Vereine rechnen nach WM-Titelgewinn mit starkem Zulauf

Ahrensburg. Fußballsport boomt – und das nicht erst seit dem berauschenden Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Kein Wunder also, dass ungezählte junge Nachwuchskicker Nacht für Nacht davon träumen, einmal wie der große Thomas Müller den Ball dreimal am portugiesischen Torwart Rui Patricio vorbei ins Netz zu hämmern – oder wie Sami Khedria vor tobender Kulisse geschickt die Fäden im Mittelfeld zu ziehen. Real Madrid hat die Zeichen der Zeit längst erkannt, denn erst kürzlich gastierte der spanische Weltklasseverein fünf Tage lang mit seiner Fußballschule in Ahrensburg (das Hamburger Abendblatt berichtete). Doch auch Fußballvereine aus Stormarn rechnen nach dem Titelgewinn mit einem enormen Anstieg der Anmeldungen im Bereich Jugendfußball.

„Ich gehe davon aus, dass uns nach den Sommerferien viele junge Fußballer die Tür einrennen“, sagt Jugendwart Jan Fedkenhauer vom SSC Hagen Ahrensburg. Erfahrungsgemäß sei dies immer nach einer Europa- oder Weltmeisterschaft der Fall. „Besonders bei den Vier- bis Achtjährigen erhöht sich die Anzahl der Interessenten“, sagt er. Bisher habe es allerdings wegen der Sommerferien, die in Schleswig-Holstein direkt nach der WM begonnen haben, noch keine Anmeldungen gegeben. Ob eventuell mehr Mannschaften gebildet werden, müsse deshalb auch spontan entschieden werden. „Das Problem ist, dass der Meldeschluss der Mannschaften für die neue Saison am 30. Juni war“, sagt Fedkenhauer. „Aber wir können noch Teams nachmelden.“

Bei Dierk Liebe, der eine F-Jugendmannschaft beim VfL Oldesloe trainiert, sind schon einige Anmeldungen für die kommende Saison eingegangen. Aber mit dem großen Ansturm rechnet er erst nach den Sommerferien. Abteilungsleiter Jens Schenk sagt: „Ich hoffe, dass wir von der Euphorie nach der WM leben können.“ Mit seinen rund 500 Jugendlichen, die in 22 Mannschaften trainieren, ist der VfL Oldesloe zwar gut besetzt, aber laut Schenk hätte der Verein noch Kapazitäten. „Wenn sich nach den Ferien bei uns die Anfragen häufen, können wir auf ausreichend ältere Jugendliche zurückgreifen, die bereits Interesse bekundet haben, eine Jugendmannschaft zu trainieren.“

Derzeit geht Schenk deshalb davon aus, dass der VfL alle Neuzugänge unterbringen kann. Der SSC Hagen nimmt ebenfalls grundsätzlich alle Kinder auf. Nur beim Fußballkindergarten, in dem die Vierjährigen spielerisch ans Kicken herangeführt werden, ist die Teilnehmerzahl auf 16 Fußballer begrenzt. „Für diese Gruppe habe ich drei Trainer“, sagt Fedkenhauer.

Bisher hat er keine Probleme gehabt, Trainer für die rund 400 Jugendlichen zu finden. „Für die Leistungsmannschaften haben wir viele externe Bewerber, für die dritten und vierten Mannschaften ist es deutlich schwieriger, Trainer zu finden.“ Zum Glück gebe es oft Eltern oder Bekannte, die sich engagierten. „Bei den Kleinen geht es um Spaß beim Training und bei den Spielen“, sagt der Spartenleiter. „Die Trainer müssen kein Fachwissen mitbringen.“ Der VfL Oldesloe kann ebenfalls auf Elternengagement bauen. Dierk Liebe trainiert beispielsweise zusammen mit seinem Cousin Manuel Liebe die F-Jugend, in der die Söhne der beiden spielen. „Von etwa sechs neuen Kindern versteht ein Elternteil etwas von Fußball und trainiert dann eine Mannschaft“, sagt Dierk Liebe.

Carsten Müller, der Jugend-Obmann beim TSV Trittau ist, könnte hingegen mehr Mannschaften aufstellen, wenn sich ehrenamtliche Trainer finden würden. Etwa 250 Jugendliche spielen dort Fußball. „Ich könnte eine dritte F-Jugend- und G-Jugend aufmachen. Dafür suchen wir noch freiwillige Betreuer“, sagt der 45-Jährige. Das ehrenamtliche Engagement, das in einem Verein nötig sei, werde tendenziell weniger. Dies kann Fedkenhauer bestätigen. Allerdings betont er, dass es beim SSC Hagen viele Eltern und Spieler gebe, die sich als Trainer oder bei der Organisation einsetzten.

Insgesamt habe die Zahl der Anmeldungen im Bereich Jugendfußball in den vergangenen zehn Jahren aber abgenommen, so Fedkenhauer. Er ist der Meinung, dass das am demografischen Wandel liege. „Wir haben mit Ahrensburg ein großes Einzugsgebiet und viel Nachwuchs. Eine Menge Vereine sind schlimmer dran“, sagt der ehemalige Verteidiger. Auch Müller kann sich nicht über Nachwuchsmangel beklagen. Zwar sei die Entwicklung rückgängig, aber es gebe genug Neubaugebiete, die junge Familien anzögen.

Beim VfL Oldesloe gibt es bislang ebenfalls genug Fußball-Nachwuchs. Das Problem seien eher die A- und B-Jugendmannschaften. „In dem Alter haben die Jungs nicht nur Fußball im Kopf“, sagt Abteilungsleiter Jens Schenk und lacht. Trainer Dierk Liebe räumt allerdings ein, dass kleine Vereine auf dem Land zunehmend unter Nachwuchsmangel leiden. „Die Dörfer sterben aus“, sagt der 44-Jährige.

Den beiden Jungfußballern Niko und Jeremy machen die Abschlussspiele im Training am meisten Spaß. Die Achtjährigen spielen seit fünf Jahren beim VfL. Niko ist Stürmer, Jeremy Verteidiger. Dementsprechend ist Nikos Lieblingsfußballer genau dieser Müller, der bei der WM fünfmal erfolgreich war. Jeremy favorisiert dagegen Innenverteidiger Mats Hummels: „Der hat das ganze Turnier über sehr ordentlich gespielt und immerhin auch zwei Tore gemacht.“