Leoni de Graaf vom VfL Oldesloe schleudert den Speer im U-18-Finale auf 45,97 Meter und wird Dritte mit der Kugel

Bad Oldesloe. Eine Verbesserung ihrer Weite hatte sich Speerwerferin Leoni de Graaf durchaus erhofft, bei den norddeutschen U-18-Meisterschaften auf der Hamburger Jahnkampfbahn aber keineswegs ausrechnen können. Auf 44,64 Meter warf sie ihren Speer gleich im zweiten Versuch, 43 Zentimeter weiter als ihre bisherige Bestmarke.

Dass die 17 Jahre alte Wurfspezialistin vom VfL Oldesloe mit der Erstplatzierten Klara Ortha (48,64 Meter) eine schier übermächtige Gegnerin am Ende vor sich haben würde, war ihr vor dem Wettkampf bewusst. Doch längst zählen für Leoni persönliche Rekorde mehr als Platzierungen und Medaillen. Und als ob Leoni es sich selbst noch einmal beweisen wollte, schleuderte sie das 600 Gramm schwere Sportgerät im letzten Versuch auf 45,97 Meter – überbot dabei an diesem Tag nicht nur ein zweites Mal ihre eigene Vorgabe, sondern sicherte hinter ihrer Konkurrentin vom SC Potsdam die Vizemeisterschaft.

Wieder einmal erwies sich Leonis Bauchgefühl beim Einwerfen als Stimmungsbarometer. „Ich hatte ein gutes Gefühl. Der Speer lag hervorragend in der Hand“, sagt die 17-Jährige, „die einzelnen Bewegungsabläufe beim Anlauf gingen nahtlos ineinander über.“ Aber auch das starke Starterfeld hatte sie beflügelt, denn immerhin sieben Starterinnen knackten die 40-Meter-Marke.

Mit der Kugel erreichte Leoni tags zuvor Rang drei, war aber mit ihrer Weite von 13,71 Metern alles andere als zufrieden. „Ich bin zu nervös in den Wettkampf gestartet, dadurch nie zu meiner Form gefunden“, sagt sie. Mit dem Diskus (37,99 Meter) musste Leoni sich mit dem undankbaren vierten Rang zufrieden geben. „Auch hier war für mich an diesem Tag nicht mehr drin.“ Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt der blonden Oldesloerin nicht, denn in knapp vier Wochen startet sie mit Speer, Kugel und Diskus bei den deutschen U-18-Jugendmeisterschaften in Bochum-Wattenscheid (8. bis 10. August, Nordrhein-Westfalen). Bis dahin wird Leoni intensiv an ihren Techniken feilen und im Kraftraum an ihrer Schnellkraft arbeiten.

Nach den Sommerferien wechselt Leonie in die 12. Klasse des Hamburger Lise-Meitner-Gymnasiums. Im darauffolgenden Schuljahr wird sie ihr Abitur ablegen, notfalls auch ihre Trainingseinheiten zurückschrauben. „Das Abitur geht vor, das ist selbstverständlich“, sagt sie. Ihren Notendurchschnitt von 1,5 hofft sie weiter verbessern zu können. Leoni schwebt ein Sport- oder Medizinstudium vor. Dass sie als Wurfspezialistin später kein Geld verdienen wird, ist ihr bewusst. „Die Chance, einen gut dotierten Werbevertrag zu bekommen ist sehr gering“, sagt sie. „Dennoch bin ich überglücklich, meine Leidenschaft ausleben zu können.“ Nicht nur aufgrund ihrer rasanten Fortschritte will Leoni sich mehr und mehr auf den Speerwurf konzentrieren. „Spezialistinnen mit der Kugel oder dem Diskus trainieren ab einer gewissen Leistungsstufe nichts Anderes“, sagt Leoni, „was sich dann auch in deren physischer Entwicklung niederschlägt.“

Adrian Hutschalik vom TSV Glinde sorgte bei den norddeutschen Titelkämpfen ebenfalls für Furore. Der 17Jahre alte Schüler des Gymnasium Trittau überquerte im U-18-Zeitlauf als Zweitschnellster die Ziellinie (50,73 Sekunden) – hinter Henrik Hannemann (LG Neumünster, 48,55 Sekunden). Vor vier Jahren erst begann Adrian mit der Leichtathletik, was er Vater Jürgen zu verdanken hat. „Mein Vater war aktiver Leichtathlet, ehe er in das Traineramt wechselte“, sagt Adrian.

Als Leichtathletik-Coach beim TSV Glinde gelang es Jürgen Hutschalik später, seinen Filius für die Laufdisziplinen zu begeistern. Mit Erfolg: Wie Leoni hat auch Adrian das Ticket für die deutschen Jugendmeisterschaften in der Tasche und wird über 400 Meter an den Start gehen. Der 17-Jährige bleibt mit beiden Beinen auf dem Boden: „Es wäre für mich ein toller Erfolg, wenn ich mich für den Finallauf qualifizieren würde“, sagt er.

Bei den überregionalen Wettkämpfen in Hamburg sorgten weitere Stormarner Athleten für Aufsehen. Allen voran Darlene Harder von der LG Reinbek-Ohe, die im Wettbewerb der Frauen über 100 Meter Hürden in 14,74 Sekunden Zweite wurde. Vereinskamerad Robin Römer belegte im U-18-Zeitlauf über 800 Meter den dritten Rang.

Zweimal knapp eine Medaille verpasst hat dagegen Leonie Piehl, die für die Reinbeker Leichtathletik-Gemeinschaft im Hoch- und Weitsprung-Finale der Frauen an den Start ging und jeweils Vierte wurde. Zwei Zentimeter fehlten ihr in der Sprungkuhle (5,59 Meter) zu einer Podiumsplatzierung, während sie die Latte in einer Höhe von 1, 60 Metern meisterte.