14-jährige Yasmine Wagner kämpft mit TSV-Damenteam um Nordliga-Aufstieg und erringt Landes-Vizemeisterschaft

Glinde. Bei der Wortfindung zur Beschreibung ihrer Schlafgewohnheiten erweist Yasmine Wagner sich als äußerst kreativ. „Ich bin ‚Mittelschläfer‘“, sagt die 14 Jahre alte Tennisspielerin vom TSV Glinde. „Halb zehn morgens ist für mich die beste Zeit, um in den Tag zu starten.“ Was während der Schulferien problemlos möglich ist, findet Mitte August jedoch ein jähes Ende. Um 5.45 Uhr wird dann der Wecker Yasmine aus den tiefsten Träumen reißen.

Anschließend heißt es für sie: Raus aus den Federn, rein ins Tenniskleid, denn in Kürze wird Coach Axel Pretzsch vor ihrer Haustür im Hamburger Stadtteil Alsterdorf erscheinen, um gemeinsam mit seinem Schützling in die knapp zehn Kilometer entfernte Horner Verbandshalle zu fahren. Dreimal wöchentlich wird für Yasmine noch vor der ersten Schulstunde Tennis auf dem Programm stehen. Die neuen Lehrer werden ihren Trainingsfleiß gutheißen, denn die 14-Jährige wechselt nach den Ferien innerhalb Hamburgs von der französischen Schule Lycée Antoine de Saint-Exupéry in die 9. Klasse der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg (Hamburg). Pretzsch hält diese Entscheidung für den richtigen Schritt. „Yasmine fehlt Turniererfahrung, um überregional erfolgreicher zu spielen“, sagt der Coach. „Durch den Schulwechsel wird sich das in Zukunft ändern, sie darf dabei aber weder den Spaß an der Sache verlieren noch verheizt werden.“

Als Dreijährige stand Yasmine erstmals mit dem Schläger in der Hand auf dem Court. „Tennis konnte man das damals natürlich nicht nennen“, sagt sie, „wir standen direkt am Netz und haben ab und zu den Schläger über die Kante gehoben.“ Als Sechsjährige sammelte sie erste Turniererfahrungen bei diversen Kinder-Wettbewerben. Kürzlich verpasste die 14-Jährige, deren Mutter Natalie aus Montreal (Kanada) stammt, bei den Landesmeisterschaften in Kiel nur knapp ihren ersten großen Titelgewinn. Im U-14-Endspiel gegen Julia Rados (Pinneberger TC) zog Yasmine mit 0:6, 6:2, 4:6 den Kürzeren.

„Im ersten Satz bin ich gar nicht erst ins Spiel gekommen“, sagt sie, „und nach dem dritten verlorenen Spiel habe ich den Durchgang für mich abgehakt.“ Die 14-Jährige bewies im zweiten Abschnitt ein großes Kämpferherz, ehe im dritten Satz fünf Doppelfehler in Folge sie komplett aus dem Rhythmus warfen. Schon einmal zeigte Yasmin eindrucksvoll ihre kämpferischen Qualitäten. Während eines Turniers in Detmold (Nordrhein-Westfalen) vor drei Jahren trat sie bei eigener 3:2-Führung unglücklich auf einen am Netz liegenden gelben Filzball. Trotz Schmerzen verschwendete sie keinen Gedanken ans Aufgeben. Die Partie ging verloren, die Diagnose der Ärzte lief auf einen Bänderriss im Sprunggelenk hinaus.

„Ich wollte partout nicht aufgeben“, sagt Yasmine, die ebenso kämpferisch, aber mit der richtigen Einschätzung an ihren weiteren Werdegang im Tennissport herangeht. Yasmine: „Es wäre vermessen, jetzt schon von einer Profikarriere zu sprechen, aber mit harter Arbeit und intensivem Training will ich mein Potenzial voll ausschöpfen und sehen, wohin der Weg mich führt.“ Eine feste Vorstellung, was ihren beruflichen Werdegang betrifft, hat die 14-Jährige dagegen schon. „Ich würde gern Medizin studieren“, sagt sie. Was naheliegend ist, da Vater Florian Wagner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf als Herzchirurg tätig ist.

Der 54-Jährige bewahrt seine Tochter vor falschen Vorstellungen: „Arzt zu sein ist der tollste Beruf der Welt, wenn man bereit ist, viel Engagement und Zeit zu investieren und Kompromisse im Privatleben in Kauf nimmt.“ Yasmine, die mit der Glinder Damenmannschaft noch um den Nordliga-Aufstieg kämpft, will künftig auf Turnieren verstärkt bei den Damen mitmischen. „Natürlich kann mein Ziel vorerst nur sein, die erste Runde zu überstehen“, sagt Yasmine. „Aber die Erfahrungen, die ich gegen ältere Spielerinnen sammeln kann, sind Gold wert.“

Auch wenn Stormarner Tennisspieler in Kiel keinen Titel geholt haben, konnte sich über Bronze Lucas Schümann vom THC Ahrensburg bei den U14 nach einem 6:2, 6:0 über Nick Nienhaus (Laboer TCBW) ebenso freuen wie Vereinskamerad Felipe Lampe, der das kleine Finale im U-12-Wettbewerb kampflos für sich entschied.