsätzen darauf, dass sie körperlich und mental nicht überstrapaziert wird und den Spaß am Sport verliert“, sagt Mutter Tina. Ohne das Engagement der Eltern wäre die bisherige Entwicklung ihrer Tochter nicht möglich gewesen. Das ist Celina bewusst. Sie sagt: „Ohne die zeitliche und finanzielle Unterstützung meiner Eltern könnte ich den Sport auf diesem Level sicherlich nicht ausüben.“

Wenn die 15-Jährige entscheiden könnte, wer auf der fast täglichen Fahrt zum Training nach Bad Schwartau hinter dem Steuer des Familienautos sitzt, würde sie sich ihre Mutter als Chauffeurin aussuchen. „Immerhin hat sie die Strecke schon einmal unter 30 Minuten geschafft.“