Valentin Böckler zählt international zu den besten Freestyle-Surfern. Der 22-Jährige startet am Wochenende auf Fuerteventura beim Weltcup

Grande. Die Müdigkeit hat Valentin Böckler noch nicht ganz aus seinen Gliedern verscheucht, als er hinaus auf den kleinen Balkon seines Apartments tritt. Geblendet von der Morgensonne Fuerteventuras hält er schützend die rechte Hand über die Augen. Was der 22-Jährige sieht, gefällt ihm. Vor ihm glänzt der Atlantische Ozean in einem kräftigen Blau, weiße Schaumkronen tänzeln auf seichten Wellen, bis diese in Strandnähe nach vorn überkippen.

Für einen kurzen Moment genießt Böckler den Anblick seines Arbeitsplatzes. Der in Grande lebende junge Mann ist Profi-Windsurfer, genauer gesagt Profi-Freestyle-Surfer. Ein Job, um den er häufig beneidet wird, denn der führt ihn an die schönsten Plätze dieser Erde. Heute sind es die Kanarischen Inseln, morgen ist es die Karibik und übermorgen vielleicht die Südsee. Aber auch wenn sich die einzelnen Stationen überaus verlockend anhören, ein mehrstündiges tägliches Training bildet die Basis seines Könnens.

Böckler blickt zur Uhr. Es ist Zeit, den Frühstücksraum der deutschen Hotelanlage aufzusuchen. Mit eben dieser Kette für Club-Urlauber hat Böckler eine Vereinbarung getroffen. Während großer Surfevents steht dem 22-Jährigen weltweit kostenlos ein Apartment zur Verfügung. Im Gegenzug verbringt der Grander einige Stunden an der hoteleigenen Surfstation und gibt Unterricht.

„Eine coole Vereinbarung, die mir finanziell über die Runden hilft“, sagt Böckler, der vom heutigen Freitag, 25. Juli, an beim achttägigen Freestyle-Worldcup der Professional Windsurfers Association (PWA) auf Fuerteventura an den Start geht. „Eine Platzierung unter den weltbesten 20 Freestyle-Surfern wäre ein toller Erfolg“, sagt Böckler.

Der erste Event der dreiteiligen Wettkampfserie wurde auf den Niederländischen Antillen vor der Insel Bonaire ausgetragen. Als „mega nice“ beschreibt Böckler den PWA-Event, zu dem er fünf Tage zuvor anreiste, um sich auf die speziellen Bedingungen im türkisblauen Wasser am Sorobon Beach einzufahren. „Ich dachte, ich wäre im Paradies auf Erden“, sagt Böckler, „das war ich wohl auch.“ Der Grander belegte nach mehreren Durchläufen unter rund 50 Startern den 26. Rang. „Ich hatte eine super Zeit auf Bonaire, in der ich wichtige internationale Wettkampferfahrung gesammelt habe“, sagt Böckler. Der dritte und letzte Durchlauf wird vom 26. September bis 5. Oktober vor der Nordseeinsel Sylt ausgetragen.

Im Alter von sechs Jahren begann Böckler mit dem Surfsport. Einige Jahre später konzentrierte er sich auf das Freestyle-Surfen, bei dem – im Gegensatz zum sogenannten Waveriding – im Flachwasser gefahren wird.

Artistische Elemente wie Loopings, Drehungen und Sprünge stehen im Vordergrund. Wenn Böckler an einem neuen Trick arbeitet, schaut er ihn sich immer und immer wieder vorher auf DVD an. Solange, bis jedes noch so kleine Detail sitzt. Anschließend bemüht er sich, auf dem Wasser die Theorie in die Praxis umzusetzen.

„Mein derzeitiger Lieblingstrick ist der Shaka“, sagt Böckler, „eine in der Luft in den Wind hinein gesprungene ganze Drehung, bei der man sich mit dem Körper auf das Segel lehnt und sich dabei von dem Wind nach oben katapultieren lässt.“

Vor vier Jahren machte Valentin Böckler in der internationalen Surf-Szene als U 20 European Freestyle Champion 2010 und Windsurf-Talent of the Year bereits auf sich aufmerksam. Obwohl für ihn schon damals der Wechsel ins Profilager feststand, schloss Böckler ein Jahr später seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann erfolgreich ab.

Als Volontär einer Hamburger PR-Agentur lernte er vergangenes Jahr die harte Schule der Werbebranche kennen. Steine wurden Böckler nicht in den Weg gelegt, denn als ehemalige Surfweltmeisterin kann Agenturchefin Andrea Höppner seine unbändige Leidenschaft für den Wassersport bestens nachempfinden.

Der 22-Jährige ist der Werbebrache treu geblieben und absolviert nebenbei eine spezielle Weiterbildung, die ihm nach erfolgreichem Abschluss im kommenden Jahr den Titel Junior-PR-Berater beschert. Dank der modernen Kommunikationsmöglichkeiten erledigt Böckler fast täglich kleinere Jobs im PR-Bereich.

Zurück in Stormarn arbeitet der ambitionierte Wassersportler in einem Hamburger Surfshop am Oortkatener See und vertreibt über einen eigenen Internet-Shop gebrauchte Boards, Segel und Gabelbäume. Als weitere Einkommensquelle hatte der Grander in den zurückliegenden Jahren die Geldprämien bei Stand-up-Paddle-Rennen für sich entdeckt, inzwischen Paddel und Board aber an den Nagel gehängt.

„Das Stand-up-Paddling hat in den letzten Jahren zwar einen gewaltigen Aufschwung erlebt“, sagt Böckler, „mir ist die gesamte Szene mittlerweile zu überdreht geworden.“

Surfer gehören zu den wenigen Idealisten der heutigen Sportszene. Bei den Jugendlichen hat das Kite- dem Windsurfen mittlerweile den Rang abgelaufen. Böckler will gegen den Trend angehen. Freestyle-Surfen gehört seiner Meinung nach ohnehin mehr ins Rampenlicht.