Ardian Sejdiu setzt sich im Casting durch. Im April schien seine Laufbahn beendet – wegen Herzrhythmusstörungen

Bad Oldesloe. Wie so viele andere Hobbyfußballer malt sich Ardian Sejdiu etwa täglich aus, wie es wäre, gegen den großen FC Bayern München zu spielen. Wie es wäre, nur einen Zweikampf gegen Franck Ribery oder Arjen Robben zu führen. Oder wie es wäre, live im Fernsehen zu sehen zu sein. Doch da ist ein kleiner Unterschied zwischen Sejdiu und all den anderen Amateurkickern: Für den Oldesloer geht dieser Traum bald in Erfüllung.

Wenn in diesem Jahr wieder der Paulaner Cup steigt, dann treten Fußballer aus der ganzen Welt gegen den Deutschen Rekordmeister an. In diesem Jahr bewarben sich mehr als 30.000 junge Männer. „Als ich die Zahl gehört habe, konnte ich es gar nicht glauben“, sagt Sejdiu. Als einer von 63 Bewerbern wurde er zum Casting nach München eingeladen. Dort überzeugte er sowohl die ausgebildeten Trainer beim Testspiel an der Säbener Straße als auch bei einer Showeinlage die Jury – bestehend aus den ehemaligen Nationalspielern und Bayern-Profis Paul Breitner und Raimond Aumann sowie Sportreporter Waldemar Hartmann. Breitner übergab ihm schließlich eine der begehrten Urkunden.

Es ist der vorläufige Höhepunkt in Sejdius bewegter Laufbahn als Fußballspieler – und der Tiefpunkt ist gerade mal dreieinhalb Monate her. Im April nämlich litt der 20-Jährige urplötzlich unter Herzrhythmusstörungen. Wie ernst die Sache war, hielten Sejdiu und sein damaliger Verein SV Eichede diskret unter der Decke. Niemand mag sich ausmalen, was gewesen wäre, wenn der Krankenwagen nur wenige Minuten später gekommen wäre. „Es war schon kritisch“, gibt Sejdiu heute zu.

Sejdiu trainierte gerade in Eichede, als sein Herz zu Rasen begann. Als Minuten später der Krankenwagen eintraf, lag sein Puls bei 230. „Für mich und die Ärzte ist die ganze Sache bis heute ein Rätsel“, sagt der gebürtige Hamburger, dessen Eltern ein Jahr vor seiner Geburt aus dem Kosovo flohen. Fußball spielen, sagten ihm die Ärzte damals, sei ab sofort gefährlich für ihn. „Aber inzwischen habe ich zum Glück wieder grünes Licht bekommen.“ Der Blick geht nach vorn. Denn von dem Spiel gegen die Bayern erhofft sich der 1,74 Meter große Rechtsfuß mehr als nur ein paar schöne Fotos.

„Der Paulaner Cup ist eine große Chance für mich“, sagt der Defensivspieler. „Ich will dort auffallen, denn mit dem Ziel, Profi zu werden, habe ich noch nicht abgeschlossen.“ Um flexibel zu sein, falls er tatsächlich einem Scout auffällt, wird Sejdiu sich zunächst keinem Verein anschließen, lehnte Angebote aus der Oberliga Hamburg ab und will auch nicht nach Eichede zurück.

Jahrelang ging der junge Ardian tatsächlich den klassischen Weg eines künftigen Bundesligaspielers. In der Jugend lief er für den FC St. Pauli auf, traf auf Spieler wie Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg oder WM-Teilnehmer Shkodran Mustafi. Später trainierte er bei den Profis mit, kämpfte sich erstmals in die Startelf der zweiten Mannschaft – und fiel sofort wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung acht Monate aus.

Dass Sejdiu, der vor einem Jahr die Schule beendete und seither auf Ausbildungssuche ist, für eine Profikarriere fast alles tun würde, zeigte sich spätestens, als er nach seinem Wechsel zum SVE wieder Probleme mit dem Schambein bekam. Er ließ sich einen Termin bei dem Spezialisten Dr. Jens Krüger in Berlin geben. Die Operations-Kosten im vierstelligen Bereich übernahm er selbst.

Was aus all den Plänen des höflichen jungen Mannes wird, ist kaum abzusehen. Vom Glück gesegnet ist er bislang nicht gerade, dafür aber umso umtriebiger. Für ein Probetraining fuhr er im vergangenen Winter sogar nach Polen, doch aus einem Engagement beim Zweitligaclub Motor Lublin wurde nichts. Momentan hofft Sejdiu, der die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, auf eine Einladung für ein Probetraining bei der kosovarischen Nationalmannschaft, die in diesem März ihr erstes offizielles Länderspiel absolvierte. Sein Onkel kenne da jemanden, der einen Kontakt herstellen könne.

Wann und wo genau Sejdiu und die anderen, die sich gegen 30.000 Mitbewerber durchgesetzt haben, auf die Bayern treffen, steht noch nicht fest. „Eigentlich sollte im Herbst gespielt werden, aber vielleicht verzögert es sich bis in den Winter“, sagt Sejdiu. Es bleibt also etwas Zeit, den Zweikampf gegen Ribery in Gedanken noch ein paar Mal zu führen.